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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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übernahm oder die Kamele von Besuchern zur Tränke führte, machte ihm ein Zeichen. Brachte er Nachricht vom Karawanenplatz? Doch zunächst wollte Abdallah hören, was die beiden Sheïks hierhergeführt hatte, und bedeutete ihm zu warten.
    » Bis zum Herbst reicht das Wasser auch in meinen Dörfern nicht aus«, nickte Walid, der Sheïk aus der nördlichen Nachbarregion. » Außerdem hat unser Sultan alle Soldaten abgezogen, die bei uns lagerten. Das gefällt mir nicht, doch es heißt, sie würden anderweitig gebraucht. Wer weiß, was das bedeutet? Aber nun höre, was mich endgültig um den Schlaf bringt: Bei uns redet jeder von einem Damm oberhalb von Ksar es Souq, der einen See schaffen soll, der uns für alle Zeiten mit Wasser versorgt, egal, ob es regnet oder ob Allah uns mit Trockenheit prüft. Dafür, heißt es, müssten die Fremden das Gelände erkunden. Hast du davon gehört?« Sheïk Walid richtete seine Augen fragend auf Abdallah. Er war offensichtlich besorgt.
    Abdallah sah ihn an. Hatte er richtig gehört?
    » Auch wir«, fiel der alte Mahmud ein, » sollen angeblich mit Wasser aus diesem See versorgt werden. Dazu will man sogar unterirdische Kanäle über eine Strecke von mehr als einer Tagesreise anlegen.«
    » Der Oued Ziz soll aufgestaut werden, bevor er das Tafilalt erreicht? Wer hat euch das versprochen, die Osmanen? Sind es eigentlich viele, die ihr gesehen habt?«
    Walid wiegte sein Haupt. » Sie kommen in kleinen Trupps, bleiben eine Weile, kriechen überall herum und ziehen dann weiter.«
    » Ouacha, wie bei uns« bekräftigte der alte Mahmud. » Stell dir vor, ihre marabouts behaupten, der Sultan in Féz, dieser Türkenknecht, könne Wasser herbeizaubern, wie und wann er will. Pah! Und nun gar ein Damm, noch dazu am Rand des Gebirges. Wenn das wahr wäre, hätte unser Sultan ja wohl längst davon berichtet. Sind es denn nicht wir, die dank Allahs Hilfe die Kunst der Bewässerung von den Alten übernommen haben? Ich frage dich, was bedeutet das, Abdallah?«
    Der Karawanenführer starrte auf einen Fleck zwischen seinen Füßen. Erst nach einer Weile antwortete er: » Ich war zwar monatelang nicht hier, doch ich weiß, bereits vor einem Jahr hat es begonnen mit den osmanischen Spähtrupps. Wollen sie wirklich den Oued Ziz stauen? Ich glaube nicht daran, denn das wäre der Untergang Sijilmassas und der gesamten Oase. In der Folge gäbe es keine Karawanen mehr, die Oase würde verdorren, und die Menschen müssten das Tafilalt verlassen. Das können sie nicht wollen.«
    » Du sprichst, als regierten die Osmanen hier bereits. Wir aber gehören immer noch zu Sultan Muhammad, und bei Allah, so soll es bleiben«, fuhr der alte Mahmud auf.
    Abdallah hob die Hand. » Ihr seid also gekommen, um Hilfe für eure Dörfer zu erbitten, aber auch um mehr über den Dammbau zu erfahren?«
    » Du sagst es. Wasser für alle – wenn jemand darüber Bescheid weiß, so der amghar. Ist er nicht verpflichtet, uns alles zu erklären und unsere Sorgen zu zerstreuen? Leider vertröstet er uns Stunde um Stunde. In unseren Dörfern aber rumort es längst zwischen Befürwortern des Dammes, seinen Gegnern und solchen, die schwanken. Einige meiner caïds meinten sowieso, wir sollten besser gleich nach Taroudant zum Sultan gehen. Hier Erkundigungen einzuholen oder dem amghar unsere Nöte und Beschwerden vorzutragen, das sei, als ziehe man Furchen im Wasser, sagten sie.«
    » So ist es«, nickte Sheïk Walid.
    Die beiden Alten blickten sich an. Schließlich gab sich Mahmud, der Sheïk aus dem Tal der Quellen, einen Ruck: » Wie gesagt, in meinen Dörfern herrscht Unsicherheit. Die einen behaupten, mit Sheïk Saïd sei ebenso wenig zu rechnen wie mit dem amghar, da sie dasselbe Blut haben. Die anderen hingegen hoffen, dass Saïd zum Wort seiner Väter steht. Darüber ist es bereits zu Unruhen gekommen. Inzwischen haben sogar mehrere caïds ihre Speicher gesichert, ihre Herden den Nomaden anvertraut und zu den Waffen gegriffen.«
    Abdallah stand auf. Er hatte es kommen sehen. Genau das hatte er vorhergesehen, und doch traf es ihn jetzt wie ein Schlag. Streit und Unfrieden zwischen Nachbarn, Konflikte, die bisher im Verborgenen schwelten und sich nun zu offener Feindschaft ausweiten konnten – und der nächste Schritt war der Kampf Dorf gegen Dorf ! Er musste ein paar Schritte gehen, um sich zu beruhigen.
    Chaled, der Botenjunge, hatte geduldig gewartet. Jetzt nutzte er die Gelegenheit und trat an ihn heran. » Hamid und Omar

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