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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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Schlichtungsgesprächen unseres Vaters teilgenommen und warst bei seinen Schiedsurteilen anwesend. Rede!«
    Hussein duckte sich unter Saïds scharfer Stimme. Dann aber ging er zum Gegenangriff über: » Und wo sind die Waren der Karawane? Wem hast du sie zugeschoben?«
    » Glaubst du, ausgerechnet dir verrate ich das? Mach dich nicht lächerlich!«
    » Aha! Dann sage ich dir auf den Kopf zu, dass du sie Schmugglern übergeben hast!«
    » Schmugglern?« Saïd war die Verblüffung anzusehen, wie Hussein zu seiner Genugtuung feststellte. » Wohin sollte ich sie geschmuggelt haben?«
    Vor Husseins innerem Auge tauchte ein dunkles Loch auf, schmutzig, heiß und rattenverseucht, so, wie man ihm osmanische Verliese beschrieben hatte. Mit Wonne würde er den Bruder dort hineinstoßen. Er lächelte herablassend.
    » Es heißt nicht ›wohin geschmuggelt‹, es muss ›woraus‹ heißen, nicht wahr, Sîdi Alî? Nämlich heraus aus dem osmanischen Teil des Landes, aus dem großen, ruhmreichen osmanischen Reich. Darum geht es. Wir gehören dazu, das Tafilalt mit allen Dörfern, Oasen und Weilern steht unter dem Schutz von Sultan Ahmad, dem Sultan von Féz.«
    » Hat Allah deinen Kopf verwirrt?«

42
    » Verlass uns nicht, bitte nicht, bitte nicht! Oh Allah«, schluchzte Amina am Lager der Verstorbenen, während Safia zusammenhanglose Worte und Bruchstücke von Gebeten vor sich hin murmelte.
    » Amina, Safia, hört nun auf! Ihr müsst euch zusammennehmen. Packt ein paar Sachen, aber unauffällig.«
    Nurzah kniete zwischen den weinenden Mädchen, hatte die Arme um sie gelegt und drückte sie an sich. Sie wandte sich von einer zur anderen und raunte ihnen diese Worte ins Ohr. Für die Klageweiber, die sich eingefunden hatten, um die tote Douda unter Gebeten für das Begräbnis vorzubereiten, sie zu waschen und in ihr Leichentuch zu wickeln und dabei lauthals zu betrauern, musste es aussehen, als tröste sie die Mädchen und weine mit ihnen. In Wahrheit aber überstürzten sich ihre Gedanken.
    Brahims Töchter, die letzten Mitglieder seiner Familie, waren in höchster Gefahr. Was plante Malika als Nächstes, und wie, um alles in der Welt, konnte man die Mädchen schützen? Immer wieder wanderten ihre Gedanken auch zu Azîza. Zumindest ihre Tochter befand sich in Miknas in Sicherheit, Allah sei Dank.
    » Warum?« Es war Safia, die Jüngere, die auf Nurzahs Worte reagierte. » Oh Nurzah, unsere arme Mutter …« Das Mädchen warf sich an Nurzahs Hals und schluchzte. Auch Amina liefen die Tränen übers Gesicht, sie wiegte sich hin und her und gab sich ganz ihrem Elend hin.
    Hilflos streichelte Nurzah Safias Schultern und strich Amina über das Haar. Ein dürftiger Trost. Ihr Blick traf auf Fatihas fragende Miene. Behutsam löste sie sich von Safia und trat zu der alten Vertrauten. » Ich habe Angst um die Mädchen«, flüsterte sie. » Sie müssen so schnell wie möglich von hier fort. Pack ein paar Sachen für sie zusammen, natürlich geheim, du verstehst. Vielleicht könnten sie die alte Fluchttür im hinteren Teil der Kasbah benutzen?«
    » Ouacha. Doch bist du nicht selbst in noch größerer Gefahr? Ich packe auch für dich. In der Zwischenzeit bleibst du hier. Amina und Safia brauchen dich. Ich gebe Abdul Bescheid.«
    *
    » Sheïk Walid aus Ksar es Souq und ich warten seit gestern, dass der amghar uns anhört.« Mahmud, der Sheïk einiger Dörfer der Aït Saadane, die eine Tagesreise westlich von Sijilmassa lagen, hob resigniert die Hände. » Bei Allah, ich sage dir, mein Freund, die Zeiten sind schlecht. Man nennt unser Tal zwar immer noch das Tal der Quellen, aber die Quellen versiegen!«, fuhr er fort, rückte seine abgeschabte Umhängetasche zurecht und legte dem Karawanenmann die Hand auf den Arm.
    Abdallah nickte. Er ließ den Alten reden, seine Gedanken jedoch waren bei den Schrecken der Familie, dem Unglück, das Hussein und Malika zu verantworten hatten.
    » Nun jedoch veröden unsere Gärten, die Speicher sind leer, und so mager wie in diesem Jahr waren unsere Schafe noch nie. La illah illalah, Gottes Wille geschieht. Auch die Brunnen trocknen aus, obwohl wir sie tiefer gegraben haben als jemals zuvor.«
    Abdallah schnalzte bedauernd. So räudige Kamele wie die der beiden alten Sheïks hatte er tatsächlich seit langem nicht mehr gesehen. Wo blieb Saïd? Es beunruhigte ihn, den jungen Sheïk innerhalb der Kasbah zu wissen, in Husseins Reichweite.
    Der junge Chaled, der sich als Wasserträger betätigte, Botengänge

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