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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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wiederfinden, wo überhaupt anfangen, sie zu suchen? Yasmînas Herzklopfen beruhigte sich allmählich, nur das leichte Schwanken in ihrem Körper dauerte an. Das kam von der Seereise, wusste sie, alle Seeleute und Fischer kannten das. Diese Monna Giulia machte ihr jedenfalls keine Angst, sie wirkte, als ob sie nicht einmal einer Fliege etwas zuleide tun könnte. Sie sollte auch tatsächlich etwas essen, bevor sie sich auf die Suche nach der Herrin machte. In der Aufregung der vergangenen Stunden hatte natürlich niemand an Essen gedacht, und ihre letzte Mahlzeit an Bord des Schiffes – ein krümeliger Zwieback und ein Stück kalter Thunfisch – war längst vergessen. Wenn diese Monna Giulia ihr etwas zu essen und damit ihre Gastfreundschaft anbot, konnte sie sie nicht als Gefangene ansehen. Gäste konnten kommen und gehen, wie sie wollten. Erneut nickte sie und wiederholte die Geste des Essens.
    » Gut. Ich wollte sowieso in der Küche nachsehen, ob noch etwas von der Pastete übrig ist, die wir uns zum Abendessen von der Garküche haben kommen lassen. Maria, meine Köchin, ist krank, und ich verstehe nichts vom Kochen, umso mehr allerdings vom Essen. Kannst du kochen?«
    *
    Das Kind in ihrem Bauch regte sich. Als Sarah ihre Beine ausstrecken wollte, stieß sie mit den Füßen gegen etwas Weiches. Eine Ratte, zuckte es ihr durch den Kopf, und unwillkürlich schrie sie auf. Hastig zog sie die Beine wieder dicht an sich heran und stopfte ihr Gewand drumherum fest.
    » Sei still und lass mich schlafen! Besser noch, geh weg, das ist mein Platz, such dir einen anderen, hier hast du nichts verloren.« Es war eine helle Stimme, die sie aus der Dunkelheit anfauchte, ein wenig ängstlich zwar, aber vor allem wütend.
    Sarah verschlug es fast die Sprache. » Wer ist da?«
    » Ich, das ist mein Platz, schon seit langem. Du hast hier nichts zu suchen.«
    Die Stimme aus dem Dunkel unter der Treppe gehörte einem Kind. Aber ein Kind, auf der Gasse, mitten in der Nacht? » Wer bist du? Schläfst du hier? Warum bist du nicht zuhause?«
    » Du bist auch nicht zuhause!«
    » Das stimmt. Darf ich bitte einen Moment hierbleiben und mich ausruhen?«, fragte Sarah in die Schwärze der Nacht, die den Raum unter der Treppe ausfüllte. Sosehr sie sich auch bemühte, sie konnte nicht einmal einen Schatten des Kindes erkennen.
    Erst nach einer Weile kam die zögerliche Antwort: » Also gut.«
    Unwillkürlich musste sie lächeln, und obwohl Sarah das Gefühl hatte, sich womöglich lächerlich zu machen, entgegnete sie höflich: » Ich danke dir. Mein Name ist Sarah.«
    » Filippo.« Eine kleine Hand tastete zu ihr herüber.
    Sarah drückte sie. » Sehr erfreut, Filippo. Noch einmal: Vielen Dank, dass ich mich bei dir ausruhen darf.«
    Ein müdes Schnauben antwortete ihr. Sarah lehnte sich an die Mauer, zog den Perlenbeutel auf den Schoß und streckte die Beine aus. In den Steinen der Mauer steckte noch ein winziger Rest Wärme. Nur einen kurzen Moment, dachte sie, als sie die Augen schloss, nur einen Augenblick ausruhen, dann stehe ich wieder auf. Ich muss Yasmîna suchen.
    Plötzlich erwachte Sarah. Was war los, wo befand sie sich? Dann fiel es ihr ein: Venedig. In Kürze würde die Sonne aufgehen. Die Treppe über ihrem Kopf, die Wand, an der sie sich in der Nacht ein wenig ausgeruht hatte … In ihren Armen ruhte ein kleiner, magerer Junge. Er kuschelte sich an sie und schlief noch fest, wie seine regelmäßigen Atemzüge bewiesen. Filippo. Mit welcher Garstigkeit er sie in der Nacht hatte verscheuchen wollen, und nun? Behutsam legte sie ihre Arme um den Kleinen. Er roch nicht gut, aber die Zutraulichkeit, mit der er im Schlaf offenbar ihre Nähe gesucht hatte, war unendlich tröstlich. Mindestens so tröstlich wie die Wärme, die von ihm ausging. Nur noch ein Weilchen hier liegen, dachte sie, diesen Bernardo konnte sie sowieso erst nach Anbruch des Tages suchen.

29
    » Kennst du einen gewissen Bernardo? Er müsste hier in der Nähe wohnen.«
    Filippo antwortete nicht. Er wischte den Schimmel von einem Stück Käse an seiner Hose ab, bevor er mit Heißhunger hineinbiss. Konzentriert kaute er. Mit schnellen, verstohlenen Blicken aus seinen wachsamen Augen prüfte er Sarah zwischendurch immer wieder, wobei stets eine leichte Röte seine Wangen färbte. Vermutlich war es ihm peinlich, in ihren Armen aufgewacht zu sein, doch darüber verloren beide kein Wort. Auch den Platz behielt er im Auge. Hin und wieder holte eine Frau Wasser vom

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