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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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konnte, dann sagte er: » Sarah«, und tippte dabei mehrfach auf seinen Bauch. Sodann strich er genüsslich über seinen Kopf und seine Arme, über die Brust und die Beine, und schnurrte dazu mit geschlossenen Augen, als habe er gerade etwas besonders Feines zu essen bekommen.
    Während die Jungen lauthals über die Vorstellung des Kleinen lachten, hatte Yasmîna verstanden: Lâlla Sarah war gesund, es ging ihr gut. » Al hamdullillah «, rief sie und klatschte in die Hände.
    *
    Stimmen, die aus dem Nebenraum drangen, weckten sie.
    » Du weißt nichts von ihr. In welcher Beziehung steht sie zu Capello? Dass man sie überhaupt mit ihm in Verbindung bringen kann, spricht nicht gerade für sie. Diese Sache kann uns die cappe nere auf den Hals hetzen.«
    Offenbar redeten sie über sie. Sarah erhob sich, um besser lauschen zu können.
    » Du weißt, ich hatte diese Ahnung. Und wenn jemand Hilfe braucht, kann ich nicht so tun, als ginge mich das nichts an.«
    » Wir können aber auch nicht immer unserem Herzen folgen. Bedenke, wir besitzen zwar Privilegien, doch sie sind nicht uns persönlich verliehen worden, sondern damit wir sie zum Nutzen aller anwenden«, mahnte die tiefe Männerstimme. » Du weißt selbst, in anderen Städten werden Juden aus ihren Häusern vertrieben, gefoltert und mit Steinen beworfen, und auch hier in Venedig sind wir ständigen Angriffen ausgesetzt. Unsere Stellung ist und bleibt unsicher, wir müssen vorsichtig sein.« Stille, eine Weile sagte niemand etwas. Dann fuhr der Mann fort: » Möge der Ewige, gelobt sei er, unser Haus und alle, die darin leben, behüten. Möge er uns davor bewahren, dass ein Ungemach daraus entsteht, dass wir Kapitän Capellos Flucht melden mussten und du jetzt diese Unbekannte ausgerechnet in unser Haus bringst.«
    Marino auf der Flucht? Wurde er bedroht? Doch das ging sie nichts mehr an, wohl aber, dass von ihrer Person womöglich eine Gefährdung für Rebeccas Familie ausging.
    Lea und die Ihren kamen ihr in den Sinn, die aus Spanien geflüchtet waren, um ihr nacktes Leben zu retten. Ob sie wohl inzwischen zur Ruhe gekommen waren und sich, weit abseits ihrer Heimat, ein neues Leben aufbauen konnten? Auch an Saïd musste sie denken, der ihr in der Erinnerung schön wie ein Wüstenprinz, zugleich aber vertrauenswürdig wie ein großer Bruder vorkam, an Azîza und die anderen, die sie beschützt hatten. In Saïds Obhut hatte sie sich trotz aller Gefahren stets sicher gefühlt, anders als hier in Venedig, wo sie auf sich gestellt und ohne Schutz war. Ein Ausspruch ihrer Mutter kam ihr in den Sinn: » Das Leben will bewältigt sein«, sagte sie häufig, » und Schwierigkeiten sind dazu da, überwunden zu werden.«
    Da fiel ihr Kapitän Pacelli ein, der ihr noch im Moment seines Zusammenbruchs geholfen hatte, unbehelligt das Schiff zu verlassen, und Emmanuele, Filippo und nun Rebecca. Allein? Sie war nicht allein, das zu glauben hieße, ihnen allen unrecht zu tun. Und mit Hilfe ihrer Perlenstickerei würde sie sich vielleicht sogar selbst ernähren können.
    Sarah fuhr mit den Händen durch ihre Haare, glättete das Gewand und öffnete die Tür. Ein großer, hagerer Mann mit Bart und einer schwarzen Kappe auf den Haaren stand im Salon, während Rebecca und ihre Töchter am Tisch saßen. » Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg, doch der Herr allein lenkt seine Schritte« , deklamierte er soeben mit erhobenen Händen und geschlossenen Augen, als sei er einer der Propheten. Rebecca blickte auf, legte ihrem Mann die Hand auf den Arm, und er verstummte. Alle Augen richteten sich auf Sarah.
    In der Lampe wurde ein offenbar minderes Öl verbrannt, das unangenehm roch. Auf dem Tisch standen neben einem Teller mit Brot, Käse, Oliven und Knoblauch ein Krug mit rotem Wein und ein paar Trinkbecher. Auch eine Schale mit Wasser zum Fingerwaschen fehlte nicht, ebenso wenig ein weißes Tuch zum Abtrocknen. Es sah beinahe aus wie zuhause.
    Sarah gab sich einen Ruck, betrat den Raum und grüßte höflich: » Ich wünsche Euch einen guten Abend und Gottes Segen für dieses Haus.« An den Mann gewandt, sagte sie: » Mein Name ist Sarah de Álvarez, und ich bedanke mich von Herzen für Eure Gastfreundschaft.«
    » Ich bin Rabbi Samuel Sarfatti.« Wie viele groß gewachsene Menschen stand er leicht gebeugt, als wolle er sich nicht ungebührlich über andere erheben. Während die ältere Tochter den Wein eingoss und die kleinere das Becken zum Händewaschen herumreichte, forschte der

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