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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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können überall sein. Und wir sind nicht vorbereitet.«
    » Und so etwas soll Hussein geplant haben?«
    » Vergiss nicht seine Mutter, und vor allem nicht den Imam. Noch etwas: Die ersten Stämme haben zu den Waffen gegriffen. Doch sie ziehen in einen Kampf, dem sie nicht gewachsen sind. Erinnerst du dich an die Arkebusen an den Sätteln der Soldaten, damals, während wir nach Miknas unterwegs waren? Offenbar sind solche Waffen auch hier überall versteckt. Hamid konnte zwar einiges von ihren Kugeln verschwinden lassen, aber was haben wir, das wir ihnen entgegensetzen können? Begreif doch, hier kannst du nichts ausrichten! Du musst auf dem schnellsten Weg nach Taroudant, um die Krieger des Sultans zu holen.«
    » Abdallah, was redest du? Der Feind befindet sich mitten in der Kasbah und in der Stadt! Nach Taroudant und zurück – das dauert doch viel zu lange!«
    Oberhalb von ihnen erscholl plötzlich Gelächter, zuerst leise, dann lauter und schriller werdend.
    » Ach, wie er zittert und tobt. Der Feind? Sagen wir lieber: die Repräsentanten einer neuen Welt, einer neuen Ära.«
    Malika. Sie stand auf einem Treppenabsatz und blickte mit dem Lächeln des Triumphes auf sie hinab.
    » Ja, reite nach Taroudant, schnell, eile dich!«, rief sie und breitete die Arme aus. » Doch zuvor bestell deiner Mutter, ihre Zeit ist um. Geduld ist eine Tugend, die Allah belohnt. Und jetzt endlich hat er die Gelegenheit dazu«, lachte sie klirrend. » Reite also. Mein Sohn, der amghar, wird sich dir gewiss nicht in den Weg stellen. Aber wisse: Brahims Söhne befinden sich in Féz. Dagegen kannst du nichts unternehmen, jedenfalls nicht, ohne ihr Leben zu gefährden. Sie aber werden im Geist der neuen Herrschaft aufwachsen. Wenn sie sich klug anstellen, und wie das geht, werden sie gewiss lernen, jagen sie eines Tages alle Masiren auf Nimmerwiedersehen in die Tiefen der Wüste. Sperren sich die beiden jedoch gegen die osmanischen Regeln, kann man sie immer noch als Sklaven verkaufen. Was du auch tust, die neue Zeit kannst du nicht aufhalten. Alle Länder von Konstantinopel bis Féz befinden sich in einer einzigen, starken Hand, die für unseren Schutz sorgt. Allah u aqbar, Gott ist groß, und er ist gerecht.«
    *
    Sie stieß die schmale Pforte ins Freie auf und winkte den Mädchen, ihr zu folgen. Deutlich vernahm Nurzah das Klirren der Säbel und die wütenden Schreie der Männer, die über der Kasbah in die Dämmerung aufstiegen. Immer noch versuchten die osmanischen Soldaten, sich Zutritt zum Inneren der Kasbah zu erzwingen, doch Saïds Männer verteidigten die Zugänge hartnäckig.
    Was für ein schrecklicher Tag. Eigentlich sollte sie jetzt zusammen mit den Klageweibern die Totenwache für Douda halten, Gebete sprechen und sich gegenseitig trösten. Stattdessen flüchtete sie heimlich aus der Burg, um die Mädchen vor den Osmanen, aber besonders vor Hussein und seiner Mutter in Sicherheit zu bringen. Und das alles war ihre Schuld!
    Abdul wusste als Einziger Bescheid, und er würde Saïd verständigen. Alles Weitere lag in Allahs Hand.
    Wenigstens in der Stadt war es ruhig, die Menschen von Sijilmassa, zumeist Bauern, Handwerker und Händler, hatten sich in ihren Häusern verbarrikadiert, hatte Abdul gesagt. Der Zeitpunkt zur Flucht war also günstig, zumal gerade die Nacht heraufzog.
    Endlich folgten Fatiha und die Mädchen. Nurzah verschloss die Pforte hinter ihnen und zerrte das trockene Gesträuch, mit dem sie getarnt wurde, wieder davor. Sie packte ihr Bündel und nickte Safia und Amina aufmunternd zu, dann rannten sie los. Geduckt liefen die vier durch enge Gassen, drückten sich um Ecken und nutzten Mauerschatten und Torbögen. Kein Mensch und kein Tier, noch nicht einmal ein Hund ließ sich heute Abend in den Straßen von Sijilmassa blicken. Sie eilten weiter. Bis zum Sammelplatz der Karawanen und dem alten Wachturm, in dem sie sich verstecken wollten, war es nicht mehr weit.
    Safia stolperte, stürzte und stieß einen Schrei aus, doch Nurzah zog sie wieder auf die Füße. Nur noch wenige Gassen, dann begann der Weg durch die Oase. Sie liefen weiter. Plötzlich aber ließ sie Hufgetrappel aufhorchen, und sie hielten inne. Reiter näherten sich.
    » Schnell, dorthin«, sagte Nurzah und deutete auf den Schatten einer Mauer mit einem tiefen Hofeingang. Sie drückten sich gegen ein breites Tor aus altersmürben Brettern und Latten. Es war verschlossen, und weder aus dem Hof noch aus dem Haus dahinter drang ein Laut.
    Erneut

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