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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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Materialbeschaffung oder die Transportfragen werden Emmanuele und ich erledigen, das ist bereits besprochen.« Er schaute in die Runde.
    Erleichtert, als seien sie gerade noch einmal davongekommen, begannen plötzlich alle gleichzeitig zu reden. Rebecca nickte, dass ihre Haube schwankte. Sie warf ein paar Namen ins Gespräch und zählte ihre Verbindungen auf, während der alte Pfandleiher etwas über die allgemein recht unsichere Situation der Juden in der Stadt brummte sowie über sein fortgeschrittenes Alter und seine nachlassende Sehkraft.
    Diese Argumente aber wollte der Kapitän nicht gelten lassen und führte dagegen seine eigene, per Dio im Moment wirklich recht labile Gesundheit ins Feld. Auch Emmanuele vergaß seine Gelassenheit. Er habe von einem Kloster auf dem Festland gehört, sagte er, eine Tagesreise entfernt, und wenn sie sich dorthin flüchte, könnten er und seine Straßenkinder weiterhin für Sarah Botengänge übernehmen, sie müsse nur … Die Stimmen mischten sich und wurden zunehmend lauter.
    Yasmînas Blicke gingen besorgt von einem zum anderen.
    Arme Yasmîna, dachte Sarah. Inzwischen kam sie zwar leidlich mit der venezianischen Sprache zurecht, dennoch musste dieses Gespräch für sie wie ein schlimmer Streit klingen. Auch in ihren eigenen Ohren dröhnte es. Von Zuhause waren sie beide schließlich nicht daran gewöhnt, dass Männer und Frauen sich lauthals auseinandersetzten, sich gegenseitig ins Wort fielen und zugleich heftig mit den Händen fuhrwerkten.
    Sarahs Hände lagen untätig in ihrem Schoß. Seltsam unbeteiligt verfolgte sie, wie ihre Freunde gestikulierten, erregt durcheinanderredeten und ihre Überlegungen vortrugen . Ihre Worte jedoch rauschten an Sarah vorüber.
    Aus ihrem Inneren stiegen andere Gedanken auf, und Bilder … Sie sah Marino vor sich, damals, in der Oase, und später, wie er sie verhöhnt hatte, sah ihre Mutter und ihren Vater … Sollte dies die Strafe für ihr Handeln sein, für ihre Lügen, für den Kummer ihrer Eltern? Erneut ging es darum, was sie aus Dummheit und Leichtfertigkeit verursacht hatte, diesmal aber trafen die Folgen nicht allein sie, sondern vor allem Margali.
    Das Gerede der anderen hallte in ihrem Kopf.
    Ihr Kind war in Gefahr! Margali war nun fast ein halbes Jahr alt, ein bezauberndes kleines Mädchen ohne jeden Makel. Sie lachte, konnte bereits sitzen und steckte alles in den Mund, was ihr in die Finger fiel. Der Ewige hält seine Hand über sie, behauptete Rebecca. Ein tröstlicher Gedanke, gewiss, aber wie konnte sie selbst sie schützen und ihr ein sicheres Zuhause schaffen? Zuhause – wo war das überhaupt? Jedenfalls nicht hier, wo offenbar unaussprechliche Gefahren lauerten. Zuhause – das war ein Ort, wo man sich auskannte, wo man Gefährdungen abwägen und Risiken einschätzen konnte.
    Auf Venedig traf das nicht zu, hier war sie eine Fremde, und das würde sie auch bleiben. Außerdem, wo immer sie lebten, niemand nahm ihr die Verantwortung für Margali ab, nicht einmal hilfsbereite Freunde wie diese guten Menschen hier. Sie allein konnte, nein, musste sie vor allem Schlimmen bewahren und ihr Schutz geben.
    Plötzlich lag die Lösung vor ihr. Dass sie nicht sofort daran gedacht hatte!
    Vor Erleichterung lachte Sarah, dann sprang sie auf. Augenblicklich wurde es still in der Runde. Alle Augen richteten sich auf sie.
    » Marokko«, sagte Sarah. » Wir gehen zurück nach Marokko. Dort sind wir in Sicherheit.«
    Niemand sagte ein Wort.
    » Zu meinen Eltern wage ich mich nicht zurück, nachdem ich bisher keine Nachricht von ihnen erhalten habe«, erklärte Sarah. Noch hielt sie die Angst im Griff, doch zugleich lachte sie wie befreit.
    » Außerdem ist die Reise zu ihnen weit und gefährlich, schon wegen der Piraten. Und über Land, mit einem kleinen Kind? Das traue ich mir nicht zu.«
    Sie überlegte laut, während sich ihr Entschluss festigte. » Vielleicht gehe ich nach Féz oder in eine Stadt an der Küste? Das weiß ich noch nicht. Eines aber weiß ich: Mit eurer Unterstützung kann ich meine Perlenstickerei auch von einer marokkanischen Stadt aus betreiben. Wenn ihr mir helft, wird sich das Weitere schon fügen.«
    Yasmîna und Sarah tauschten einen Blick des Einverständnisses, beide Frauen lächelten.
    » Venezianer haben in Marokko keinen Einfluss«, fuhr Sarah mit Nachdruck fort, » nicht einmal mächtige nobili, wie klangvoll ihr Name auch sein mag. In Marokko sind wir nicht hilflos.«

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    Saïd trieb sein Pferd an. Je

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