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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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lauschten sie. Die Reiter kamen näher, man hörte bereits das Schnauben der Pferde. Jetzt bogen sie um die nächste Ecke. Als Nurzah vorsichtig einen Blick riskierte, entdeckte sie zu ihrem Entsetzen, dass die Reiter an Lanzen gebundene Laternen mit sich führten. In deren schwankendem Licht tauchten Pferde und Männer mit hohen, weißen Turbanen und fremder Bekleidung auf. Die Janitscharen, erschrak sie. Damit hatte sie nicht gerechnet, dass sich die fremden Hunde in so kurzer Zeit in der Stadt verteilen würden.
    Drei angsterfüllte Gesichter wandten sich ihr zu. Amina schlug die Hand vor den Mund, und Safia blickte mit schreckgeweiteten Augen um sich. Nurzah wusste, falls die Osmanen die Mädchen entdeckten, stand ihnen Grausames bevor.
    Ihre Finger tasteten zum wiederholten Mal über die Holzlatten des Tores in ihrem Rücken. Eine war locker. Sie zog, zerrte und bog das schmale Holzteil, bis der Befestigungsstift endlich nachgab. Mit beiden Händen packte Nurzah die Latte und hob sie über ihren Kopf.
    » Was tust du?«, flüsterte Fatiha. » Mach es nicht schlimmer!« Nur noch wenige Schritte trennten die Reiter von ihrem Versteck, das diese Bezeichnung kaum verdiente.
    » Angreifen!«, raunte Nurzah zurück. » Dann rennen wir in verschiedene Richtungen, so schnell wir können. Wir treffen uns am r’baat, mit Allahs Hilfe. Es ist unsere einzige Möglichkeit!«
    Im gleichen Augenblick, als das Licht sie traf, sprang Nurzah aus dem Schatten auf die Gasse. Sie tobte und schrie, hieb um sich und stach mit der Latte in die Brust des vordersten Pferdes. Dann schnellte sie zur Seite, stach erneut zu, riss die Arme in die Höhe und sprang zum nächsten. Neben ihr stieß Fatiha einen durchdringenden Triller aus. Sie schwenkte ihre Tücher, Safia fuchtelte mit den Armen, und auch Amina hüpfte auf und ab. Alle schrien sie nach Leibeskräften.
    Die Pferde wieherten und scheuten, sie stiegen in die Höhe und tanzten auf ihren Hinterbeinen, so dass ihre Reiter alle Hände voll zu tun hatten, sich oben zu halten. Lanzen fielen zu Boden, Männer brüllten, die Laternen erloschen. » Jetzt! Rennt!«, schrie Nurzah über den Lärm hinweg.
    Als sie an ihrem Ziel zusammentrafen und sich in die Arme fielen, zitterten sie. Die Mädchen schluchzten. Fatiha öffnete mit Abduls großem Schlüssel den alten r’baat, und als sich die schwere Tür hinter ihnen wieder schloss, gaben Nurzahs Knie nach. Mit einem Seufzer sank sie zu Boden.

43
    Venedig
    Messèr Jacopo schnaufte, als er sich neben Rebecca und Emmanuele auf die Bank fallen ließ. Das Treppensteigen hatte den Alten Kraft gekostet, dennoch sah er sich aufmerksam um und beurteilte jeden Gegenstand, der in sein Gesichtsfeld kam. Sarah hatte zwar schon längst keine Schulden mehr bei ihm, die waren erfreulich zügig getilgt worden, aber da er nun schon einmal hier war, konnte es nicht schaden, sich einen Eindruck von ihren Verhältnissen zu verschaffen.
    Sarah bot Wasser und Wein an, und Yasmîna stellte einen Te ll er mit Gebäck auf den Tisch, dann nahmen sie ebenfalls Platz.
    » Gut, dass Ihr gekommen seid«, begann Kapitän Pacelli. » Wir danken Euch. Signorina Sarah und ich sind übereingekommen, dass sie aus der Stadt verschwinden muss. Erst unlängst meinte Signora Rebecca sehr richtig, man dürfe keinem aus dem Capello-Clan trauen.«
    Sarah schwieg. Emmanuele hingegen, immer noch mager, mit großen, abstehenden Ohren und seltsam überlang wirkenden Armen und Beinen, nickte nachdrücklich. Auch er hatte sich rasch umgesehen. Natürlich wusste er, dass Sarah längst nicht mehr hilfsbedürftig war, schließlich ließ sie ihm inzwischen immer wieder Aufträge zukommen. Das verschaffte ihm ein halbwegs regelmäßiges Einkommen, so dass er nicht länger in dunklen Winkeln schlafen musste. Er gab sich betont lässig, schon, um sich den Stolz, zu dieser Besprechung geladen zu sein, nicht anmerken zu lassen. Leider gab es wieder eine schlechte Nachricht zu verkünden.
    » Capello ist es inzwischen nicht allein, so scheint es. Loredan sucht sie ebenfalls«, sagte er. » Nicht persönlich, aber einer seiner Mieter, dem mit seiner Familie der Rausschmiss droht, da er seit einem Jahr mit dem Mietzins im Rückstand ist, fragte erst gestern nach Sarah. Genau genommen fragte er nach dem Kind der Hu… Nein, das wiederhole ich lieber nicht.« Er errötete ein wenig, hielt aber Sarahs Blick stand.
    Der Kapitän fluchte leise. Er hielt sich zwar zurück, unter dem Tisch jedoch ballte er

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