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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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unglücklich machen? Mama kannte ihn eben nicht, wusste nichts von Marino! Sie verschränkte die Arme und schwieg. Wozu brauchte sie Freunde, wenn sie Marino hatte? Er war die andere Hälfte ihres Herzens, was also konnte ihr schon geschehen? Und weshalb sollten ihr die Eltern folgen wollen?
    » Außerdem«, ihre Mutter sah ihr direkt ins Gesicht. Triumphierte sie etwa? » Einen der wichtigsten Punkte hast du übersehen: Zu mir hat er überhaupt kein Wort und zu deinem Vater offenbar auch eher im Allgemeinen von Heirat gesprochen. Einen Antrag haben wir jedenfalls nicht erhalten. Willst du dich ihm etwa ungefragt an den Hals werfen? Oder sollen wir dich ihm vorsetzen, wie man eine hübsche Frucht auf einem Silbertablett darreicht? Das kannst du nicht wollen. Sei vernünftig und schlag ihn dir aus dem Kopf.«
    Sarah musste sich wegdrehen. Niemals würde sie zugeben, dass sie genau das schrecklich quälte. Warum hatte er sie nie gefragt, nicht einmal in den innigsten Momenten, ob sie ihn heiraten wollte? Stets hatte er nur ganz allgemein von einem gemeinsamen Schicksal, von Fügung und von Zukunft gesprochen. Sicher gab es dafür gute Gründe, doch lieber wäre ihr gewesen … Sie straffte sich. » Das kann ich nicht.«
    » Du könntest schon. Du müsstest es nur wollen, das weißt du.«
    Da war sie wieder, Mutters tiefste Überzeugung, Schlüssel ihres Erfolges und ihres Willens.
    Jetzt durfte sie keine Schwäche zeigen. Sie musste stark bleiben und dagegenhalten, sonst entglitt ihr womöglich die Sache. » Ach ja? Du verstehst mich nicht, mehr noch: du willst mich einfach nicht verstehen. Woher weißt du, was gut für mich ist oder was ich will? Soll ich denn wie du leben? Ist es das?«
    Nun gab es kein Halten mehr, es sprudelte nur so aus ihr heraus: » Ich will nicht verschlossen werden wie du und immerzu tüchtig und besonnen sein. Wann bist du denn schon je fröhlich und beschwingt? Wann denkst du einmal nicht an Aufgaben und Pflichten? Ich jedenfalls will das nicht, ich will tanzen und lachen und mich meines Lebens erfreuen!« So, jetzt war es heraus. Ihre Augen brannten, und sie bekam beinahe keine Luft mehr, aber endlich hatte sie es ausgesprochen.
    In letzter Zeit hatte Sarah oft nach Orientierung gesucht. Doch erst vorhin, als sie über sich und ihre Mutter und über ihre Übereinstimmungen und Unterschiede nachgedacht hatte, war ihr etwas bewusst geworden: Sie hatte einen klaren Verstand, in manchen Bereichen war sie sogar fast so klug wie ihre Mutter, und doch existierten zwischen ihnen Ungleichheiten, trennend wie Gräben. Wo ihre Mutter mit Vernunft argumentierte, kämpfte sie, meistens sogar mit heißem Herzen. In der Stärke ihrer Gefühle lag also ihr größter Gegensatz. Kontrastierende Farben aber, das wusste sie durch die Perlenarbeit, harmonierten nur selten, oft genug verhielten sie sich abweisend, sogar feindselig zueinander. Als sie diese Erkenntnis auf ihre gegenwärtige Situation übertrug, wurde eines ganz deutlich: Ihre Mutter konnte gar nicht beurteilen, was für sie richtig war! Sie besaß nicht die Voraussetzungen dafür.
    Lieben und genießen, lachen und weinen und ihre eigenen Fehler machen, den Glanz und den Reichtum des Lebens kennenlernen, das war es, was sie wollte, und zwar gemeinsam mit Marino. Marino und sie vereinten unendlich viele Gemeinsamkeiten, sie waren jung und stark, warum also sollten sie ihr Leben nicht so gestalten, wie es ihnen entsprach?
    In Mutters Augen glitzerten Tränen. Sie hatte sie verletzt. Wenn sie jetzt einen Schritt auf sie zuging, würde sie ihr diese Worte sicherlich verzeihen, aber dann hätte sie Marino verraten.
    Sie hob die Hand, als wolle sie sich selbst Einhalt gebieten. » Ich bin nicht du, und du bist nicht ich. Ich will nicht länger in meinen Entscheidungen abhängig sein. Es ist mein Leben.« Obwohl sie spürte, wie ihre Unterlippe zitterte, blieb sie standhaft. Sie hatte sich ein für alle Mal entschieden. Ihr Entschluss war unwiderruflich.
    Ihre Mutter erhob sich und räumte die Dinge auf dem Tisch hin und her. Nach einer Weile hob sie den Kopf und sprach mit kühler Stimme: » Du bist dir bewusst, dass du zu einer Heirat unsere Einwilligung benötigst? Tue also nichts Unüberlegtes. Wenn ich ihn darum bitte, bringt dich dein Vater in ein Frauenkloster nach Portugal.«
    *
    Yasmîna betrat das Zimmer ihrer Herrin, einen Stapel Wäsche in den Händen. Wie alle jungen Berberfrauen verbarg auch sie ihr Gesicht mit den mandelförmigen dunklen

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