Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
Vom Netzwerk:
dir das Leben. Flucht hin oder her: Du weißt, Genua wird dich niemals ausliefern. Nicht bei der Konkurrenz, die zwischen unseren verfeindeten Republiken herrscht. Darüber hinaus aber empfehle ich dir dringend ein ausgiebiges Bad.«
    *
    » He, was soll das?«, erboste sich der venezianische Fährmann. » Du wirst dich hier nicht schlafen legen! Runter von meinem Boot, das ist doch keine Herberge. Los, los, macht schon! Wird’s bald?«
    Fremdländisches Gesindel, hörte Sarah den Mann noch voller Verachtung durch die Zähne zischen, dann hatte man sie beide auch schon an Land verfrachtet. Sarah saß auf den Steinstufen, da sie ihren Beinen nicht traute.
    Um sie herum herrschte das Gedränge, das sie eben noch vom Wasser aus betrachtet hatte, nur dass es aus dieser bodennahen Perspektive noch sehr viel dichter wirkte. Sie schloss die Augen, senkte den Kopf auf ihre Knie und versuchte, ihren Atem unter Kontrolle zu bekommen.
    Zwar konnte sie größtenteils verstehen, was die Leute zueinander sagten und sich zuriefen, hatte sie doch schon als Kind leidlich Italienisch gelernt und an Bord zusätzlich einiges aufgeschnappt, dennoch fühlte sie sich plötzlich als das, was sie hier war: eine Außenseiterin.
    » Signorina, steht auf, rasch. Ihr könnt hier nicht sitzen bleiben!« Eine schlicht gekleidete Frau mit weißer Haube beugte sich zu Sarah nieder, fasste resolut unter ihren Arm und zog sie auf die Füße.
    » Sehr gut, so ist es besser. Und sollten Euch wieder einmal die Kräfte verlassen, ruht Euch lieber in einer Kirche aus oder zumindest an einem weniger belebten Platz. Hier schnappen Euch sonst nur die Büttel wegen Rumtreiberei. Geht es wieder?«
    Sarah nickte noch etwas benommen.
    » Mir war schwindelig, aber sonst fehlt mir nichts. Ich danke Euch.«
    » Gut, gut. Ihr wirkt, als wärt Ihr fremd hier. Woher kommt Ihr? Nach Eurer Kleidung zu urteilen, von der afrikanischen Küste. Vielleicht sogar aus Féz? Ich würde sagen, umso mehr solltet Ihr Euch vor den signori di notte hüten, vor den Geheimpolizisten. Sie haben gerade auf Ausländer ein wachsames Auge.« Die Frau hatte etwas Mütterliches an sich, sie musterte Sarah und Yasmîna, die ihre Bündel an sich pressten und mit verschreckten Augen umhersahen. Sarah machte eine Bewegung, als wolle sie loseilen. Dann jedoch stockte sie und drehte sich wieder zu der Frau um. » Bitte, könnt Ihr mir sagen, wie wir zum Canale di Cannaregio kommen?«
    » Am besten mit einer Gondel. Schließt Euch mir nur an, wir können uns ein Boot teilen. Ich wohne nämlich ganz in der Nähe.« Dazu lächelte sie herzlich und ergriff ihren Korb. » Kommt, dort entlang.« Damit wandte sie sich um und strebte durch das Gedränge der Menschen dem Gondelanleger zu. Flink glitt sie durch die Menge, so dass Sarah achtgeben musste, sie nicht aus den Augen zu verlieren.
    Auf dem Boot zog sie vorsichtig unter ein paar einzelnen weißen Blüten in ihrem Korb eine Stola hervor und legte sie um ihre Schultern. » Cannaregio liegt am anderen Ende des Canalezzo, und auf dem Wasser geht immer ein leichter Wind«, erklärte sie. » Mein Name ist übrigens Rebecca Sarfatti. Wie ist Euer Name, und was führt Euch nach Venedig?« Erneut lachte sie. » Antwortet aber nur, wenn Euch danach ist. Ihr müsst wissen, wir Venezianer sind ganz schrecklich neugierige Leute! Könnt Ihr mir vielleicht den Namen dieser Blumen nennen? Sie duften herrlich, ich kenne sie jedoch nicht. Wir Juden dürfen eigentlich keine Blumen kaufen, außer bei Hochzeiten, aber diesen hier konnte ich nicht widerstehen.«
    » Nennt man sie nicht Tuberosen? Ich bin fast sicher, bei dem betörenden Duft. Ich heiße Sarah de Álvarez und besuche die Familie Capello. Ihr wisst wohl nicht zufällig, wo ich ihren Palazzo finde?«
    » Du meine Güte!« Schlagartig wich das freudige Lächeln vom Gesicht der Venezianerin. » Andrea Capello, den Buckligen? Oder … Doch sicher nicht Tommaso Capello.«
    » Denselben, ihn und seinen Sohn, Kapitän Marino Capello. Warum erstaunt Euch das?« Wieder einmal beschleunigte sich Sarahs Herzschlag allein durch die Nennung des magischen Namens. Aber dieser Rebecca schien es nicht zu gefallen, dass sie die Capellos erwähnte.
    » Weil …, also, na ja, weil … Gehört Ihr zur Familie?«
    » Das nicht. Warum fragt Ihr?«
    Rebecca Sarfatti antwortete nicht. Sie rutschte ein winziges Stück zur Seite und schuf so einen Abstand zwischen sich und Sarah.
    Yasmîna, die auf der gegenüberliegenden Bank saß,

Weitere Kostenlose Bücher