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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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schönsten Farben, und sie lieben Glitzer und Glanz. Für sie wären diese Sächelchen unter Umständen vielleicht genau das Richtige.«
    Mit dem Ellenbogen stieß Emmanuele Sarah leicht in die Seite. Er grinste sie an. Zu Jacopo gewandt forderte er: » Fünf Dukaten auf drei Monate, nein, besser noch auf vier Monate. Wir zahlen den Zins nach dem Karneval . Dafür werde ich ab heute die Näherinnen informieren, wo diese Kostbarkeiten erhältlich sind. Zusätzlich bekommt Ihr die Option auf weitere Perlen. Die Entscheidung über die Menge liegt bei Euch, die über die Auswahl bei Signorina Sarah. Einverstanden?«
    Während sein Blick zwischen dem alten Juden und Sarah hin und her ging, verließen diese endgültig ihre Kräfte. Langsam entglitt erst der alte Lederbeutel ihren Händen, dann rutschte sie selbst vom Stuhl und sank auf den Boden.

31
    Als sie das erste Mal aus ihrer Ohnmacht aufwachte, fand sie sich auf einer Bank in der Küche des Pfandleihers wieder, umgeben von Frauen, die um sie herumflatterten. Die eine wollte ihr Tee einflößen, die andere packte sie in Wolldecken, und eine dritte legte einen warmen Ziegelstein an ihre Füße.
    » Wo bleibt denn der medicus ? Wenn er nicht augenblicklich hier erscheint, kann er meine Spende für sein ospedale in diesem Jahr vergessen!« Das war die Stimme des alten Pfandleihers, der draußen herumbrüllte und hin und wieder einen hastigen Blick zur Tür hereinwarf. Unter seinem verrutschten Käppchen standen ihm die Haare nach allen Seiten vom Kopf ab. Was war denn los, wunderte sich Sarah, fand jedoch, das Denken bereite zu viel Mühe. Also schloss sie lieber die Augen und ließ sich erneut davontreiben.
    Beim zweiten Erwachen lag sie immer noch auf der Küchenbank, inzwischen aber weich gebettet. Die Tür war geschlossen, so dass es derart still war, dass sie das Summen einer Fliege hörte, das den Raum erfüllte. Auf einem Stuhl am Fenster saß eine Frau mit einer Handarbeit. Mama? Voll Sehnsucht richtete Sarah sich auf.
    » Da seid Ihr ja wieder.«
    Ihr Blick klärte sich. Es war nicht ihre Mutter. Es war die Frau aus der Gondel, Rebecca, die nun an Sarahs Lager eilte, ihre Hände ergriff und ihr aufmerksam in die Augen blickte. » Was macht Ihr denn für Sachen?«, sagte sie kopfschüttelnd. Da sie dazu aber freundlich lächelte und ihr fürsorglich ein Kissen in den Rücken stopfte, empfand Sarah die Worte eher als Anteilnahme denn als Tadel.
    » Ihr seid es? Was ist geschehen?« Sarah blickte sich verwirrt um.
    » Nichts Besorgniserregendes, meine Liebe. Aufregung und Hunger haben Euch vorübergehend das Bewusstsein geraubt, sonst ist aber alles in Ordnung mit Euch. Euer Begleiter hatte den klugen Gedanken, nach mir, der Hebamme des Ghettos, schicken zu lassen. Sehr aufmerksam, dieser Emmanuele, wirklich wahr. Ich habe mit ihm verabredet, dass Ihr Euch ein paar Tage bei mir erholt, das ist Euch doch recht? Morgen wird er Euch besuchen. So, und jetzt solltet Ihr ein bisschen Suppe zu Euch nehmen. Hühnerbrühe ist das Beste, was es gibt, die bringt Euch zuverlässig wieder auf die Beine. Und sobald Ihr Euch besser fühlt, gehen wir die paar Schritte zu unserem Haus hinüber, es liegt gleich auf der anderen Seite des campo .«
    Sarah schloss kurz die Augen, als ihr der Duft einer kräftigen Brühe in die Nase stieg. Dann biss sie vom Brot ab und tauchte den Löffel in die Suppe. Sie schlürfte und schluckte und stopfte sich den Mund voll, dass sich ihre Backen blähten, trotzdem schob sie noch mehr von dem duftenden Brot nach.
    » Langsam«, mahnte Rebecca, » sonst bekommt es Euch nicht. Alles hat seine Zeit, und jetzt ist die Zeit, in Ruhe zu essen.«
    *
    Zwei dürre, abgerissene Knaben kauerten an der Hauswand. Halbherzig spielten sie ein Geschicklichkeitsspiel, indem sie kleine Steinchen in die Höhe warfen und wieder auffingen. Während sich die Kiesel in der Luft befanden, musste man in die Hände klatschen, sie aber dennoch rechtzeitig zu fassen kriegen, bevor sie auf den Boden fielen. Dabei ließen die beiden die Ca’ Bertani nicht aus den Augen. Jetzt, am späten Nachmittag, drang wie jeden Tag aus den geöffneten Fenstern des Hauses Lachen und lebhaftes Stimmengewirr auf die Straße hinunter. Die Huren badeten, kleideten sich an und frisierten sich gegenseitig. In Kürze begann ihr Arbeitstag. Filippo bog um die Ecke und hockte sich zu den beiden Spielern. » Ob die Afrikanerin noch drin ist, will Emmanuele wissen.«
    Die Jungen nickten. » Sie war

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