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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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schönen Worten und feurigen Blicken zugesetzt? Wenigstens hatte sie nichts davon erzählt, dass sein Kind in ihr heranwuchs. Sie würde schon allein zurechtkommen, einen Mann wie ihn ging das Kind jetzt nichts mehr an. Sie schluckte.
    Hatte sie dies wirklich erlebt? Vielleicht erwachte sie im nächsten Augenblick, und alles stellte sich als Albtraum heraus?
    Das Wetter schlug um, und ein erstickend feiner Nebel zog herauf. Er legte sich über die Stadt, verschluckte Kanäle, Häuser und Gassen, und plötzlich konnte sie Yasmînas Schritte nicht mehr hören.
    *
    Seine Stiefelschritte gingen vorüber. Er hatte sie nicht entdeckt. Vorsichtig hob Rebecca den Kopf. Tatsächlich, er war es, dieser unselige Marino Capello.
    Sie folgte dem Mann durch die Nacht. Jeden Mauervorsprung, jedes Gebüsch und jeden Hauseingang nutzend, huschte sie ihm nach. Capello sah sich jedoch nicht einmal um, offenkundig kam ihm überhaupt nicht in den Sinn, dass ihm jemand auf den Fersen sein könnte. Er schien es eilig zu haben. Vielleicht führte er sie direkt zu Sarah?
    Im Haus war sie offenbar nicht, sonst hätte er es wohl kaum verlassen. Hielt er die junge Frau irgendwo versteckt? Was hatte er mit ihr vor? Sie war in Gefahr, das spürte sie genau. Und diesem Mann traute sie alles zu, er kam ihr vor wie das Böse in Menschengestalt .
    Ihr Mann würde sie jetzt wegen ihrer blühenden Phantasie und vor allem wegen ihrer Ahnungen rügen, dennoch folgte Rebecca dem Kapitän weiterhin. Hatte sie nicht schon oft recht gehabt mit ihrem Vorgefühl? Capello strebte nach Norden. Zwei Brücken über kleine Seitenkanäle weiter dämmerte es Rebecca: Er wollte am nächsten Kanal ein Boot nehmen und zum Festland rudern, wollte Venedig verlassen. Heimlich und um diese Stunde? Das sah nach Flucht aus!
    *
    Es war der Nebel, der die Geräusche dämpfte, denn gleich darauf spürte sie Yasmîna wieder dicht hinter sich. Sarah bog erneut in eine schmale ungepflasterte Gasse ein, deren Häuserreihen sich mit ihren überstehenden Obergeschossen beinahe zu berühren schienen. Konnte etwas noch dunkler sein als diese Gasse? Sie wich der Dreckrinne in der Mitte aus und lief weiter. Nur tat sich hier keine unvermutete Abzweigung auf oder ein Durchlass wie bisher. Sie war in einer Sackgasse gelandet, in der es nach Wein und Urin und undefinierbar nach etwas Vergorenem stank. Ein erstickter Laut erklang hinter ihr. » Yasmîna?«
    Sie erhielt keine Antwort. Sarah drehte um und ging ein paar Schritte zurück. Dabei trat sie in einen Haufen Unrat, als sie sich an einer Hauswand entlangtastete, und zog angewidert ihren Fuß zurück. In der nebligen Finsternis konnte sie nichts erkennen. » Yasmîna? Wo bist du?«
    » Yasmîna heißt du? So, so, und da vorne, das ist wohl deine Freundin. Was mag sich in diesen Taschen befinden? Willst du es mir nicht sagen, Yasmîna?«
    Aus einer Nische, an der Sarah in der Dunkelheit achtlos vorübergegangen war, kam eine schnarrende, leicht verwischte Männerstimme, der ein lautes Rülpsen folgte. » Na, wird’s bald? Du musst wissen, Mädchen: Dies hier ist mein Revier.«
    » Lâlla!«, rief Yasmîna mit schriller Stimme, die sich vor Schreck überschlug. » Renn weg, Lâlla, schnell, er hat ein Messer!«
    Undeutlich konnte Sarah jetzt Yasmînas Umrisse und die eines Mannes erkennen. Er war einen Kopf kleiner als ihre Dienerin und stand mit drohend erhobener Faust dicht vor dem Mädchen. Mehrmals schaute er sich über die Schulter nach Sarah um. » Sprichst du von meinem Messer? Natürlich habe ich ein Messer, was hast du denn gedacht? Freiwillig wirst du mir deine Habe ja wohl kaum überlassen, oder?« Er lachte keckernd. » Doch der heilige Markus soll mein Zeuge sein: Deine Taschen gegen dein Leben. Bernardo macht niemals leere Versprechungen: Gibst du mir deinen Kram, so wird dir nichts geschehen.«
    Ohne zu überlegen, eilte Sarah zu den beiden, holte mit ihrem Perlenbeutel aus und ließ ihn gegen den Hinterkopf des Mannes prallen. Die Wucht des Schlages brachte den Mann augenblicklich zu Fall. Im Stürzen brüllte er auf und polterte gegen eine Haustür. Mitten in diesem Tumult öffnete sich oben im Haus ein Fensterladen, und Licht fiel auf die Gasse.
    » Bernardo, warum machst du schon wieder Lärm? Habe ich nicht ausdrücklich gesagt, die Frauen müssen sich ausruhen? Für heute ist Schluss, also schick die Herren gefälligst weiter.« Eine dicke Frau, deren Busen sich über das Fensterbrett wölbte, beugte sich aus dem

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