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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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bewies ihr, dass sie Grenzen hatte. Sie wollte sich nicht leiten lassen. Wie hatte Sarah gesagt? » Woher weißt du, was gut für mich ist oder was ich will? Soll ich denn wie du leben?«
    Nach wenigen Tagen kam mit dem letzten Abendlicht das Boot des Fischers zurück in den Hafen, und kurz darauf stand der Mann im Kontor. » Friede sei mit dir«, grüßte Medern. » Hast du den Brief übergeben? Was anwortet man, und was hast du herausgefunden?«
    » Sie sind einverstanden, wissen aber nichts. Ich soll fragen, ob es so etwas wie Finderlohn auch für Nachrichten gibt? Falls sie etwas hören, haben sie gemeint. Außerdem habe ich den Neffen meines Schwagers beim Fischen getroffen. Er hat mir etwas erzählt.«
    » Und was?«
    » Dieser venezianische Kapitän, Ihr wisst schon, der mit den Pferden und dem Zucker, betreibt seit neuestem eine Färberei in einer Bucht bei Taranto.«
    » Von mir aus.« Medern konnte seine Enttäuschung kaum verbergen. Dennoch belohnte er die Nachricht mit einigen Münzen. Der Fischer wandte sich zum Gehen. An der Tür drehte er sich noch einmal um: » Es sei eine Purpurfärberei, sagte der Neffe.«
    Als Medern diese Neuigkeit an Miguel und Mirijam weitergab, hatte er gehofft, damit ihre Lebensgeister zu wecken. Doch beide zuckten lediglich mit den Schultern. Am folgenden Tag aber überwand Miguel seine Betäubung und begann mit den Vorbereitungen für den Ritt an den Hof des Sultans nach Taroudant.

28
    Für einen Moment blieb es still in der Gasse. Während die anderen vier Männer mit offenem Mund zu der Ecke blickten, hinter der Sarah verschwunden war, packte Bernardo erneut zu. Yasmîna wand sich unter seinem Griff. Sie trat nach ihm und zischte ihm alle Schimpfworte entgegen, die sie kannte, doch er war stärker, als seine kümmerliche Gestalt vermuten ließ. Obwohl sie sich nach Kräften sträubte, konnte sie sich nicht aus seiner Umklammerung befreien.
    » Bring sie ins Haus, ich will sie mir ansehen«, befahl die Frau mit dem Turban. Sie beugte sich noch ein Stück weiter aus dem Fenster und spähte die Gasse hinauf und hinunter. » Dann such die andere. Und ihr verschwindet. Hier gibt es nichts mehr zu sehen, macht, dass ihr nach Hause kommt.«
    Bernardo drehte Yasmîna den Arm auf den Rücken und stieß sie durch die niedrige Tür in einen dunklen Gang. Das Haus war schmal, aber tief, und Yasmîna erkannte, dass sie es durch die rückwärtige Tür betraten, den Gerüchen nach in der Nähe von Küche und Vorratsräumen. Er drängte sie tiefer ins Haus hinein. Er sagte etwas. Dabei drohte er ihr mit dem Messer, bevor er ihre beiden Bündel von der Gasse ins Haus holte. Von oben kam das flackernde Licht einer Kerze die Treppe herunter, verhielt aber auf halber Strecke.
    » Komm her.« Das Licht fiel auf eine kleine, sehr dicke Frau in einem formlosen Baumwollhemd, das ihr bis zu den Füßen reichte. Dazu trug sie glitzernde Armreifen und einen goldglänzenden Turban auf dem Kopf, unter dem einige hennarote Strähnen hervorlugten. Sie winkte ihr. » Komm schon, Mädchen. Ich fress dich schon nicht gleich.«
    Sie redete zwar anders, als sie es von den italienischen Seeleuten in Santa Cruz und auf dem Schiff gehört hatte, aber ihre Gesten und einige der Worte waren Yasmîna verständlich. Beklommenen Herzens folgte sie dem Befehl der Frau und stieg zögernd die Treppe hinauf.
    *
    Anscheinend war die Frau verrückt. Eben noch kam sie wie von Furien gejagt um die Ecke gerannt, jetzt kauerte sie in der Hocke, schaukelte vor und zurück und lachte und weinte gleichzeitig.
    Filippo duckte sich in die dunkelste Ecke unter der Treppe. Bei Verrückten wusste man nie, im einen Moment lächelten sie einen an, um im nächsten alles kurz und klein zu schlagen. Falls sie jedoch vorhatte, ihn aus seinem gemütlichen Winkel aus Brettern und alten Säcken zu vertreiben, hatte sie sich geschnitten. Dieser kleine campiello war ein Plätzchen, an dem man gut überleben konnte, gut genug jedenfalls, als dass er ihn aufgegeben oder auch nur mit jemandem geteilt hätte. Von oben schützte ihn die alte Treppe vor Sonne und Regen, es gab einen Brunnen, und im Abfall des benachbarten Freudenhauses fanden sich immer irgendwelche Essensreste, die seinen Hunger stillten. Auf den Straßen, die von Handwerkern, Händlern und Seeleuten aus aller Herren Länder wimmelten, war das Leben für kleine Waisenjungen nicht leicht, und oft war er froh um einen Rest Käse, den er im Dreck fand.
    Inzwischen wusste er

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