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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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und das Herz ausgeschüttet.
    Doch der Moment der Nähe ging vorüber, als ihre Mutter Sarahs Ellenbogen umfasste, dass es wehtat. » Hat er …?« Die Ältere unterbrach sich und räusperte sich . » Was hat er sonst noch erzählt? Vermutlich hat er dir von Prozessionen und anderen großartigen Festivitäten erzählt, von einflussreichen Freunden, seiner adeligen Familie und seinen brillanten Zukunftsaussichten. Hat er dir vielleicht auch süße Worte ins Ohr geflüstert?«
    Sarah befreite sich. Sie rieb ihren Arm und baute sich vor der Mutter auf. » Was soll das, Mama?«
    Die Augen ihrer Mutter bohrten sich in die ihren, fragend und sehr dunkel.
    Plötzlich war es mit Sarahs Fassung vorbei. » Ich bin kein Kind mehr, Mama! Ja, über all das haben wir gesprochen, über Venedig und seine Familie und besonders über seine Zukunftspläne. Denn seine Zukunft ist zugleich die meine, genau wie Papa es geschrieben hat. Auch wenn du ihn anscheinend nicht leiden kannst, ich werde Marino heiraten!«
    Sarah atmete heftig. Ohne zu wissen wie, hatte sie einen Entschluss gefasst. Plötzlich, ohne langes Nachdenken oder gar einen konkreten Plan zu verfolgen. Eine Last fiel von ihr ab. Während sie mit sich, mit Marino und der ganzen Welt gehadert hatte, hielt sie die ganze Zeit über selbst den Schlüssel in der Hand. Es war eigentlich ganz einfach: Sie würde ihm nachreisen und erklären, dass sie zu ihm gehörte und das Leben mit ihm teilen würde. Dieser Gedanke kam ihr derart klar und folgerichtig vor, dass sie sich wunderte, nicht schon vor Tagen darauf gekommen zu sein.
    Mirijam wurde blass. Ihr Gesicht verfinsterte sich, und zwischen den Brauen bildete sich eine steile Falte. Sie starrte Sarah an, als blicke sie in einen Abgrund.
    Wie gern hätte sie ihrer Tochter jetzt gesagt, wie sehr sie sie liebte und dass sie Angst um sie hatte, schreckliche Angst. Oder dass sie ihr schon im Mutterleib immerwährenden Schutz gelobt hatte und dass sie diesen Schwur halten würde, egal was kommen wollte.
    Sie selbst hatte auf die Liebe einer Mutter verzichten müssen, sogar auf den Beistand eines Vaters. Ihr Vater hatte sie noch im Kindesalter in die Welt hinausschicken müssen. Natürlich hatte er damals keine andere Wahl gehabt, die Folgen für sie aber waren entsetzlich gewesen. Es gab Momente, in denen sie ihm nicht allein die Schuld an den schrecklichen Erlebnissen gab, sondern auch an ihrer eigenen Verschlossenheit und Strenge.
    Es gelang ihr nur schwer, unbefangen mit Sarah umzugehen, zu groß war die Sorge, einen Fehler zu begehen oder etwas Wesentliches bei ihrer Erziehung zu versäumen. Für die Leichtigkeit im Umgang war Miguel zuständig, sie hingegen hatte für kluge, nüchterne Entscheidungen zu sorgen. Und nun sprach Sarah davon, diesen Fremdling zu heiraten.
    Mirijam versuchte, sich zur Ruhe zu zwingen. Sie sah eine Katastrophe voraus, denn, davon war sie überzeugt, an der Seite dieses Kapitäns würde Sarah niemals glücklich werden. Nicht nur war sie diesem venezianischen Adeligen nicht gewachsen, auch die fremde Stadt und die berühmte venezianische Gesellschaft würden ihr das Leben erschweren. Capello war ein gewandter und erfahrener Mann, aber sicher keiner, der sich ihrer Tochter in Liebe annehmen würde, der sie nachsichtig über Klippen geleiten würde. Außerdem fiel ihr jetzt eine Beobachtung ein, die sie während eines seiner Besuche gemacht hatte, oder besser gesagt: ihr Fehlen. Seine Augen hatten nicht aufgeleuchtet, wenn Sarah den Raum betrat, wie es bei Miguel noch heute der Fall war, wenn sie sich ihm näherte.
    » Das wirst du nicht«, sagte sie endlich mit mühsam beherrschter Stimme. » Schlag dir diesen Unsinn aus dem Kopf. Du gehst keinesfalls nach Venedig. Das erlaube ich nicht.«

8
    » Erlauben, nicht erlauben, als ob das eine Rolle spielt!« Seit vier Tagen das gleiche Thema, dachte Miguel. Dabei hatte er sich so sehr auf Mirijam und Sarah und auf die Ruhe zuhause gefreut. Allerdings war es eigentlich wie jedes Jahr. Wenn Mirijam aus Mogador zurückkam, war sie erschöpft, hatte wochenlang zu viel gearbeitet und zu wenig geschlafen. Dann erschienen ihr die Probleme übertrieben groß, sie kritisierte an allem herum, und niemand konnte ihr etwas recht machen. Doch mit der Zeit beruhigte sie sich wieder, das wusste er, er musste nur ein wenig Geduld haben. Er legte sich bequemer zurecht.
    » Und nun gib Ruhe. Was immer sie sagt, sie kann ihn nicht heiraten, schließlich ist Capello längst fort.

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