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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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vorgespielt. Heute Nacht aber hatte er ihr sein wahres Gesicht gezeigt: eine Fratze! Und von diesem Mann erwartete sie ein Kind. Sollte es die immerwährende Strafe für ihre Gutgläubigkeit sein?
    Doch nicht nur sich selbst hatte sie Schaden zugefügt. Mit dem Kummer, den sie über die Eltern gebracht hatte, konnte sie sich im Moment nicht befassen, daran ließ sich jetzt nichts ändern, Yasmînas Lage hingegen war ungleich dringlicher. Was stellten sie mit ihr an, dieser Bernardo und seine Kumpane? Sie musste Yasmîna so schnell wie möglich suchen. Aber würde sie den Weg zurück überhaupt finden? Wenn nur ihre Knie nicht so weich wären und nicht so zitterten, wenn sie sich bloß auf den Beinen halten könnte, dann würde sie zurückschleichen und … Ja, was würde sie dann tun? Noch einmal mit ihrem Perlenbeutel zuschlagen? Eine andere Waffe hatte sie nicht. Genau genommen besaß sie außer den Perlen und den Kleidern, die sie am Leibe trug, nichts, alles andere steckte in den Bündeln, die Yasmîna bei sich hatte. Wenn es wenigstens eine wohlmeinende Menschenseele in dieser Stadt gäbe, an die sie sich wenden könnte. Aber den freundlichen Kapitän Pacelli hatte man sicher längst auf die Seucheninsel verfrachtet, und die Frau in der Gondel, diese Rebecca, hatte sich deutlich reserviert gezeigt. Von wem also sollte sie Hilfe erwarten?
    *
    Hinter der Frau mit dem Turban öffnete sich ein komfortabel eingerichteter Raum mit Polsterliege und mehreren Sesseln, um einen runden Tisch gruppiert. Die vielen bunten Kissen, die feinen Vorhänge, die Kerzen und vor allem das wärmende Kohlebecken mitten im Raum erzeugten eine heimelige Stimmung. Es duftete nach Zimt und Orangen, Düfte, die Yasmîna an zuhause erinnerten.
    » Setz dich, mein Kind. Wie heißt du, woher kommst du und was treibt dich mitten in der Nacht in diese Gegend?«
    Yasmîna zuckte hilflos die Schultern. Sie ahnte zwar, was die Frau wollte, eindeutig hatte sie aber die Worte nicht verstanden. Es klang zwar ein wenig wie das Italienisch, das sie wie jedes Kind, das in Hafenstädten groß wurde, kannte, aber auch wieder anders. Vermutlich sprach sie einen Dialekt.
    Zögernd nahm Yasmîna auf einem Hocker Platz, die beiden Beutel zwischen ihren Füßen, und blickte sich unauffällig nach einem Fluchtweg um. Die Frau stand zwischen ihr und der Tür, und das Fenster hatte sie wieder geschlossen.
    » Du kommst wohl von weit her? Bist du vielleicht aus Afrika? Ich kannte einmal eine Fatima aus einem Sultanat in Nordafrika, ich glaube, es hieß … Ach je, das habe ich vergessen. Aber sie hatte eine Tätowierung im Gesicht wie du.«
    Yasmîna nickte. Immerhin sprach die Frau jetzt nicht nur langsamer, sondern verwendete auch einige bekannte Worte. Yasmîna hob das Kinn. » Salâm u aleikum, ich komme aus Mogador, das Allah schützen möge.«
    Die Frau setzte sich an den Tisch und legte einen Wollschal um die Schultern. An ihrem Arm klimperten die goldenen Armreifen, als sie einen Keks aus einer polierten Holzschale auswählte und in den Mund schob.
    » Salâmu …? Aha, Allah, nun gut. So heißt euer Gott, nicht wahr? Und wie heißt du?«
    » Yasmîna.«
    » Yasmîna? Ein schöner Name. Wer war die andere Frau, die dermaßen beherzt zuschlägt, dass mein Bernardo zu Boden geht?«
    Eine Geste, der Name Bernardo – Yasmîna konnte sich die Frage zusammenreimen. Doch sie sah nicht ein, was das die Fremde anging, und schwieg.
    » Du bist eine vorsichtige Frau, das gefällt mir, schließlich kennst du mich nicht. Aber du brauchst keine Angst zu haben. Man nennt mich Monna Giulia, Giulia Bertani, und ich bin die Eigentümerin dieses Hauses. Ich lebe hier gemeinsam mit einigen jungen Mädchen, die … Bene, wie dem auch sei: Hast du Hunger?« Dabei machte sie eine Geste, als würde sie sich einen Bissen in den Mund schieben.
    Yasmîna zögerte kurz, dann nickte sie mit gesenktem Blick. Wieder hatte sie nur zum Teil verstanden, was die Frau erzählte, aber sie schien freundlich zu sein. Würde sie ihr sonst zu essen anbieten? Dennoch würde sie dieser Monna Giulia nichts über Lâlla Sarah verraten oder weshalb sie nach Venedig gekommen waren, welche Strapazen und Ängste sie überstanden und schon gar nicht, was man ihr schändlicherweise heute Nacht angetan hatte. Sie schauderte, wenn sie an Sarah und deren entsetzliche Lage dachte.
    Normalerweise sagte Lâlla Sarah ihr, was zu tun war, aber jetzt war sie erstmals auf sich allein gestellt. Wie sollte sie sie

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