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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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Capello heißt Marino. Er sieht fabelhaft aus. Kapitän wie ich, soweit ich weiß. Hatte er nicht sogar einmal ein Kommando bei der Flotte, bevor er …? Na ja, nicht weiter wichtig.«
    » Bevor er was?«
    » Ach nichts. Er war ein guter Kapitän, sagt man.« Er würde den Teufel tun und irgendetwas ausplaudern, das er selbst nur vom Hörensagen wusste. Außerdem wurde sein Kopfweh immer schlimmer. Vielleicht würde es sich bessern, wenn Giulio ihm später einen heißen Wein zubereitete? Alkohol an Bord war strikt verboten, im Krankheitsfall aber machte man eine Ausnahme.
    » Vor meiner Abreise hieß es, er baue sich irgendwo im Süden etwas Neues auf«, plauderte Pacelli weiter. » Sein Schiff macht es wohl nicht mehr lange, es fällt auseinander, gerade so wie der alte Palazzo.«
    Sarah fühlte, wie eine Beklemmung mit kalter Hand nach ihr griff. » Glaubt Ihr, Marino, ich meine, der junge Capello hält sich womöglich gar nicht in Venedig auf?«
    » Leider, Signorina, bin ich nicht auf dem Laufenden, dazu bin ich schon zu lange unterwegs. Andererseits, war da nicht eine Verlobung geplant, mit einer Dame der Gesellschaft? Dann müsste er allerdings im Lande sein, Verlobungen und Hochzeiten sind in Patrizierkreisen schließlich Höhepunkte des Jahres. Ihr wisst vielleicht, venezianische Edelleute heiraten ausschließlich venezianische Adelsfrauen, allenfalls noch ausländische Prinzessinnen oder Fürstinnen von hohem Geblüt. Ja-ha, sie halten sich für etwas ganz Besonderes, unsere nobil i ! Aber wenn sie krank ist und Hilfe nötig hat, wird seine alte Tante sicher erfreut sein, Euch zu sehen.«
    » Ich, ich … Ich muss jetzt …« Sarah sprang so hastig auf, dass ihr Stuhl umfiel. Auch Pacelli erhob sich. Er schwankte. Und das, bevor er auch nur einen einzigen Schluck Wein getrunken hatte?
    » Ihr wollt Euch zurückziehen? Dann wünsche ich Euch eine gute Nacht. Und macht Euch nur keine Sorgen, selbstverständlich werde ich Euch begleiten, zum Palazzo der Capellos, meine ich.«
    Obwohl von Wellen gewiegt, fand Sarah in dieser Nacht erst spät in den Schlaf.

22
    Wie immer, wenn heimkehrende Schiffe gesichtet wurden, läuteten die Glocken des Campanile von San Marco, als die San Pietro e Paolo den Lido passierte und die feinen Dunstschwaden über dem perlmuttfarbenen Wasser der Lagune durchschnitt.
    » Was für ein schöner Willkommensgruß«, meinte Sarah.
    Pacelli aber zog spöttisch die Augenbrauen in die Höhe. » Ach ja? Ich bin mir sicher, damit rufen sie eiligst alle Zöllner, Schreiber und Beamten zusammen! Spitzt nur Eure Ohren, dann hört Ihr es selbst: Kommt rasch her, kommt rasch her, Schiff bringt Geld, Schiff bringt Geld!«
    Sarah lachte, doch sie war nicht überrascht. Von Frachtraten und Warenzöllen, von Stapelgebühren, Versicherungstarifen und Verpflegungskosten und was sonst noch bei der Handelsschifffahrt anfiel, hatte sie zuhause oft genug gehört. » In meinen Ohren klingt es dennoch nach einer herzlichen Begrüßung.« Damit eilte sie ins Vorderkastell an Yasmînas Seite und beobachtete von dort gebannt Einfahrt und Ziel.
    Pacelli musste an sich halten, um sich nicht ständig zu kratzen, denn überall juckte es. Das also war aus dem seltsamen Unwohlsein von gestern Abend entstanden: Bläschen und Pusteln, mit denen plötzlich sein gesamter Oberkörper, die Arme und der Hals übersät waren. Es juckte, und es sah verheerend aus. Deshalb hatte er vorhin bei der ersten Kontrolle in aller Hast ein Tuch umgeschlungen und war so der Insel Lazzaretto entgangen. Die Ärzte, die bereits am Lido an Bord jedes einlaufenden Schiffes kamen, um die Quarantänevorschriften zu erfüllen, hatten sich nach raschem Augenschein mit seiner Auskunft, alles sei in bester Ordnung, zufriedengegeben. Wenn es galt, die gefürchtete Pest von der Stadt fernzuhalten, waren sie eigentlich unnachgiebig, doch zum Glück hatte ihn niemand genauer angesehen. Für Wochen auf dieser winzigen Insel? Ihm reichte es, dass er anstatt direkt an der Mole heute an der dogana di mar anlegen sollte, eine, wie er fand, unnötige Schikane der Signoria gegenüber den schwer beladenen Handelsschiffen, die den Wohlstand in die Stadt brachten.
    Die großen Segel hatte man längst eingerollt, und die Riemen der Ruderer hoben und senkten sich im langsamen Takt. Der Aufseher der galeotti ließ den Kapitän nicht aus den Augen. Mit seiner Signalpfeife gab er dessen Kommandos weiter, während Pacelli mit Hilfe seines zweiten Rudergängers die San

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