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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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Fenster. Sie trug einen Turban und leuchtete mit ihrer Öllampe nach unten.
    Stöhnend richtete sich der Mann aus dem Dreck auf, hielt mit einer Hand den Kopf und stützte sich mit der andern an der Hauswand ab. Er wandte Sarah sein Gesicht zu und kam torkelnd und mit erhobenem Messer auf sie zu. » Schnell!«, rief sie und packte Yasmînas Hand. » Nichts wie weg von hier.«
    Doch bevor sie einen Schritt machen konnten, fanden sie sich plötzlich vier weiteren Männern gegenüber. Sie hatten die Gasse abgeriegelt, und im Licht, das aus dem Fenster fiel, erkannte Sarah, dass einer von ihnen ebenfalls ein Messer gezückt hatte. Spielerisch warf er es von einer Hand in die andere, wie jemand, der genau wusste, wie man damit umgeht, ohne dabei die Mädchen aus den Augen zu lassen.
    Die drei anderen Männer rieben sich die Hände und johlten: » Hoho, endlich mal eine gute Nachricht: Giulia wird neue Mädchen bekommen! Aber warum lässt du dich von ihnen verhauen, Bernardo? Im Bett nimmst du es doch angeblich auch mit zweien auf?« Sie bogen sich vor Lachen über ihren Scherz, während sie gleichzeitig weiter vorrückten. Ihre Augen glitzerten. Sie waren zu viert, mit Bernardo sogar zu fünft, die Mädchen hatten also keine Chance. Nur noch ein kurzes Gerangel, vielleicht mit Unterstützung einer Klinge, die die Kehlen kitzelte, dann würden die Mädchen ihnen zu Willen sein.
    Sarah ließ Yasmînas Hand los und wirbelte erneut ihren Beutel durch die Luft, so dass die Männer einen Schritt zurückwichen. Obwohl sie nicht gezielt hatte, traf sie einen von ihnen am Kopf. Er taumelte rückwärts und brüllte vor Zorn.
    » Jetzt!«, rief Sarah und flitzte durch die Lücke, die sich zwischen den Angreifern auftat. So schnell sie konnte, rannte sie die Gasse hinunter, bog um eine Ecke, um eine zweite, eine dritte, schlug einen Haken und duckte sich unter einer Treppe an die Hauswand.
    Das war knapp, dachte sie, aber zum Glück war es gerade noch mal gut gegangen. Sie rang heftig nach Luft. Wie unsagbar dumm diese Maulhelden geschaut hatten, als sie mit ihrem Beutel auf sie losging! Ein Kichern stieg in ihr auf, das sie nicht unterdrücken konnte, und plötzlich prustete sie los. Sie lachte.
    Sie konnte nicht aufhören damit, obwohl sie im selben Moment dachte, dass es überhaupt keinen Grund zum Lachen gab. Nichts an dieser Nacht war komisch, im Gegenteil. Und doch lachte sie, bis ihre Seiten schmerzten und sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte.
    Als sie endlich bemerkte, dass Yasmîna fehlte, dass niemand neben ihr stand, stockte ihr der Atem.

27
    Santa Cruz
    » Vielleicht sollten wir jemanden nach Taroudant an den Sultanshof entsenden? Immerhin habt Ihr einen guten Leumund, Kapitän.«
    Miguel jedoch wandte noch nicht einmal den Kopf.
    Ihr Schreiben an Sultan Muhammad, in dem sie schon vor einiger Zeit mit Nachdruck die Bekämpfung der Piraten gefordert hatten, war bisher unbeantwortet geblieben. Natürlich wusste Medern, in Zeiten wie diesen war es fraglich, dass man ihnen in Taroudant weiterhelfen würde. Schließlich lag der Sultan mit seinem Bruder, der die nördlichen Gebiete für sich beanspruchte, im Streit, und man munkelte sogar etwas von einem Feldzug gegen ihn. Dennoch, irgendetwas musste geschehen.
    Medern sah Sarahs Augen vor sich, strahlend blaue Augen, genau wie die ihres Vaters. Wenn diese nicht gerade rotgerändert waren vor Schlaflosigkeit und trüb vor Sorgen. Medern räusperte sich. Er wünschte, ihm würden die richtigen Worte einfallen, um den Kapitän aus seiner Verzweiflung zu reißen.
    Obwohl auch sein Herz vor Sorge um das Mädchen schwer war, wusste er, mit Grübeln und bloßem Warten war niemandem geholfen. Das aber taten sowohl Miguel als auch Sarahs Mutter, und zwar bereits seit Wochen. Der Kapitän sah furchtbar aus, und seit ihrer vergeblichen Suche in Mogador und den Dörfern der Umgebung verließ auch Mirijam kaum noch das Haus. Er hatte gehört, sie ginge Tag und Nacht auf der Terrasse umher und hielte in alle Himmelsrichtungen Ausschau.
    Der Kapitän hatte sich ihm gleich nach der Rückkehr von seiner erfolglosen Fahndung anvertraut, allerdings mit der strengen Auflage, in Mirijams Gegenwart kein Wort darüber zu verlieren. » Medern, verkauft vorsichtshalber ein oder zwei Grundstücke, damit wir flüssig sind. Ich fürchte nämlich, Sklavenjäger haben sie erwischt. Wenn wir Glück haben, verlangen sie Lösegeld. Jedes Kind weiß, welches Schicksal jungen Frauen … Sie aber

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