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Purpurdämmern (German Edition)

Purpurdämmern (German Edition)

Titel: Purpurdämmern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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wurde, und sie steckte mittendrin?
    Schläge erschütterten die Außentür ihrer Gemächer, ein dumpfes Krachen. Sogar auf dem Badewasser entstanden konzentrische Wellen.
    »Prinzessin!«, keuchte Amalia. »Was sollen wir tun?«
    »Schnell, leg den Riegel vor!«
    Wie gut, dass man die Salontür von beiden Seiten verschließen konnte. Die Gouvernante fuhr herum und verschwand im Wohnzimmer. Marielle ließ das Handtuch fallen und zerrte sich eine kurze Tunika über den Kopf, die sie sonst zum Schlafen trug. Hastig steckte sie sich die Haare zusammen. Sie warf Nessa einen Blick zu. »Was machen wir jetzt?«
    Das Purpur verfärbte sich zu gelbgrünen Flecken.
Wir sollten verschwinden.
    »Und Amalia?«
    Ist mit der Tür beschäftigt.
    Wäre das bei einer Katze überhaupt möglich gewesen, Marielle hätte geschworen, dass ein Grinsen in den gelblichen Pupillen funkelte. Ein gehässiges, boshaftes Grinsen. Sie schlüpfte in ihre Wildlederhosen. Amalia hasste die Dinger, weil sie weder der höfischen Mode entsprachen noch einer hochgeborenen Dame angemessen waren und einer Prinzessin gleich gar nicht.
    Sie hörte Amalias Stimme, die die Störenfriede nach ihrem Begehr fragte. Dann wieder ein dumpfes Krachen. Sie probierten, das Holz einzutreten. Amalia drohte ihnen schrecklichste Konsequenzen an.
    »Komm«, flüsterte sie. Mit einer Haarnadel stach sie sich in den Finger, dass ein Tropfen Blut hervorquoll. Im Schlafzimmer ließ sie sich auf alle viere nieder und tastete ins Gewebe. Mit einem Ruck strafften sich die Fäden um den Anker. Das Tor erwachte zum Leben.
    Sie legte sich flach auf den Bauch und schob sich unter das Bett. Kälte strich über ihr feuchtes Haar. Sie rutschte weiter, sie spürte das Eintauchen – und zwei Klauen schlossen sich um ihre Fußgelenke und rissen sie zurück.
    Sie schrie vor Schreck und wälzte sich herum. Harte Hände packten sie bei den Armen und zogen sie weiter fort vom Bett. Sie wehrte sich wie besessen, trat um sich, traf nachgiebiges Fleisch. Ein Fluch, ein Knurren. Jemand schlug ihr ins Gesicht. Der Hieb raubte ihr für einen Moment die Orientierung. Sie wurde rücklings durch den Raum geschleudert, prallte mit der Schulter gegen eine Wand und rutschte daran herunter. Es dauerte Sekunden, bis sie begriff, dass zwei Männer mit ihr im Raum waren. Wo kamen die her? Licht-Fayeí, unauffällig gekleidet wie einfache Diener.
    »Eine Phiole!«, sagte einer. »Ich brauche ein Gefäß.«
    Sie hörte Schritte, Glas zersprang. Amalia kreischte. Die Außentür im Salon dröhnte unter den Schlägen, bis endlich Holz splitterte.
    Die Gouvernante tauchte im Durchgang zum Schlafzimmer auf. Einer der Licht-Fayeí durchwühlte ihre Kommode, der andere war mit zwei Schritten bei Amalia und schlug sie nieder, einfach so. Nessa fauchte, aber Marielle konnte die Katze nicht sehen. Sie versuchte sich aufzurichten, doch ihre Knie gaben nach wie Butter. Alles drehte sich. Der erste Licht-Fayeí ließ von der Kommode ab und kam auf sie zu. In seiner Hand funkelte ein Parfümfläschchen. Er schüttete den Inhalt aus und beugte sich zu ihr herab. Sie erkannte sein Gesicht. Es war der gleiche Mann, der vorhin im Turm auf so unheimliche Weise neben Graf Felím aufgetaucht war.
    »Schnell!«, rief sein Begleiter. »Das Portal verblasst!«
    Der Kerl zückte einen schmalen Dolch. Schnell wie eine Viper stieß die Klinge vor und schnitt ihr in die Wange. Er packte sie beim Haar und hielt sie fest, presste den Flakon gegen die kleine Wunde und fing ein paar Tropfen Blut auf.
    »Danke, Prinzessin.«
    Im Moment, da er aufstand, krachten die Flügel der Salontür nach innen. Die beiden Licht-Fayeí krochen echsengleich durchs Portal unter dem Bett.
    Als die Gruppe bewaffneter Nebel-Fayeí in ihr Schlafzimmer stürmte, waren sie schon verschwunden.
    Steh auf,
zischte Nessa in ihrem Geist.
Steh auf, wir müssen hier weg.
    »Prinzessin Marielle«, sagte einer der Eindringlinge, »Ihr kommt mit uns. Ihr steht ab sofort unter dem Schutz von Ratsherr Ceallacháin.«
    »Und als Beweis Eures guten Willens«, ein Hustenreiz stieg ihr in die Kehle, »habt Ihr meine Tür eingetreten?« Sarrakhans Segen, ihre Glieder gehorchten ihr wieder. Sie schob sich rücklings an der Wand hoch.
    Die Schlafzimmertür! Das Portal in der Schlafzimmertür!
    Marielle tastete nach dem Schnitt in ihrem Gesicht. Als sie die Hand senkte, klebte Blut an ihren Fingern. Ihr wurde schlecht.
    Ceallacháins Leutnant machte einen Schritt auf sie zu. »Es

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