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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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Genügsamkeit schulen konnten und prächtig gediehen. Er benötigte starke Pferde für die nächste Karawane nach Timbuktu. Dort verkauften sie sich sehr gut, sämtliche Emire und Könige im Sahel waren geradezu verrückt nach Berberpferden und zahlten beinahe jeden Preis in Gold für sie.
    Sein Bruder Brahim hatte ihm einst geraten, den Fürsten der Wüste und des Sahels stets beste Pferde anzubieten. Ein guter Rat! Alles, was Brahim anpackte, war wohlüberlegt, er war ein kluger, gerechter Mann. Als würdiger Nachfolger ihres verstorbenen Vaters hatte er sich nicht nur bei den caïds des Südens Respekt und Ansehen erworben, darüber hinaus besaß er schon seit langem das Ohr des Sultans. Nach seiner Rückkehr aus Mekka waren ihm zusätzliche Ehren und eine wachsende Autorität gewiss.
    Saïd lenkte sein mehari ein Stück das Tal entlang, bis die alten Mauern, die Menschen und die Tiere hinter ihm zurückblieben. Die roten Vorberge des Gebirgsmassivs mit ihren tief eingeschnittenen Furchen, von Schmelzwasser und gelegentlichen Sturzbächen aufgerissen und zerklüftet, erglühten im Licht der tiefstehenden Sonne. Von weit oben, aus dem Bereich der mächtigen Zedern, kam ein Hauch von Kühle und dem harzigen Duft der Bäume zu ihm herunter.
    » Gönne dir jeden Tag einen Moment der Besinnung«, hatte ihm Brahim einst vor seiner ersten Reise als khrebir, als verantwortlicher Karawanenführer, mit auf den Weg gegeben, und wenn irgend möglich befolgte er diesen Rat. Seit etlichen Jahren schon zog er während der Wintermonate durch die Sahara, in der heißen Jahreszeit hingegen lebte er in Sijilmassa und wickelte die vielfältigen Geschäfte ab, die sich aus den Wüstentouren ergaben. Für dieses Jahr war die Arbeit allerdings beendet, denn in den extrem heißen Monaten verirrte sich nur selten ein Händler nach Sijilmassa. So hatte er sich gern bereit erklärt, Azîza von Taroudant nach Miknas zu geleiten, wo sie einige Monate im Haus ihrer Tante und ihres Onkels verbringen würde, und zwar nicht allein deshalb, weil er sowieso die Pferdezüchter in jener Region aufsuchen wollte. Wenn alles gut ging, würden sie in etwa fünfzehn Tagen Miknas erreichen, überlegte er, und in weiteren drei Wochen konnte er zurück sein in Sijilmassa, insha’allah.
    Er liebte seine Heimatstadt mit ihren Moscheen und überdachten Märkten, ihren schattigen Plätzen und den Höfen, in denen Brunnen plätscherten. Besonders liebte er das Tal des Flusses mit der großen Oase, die ihm, grün, wasserreich und fruchtbar, ein Sinnbild des Lebens war. Trotz des weiten Blicks, den man von den Terrassen der Kasbah hatte, konnte man nicht einmal von dort oben ihren Anfang und ihr Ende sehen.
    Brahims letzte Nachricht stammte aus Kairouan, lange konnte es also nicht mehr dauern, bis er ebenfalls wieder zuhause eintraf. Und das wurde wirklich allerhöchste Zeit, er jedenfalls sehnte Brahims Heimkehr geradezu herbei.
    Für die Zeit seiner Abwesenheit hatte Brahim Hussein als dem nächstälteren Bruder die Aufgaben des amghar übertragen, des Oberhauptes von Familie und Stamm, und des Kadi für das gesamte Tal. Vor seinem Aufbruch nach Mekka hatte er ihm mehrmals die Besonderheiten dieses Amtes erläutert. » Bedenke, es ist eine heilige, aber auch mühsame Aufgabe, allen gerecht zu werden. Man braucht dazu die Geduld eines Esels, die Klugheit und das Wissen eines Gelehrten sowie die Kraft eines Ochsengespanns!« Saïd war es, als höre er immer noch Brahims Worte. » Da ist die Feldarbeit mitsamt der Ernte, den fälligen Abgaben und der neuen Aussaat, die du einteilen und beaufsichtigen musst. Hinzu kommen die anscheinend niemals endenden Reibereien ums Wasser. Dabei ist unser Verteilungssystem wirklich gerecht.« Ergeben hatte Brahim die Hände gehoben.
    » Dennoch, irgendjemand fühlt sich immer zurückgesetzt. Und dann sind da die Bauern, die glauben, beim Viehkauf übervorteilt worden zu sein. Beinahe wöchentlich wirst du neue Marktstreitigkeiten zu schlichten haben, oder auch Zwistigkeiten um Weidegründe. Es ist eigentlich immer dasselbe. Ich kann dir nur raten, sorge dafür, dass sich die Gegner versöhnen, damit aus Konkurrenten nicht Feinde werden. Außerdem«, fuhr der Bruder fort und schaute über die Schultern, ob ein Lauscher in der Nähe war. Und obwohl sie allein waren, senkte er vorsichtshalber seine Stimme. » Außerdem könnte es Spannungen zwischen den Frauen geben, die du unbedingt lösen musst. Nur dann hast du Frieden im

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