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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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Meere«, fuhr er schließlich ruhiger fort. » Zudem wussten sie es schon immer: Der Reichtum liegt keineswegs im Westen, in diesem Hispañola, wie Colombo, der Genueser behauptet, er liegt vielmehr genau in der Gegenrichtung, im Osten. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass sie mit jeder Schiffsladung reicher werden«, schwärmte er.
    Schon seit längerer Zeit war Vater in den Gedanken verliebt, Zeit und Kosten, insbesondere die hohen Zölle, die die Araber und Osmanen auf jede Karawane aus Indien erhoben, durch die Umsegelung Afrikas einzusparen. Cornelisz kannte die oft hitzigen Dispute zu dieser Frage, die sein Vater in der Antwerpener Kaufmannschaft führte, und beobachtete seit Jahren, wie er sich bemühte, das Interesse an dieser neuen, nach seiner Meinung einträglicheren Route zu wecken. Auch die Gründung einer Handelsgesellschaft hatte er mehrmals vorgeschlagen. Vergeblich, alle potentiellen Teilhaber lehnten ab. Ihre Gegenargumente gipfelten jedes Mal in den gleichen drei Worten: zu hohes Risiko. Sein Vater schien allerdings nach wie vor von seinen Argumenten überzeugt zu sein. Warum nur lag dann seine Stirn in Sorgenfalten? Und was hatte dies alles mit ihrer Seereise zu tun?
    » Der Seeweg um Afrika würde unseren Profit vertausendfachen!«, ereiferte sich der Vater soeben. » Wenn wir nicht endlich in die neue Route investieren, werden uns die spanischen und portugiesischen Handelsherren schon bald aus dem gesamten Gewürzhandel verdrängt haben. Wir müssen uns schleunigst mit ihnen einigen. Denn was bleibt uns in Antwerpen sonst übrig? Ich will es dir sagen: statt molukkischer Inseln das Nordmeer, statt Muskat nur noch Pelze und getrockneter Fisch!«
    Pelze und Fisch? Damit war die Hanse gemeint, die Vater verachtete, da es den Kaufleuten der Hanse seiner Ansicht nach an Mut und Weitsicht fehlte.
    » Stockfisch, Bernstein und Pelze, was ist das schon im Vergleich zu Safran und Pfeffer, Zimt und Muskat?«, fragte der Vater mit einer wegwerfenden Handbewegung. » Aber ich sage dir, wenn die Antwerpener nicht hören wollen, so müssen sie eben fühlen. Ich werde ihnen beweisen, dass ich recht habe! Und ich werde ihnen zeigen, was ihnen entgeht. Diesmal habe ich alles auf eine Karte gesetzt, alles.«
    Mit diesen Worten kippte Willem van Lange den Rest des Weins hinunter. Plötzlich schien es ihm heiß geworden zu sein, denn er zerrte am Ausschnitt seines Hemdes und wischte Schweißperlen von der Stirn.
    » Drei Schiffe, Sohn, habe ich losgeschickt, drei Schiffe, voll bis obenhin! Nach der Umsegelung des verfluchten Kaps, wenn nichts mehr schiefgehen kann, nehmen sie die volta pelo largo, den großen Umweg. Das ist die längste, wegen der günstigen Winde jedoch auch schnellste Route«, erklärte der Kaufmann weiter. » Und vier Monate später sind sie in Antwerpen!«
    Er hatte sich wieder gefangen und drehte den leeren Pokal in den Händen, während sein Blick in die Ferne ging. Was er dort sah, schien ihn zu befriedigen, denn seine Stirn glättete sich. Nach einer Pause fuhr er fort: » Die Verantwortung dafür habe ich übernommen, und zwar sowohl für unseren eigenen wie auch für den Anteil von van der Beurse. Ich gebe zu, es liegt ein gewisses Wagnis darin. Aber du kennst meine Maxime, wer nichts Großes wagt, der darf nicht über trockene Erbsen jammern. Nun ja, wie dem auch sei, vor kurzem erhielt ich jedenfalls die Nachricht, alle Schiffe hätten glücklich das Kaap De Goede Hoop umsegelt! Du siehst, das Schlimmste ist also geschafft, und in etwa vier Monaten werden sie in Antwerpen eintreffen. Wir aber segeln unserer Flotte entgegen. Wir werden sie in der portugiesischen Festung Santa Cruz de Aguér an der marokkanischen Küste erwarten, um mit ihnen gemeinsam nach Antwerpen zurückzureisen. Diesen Triumph lasse ich mir nicht entgehen!«
    Das also war es, dachte Cornelisz beinahe erleichtert, der Vater wollte es den zögerlichen Handelsherren zeigen, wollte sie übertrumpfen, er suchte ihren Beifall und wollte seine Genugtuung auskosten. Wenn er es richtig verstanden hatte, so stand allerdings tatsächlich viel auf dem Spiel, und ihm dämmerte, was dem Vater Schweißausbrüche verursacht hatte.
    Willem van Lange hatte in Indien und auf den Gewürzinseln offenbar nicht nur seine eigenen Waren, sondern auch die des Brügger Handelshauses van der Beurse auf portugiesische Schiffe verladen lassen und auf den langen und gefährlichen Weg um Afrika herum geschickt. Ohne vorher van der Beurses

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