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Purpurdämmern (German Edition)

Purpurdämmern (German Edition)

Titel: Purpurdämmern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Hunden fürchten? Sie können auf Bäume klettern oder über die Hausdächer flüchten. Ich sag es ja nur, dieser Korb ist ganz schön sperrig.«
    Dann bist du nicht besser als dieser … dieses Monster!
    »Nessa«, setzte Marielle an, »ich glaube nicht, dass er es so meint.«
    »Was regt ihr euch so auf, wegen ein paar Katzenbabys?« Er verdrehte die Augen. »Es ist ja nicht so, dass ich sie ertränken will.«
    Ertränken?
    »Ich dachte nur, dass sie sich bestimmt gut ihren eigenen Weg suchen können.«
    Du und dieser Magier, ihr seid vom selben niederträchtigen Schlag!
Nessa starrte böse von ihrem Ast herunter.
Das sind Purpurkätzchen von der Blutlinie der Chininille-Propheten. Jede einzelne ist mehr wert als zwanzig von deiner Sorte.
Ihr Schwanz schlenkerte bedrohlich hin und her.
Ach was sage ich. Hundert! Mindestens hundert! Hast du verstanden? Hundert, du wertloses Stück Fleisch!
    Marielle verdrehte die Augen. »Sag nichts.«
    Du nimmst ihn in Schutz?!
    Sie ließ sich von der Mauer gleiten und drückte Kens Arm zur Entschuldigung. Dann schlenderte sie herüber zum Baum.
    »Na los«, sagte sie. »Komm runter. Wir gehen die Küche suchen. Bestimmt gibt’s da leckeren Fisch.«

    Der Rest des Nachmittags verging schleppend.
    Rupertin reparierte Teile am Wagen, die durch die Explosion des Portals zu Bruch gegangen waren. Er fütterte die Pferde mit Fleischabfällen, die zu Kens Erleichterung mehr Ähnlichkeit mit Drachenvögeln, als mit Menschen hatten.
    Marielle spielte mit den Kätzchen und trug Nessa auf ihren Schultern herum. Ken beobachtete sie aus sicherer Entfernung. Die Purpurkatze tat, als wäre er ein psychopathischer Serienkiller, und Marielle unternahm nichts, um ihn zu verteidigen! Im Gegenteil, sie hofierte das blöde Vieh, als müsste sie sie um Verzeihung bitten. Verzeihung wofür? Dass sie sich mit einem potentiellen Kleinkatzenschänder unterhalten hatte?
    Santino kam näher und schlug ihm auf die Schulter. »Was ist los, mein Freund?«
    »Ich hasse den lila Fellbeutel.« Als der Magier grinste, entspannte er sich. »Ich habe nur vorgeschlagen, dass wir die Kätzchen irgendwo auf der Wiese freilassen könnten. Deshalb bin ich jetzt ein Katzenmörder.«
    »Was hältst du von einer kleinen Ablenkung? Erste Lektion, Grundlagen im Feuerballbau?« Santinos Grinsen wurde breiter. »Der Weg zum Depot könnte haarig werden, da schadet etwas Übung nicht.«
    »Klar.« Sein Ärger löste sich in Luft auf.
    Sie traten durch die geschmolzenen Überreste des Tors hinaus auf die Straße. Das Miauen der Katzenkinder blieb hinter ihnen zurück, das Stampfen der Pferde, sogar das Hämmern verhallte. Der Himmel pulsierte in einem schmutzigen Rot, durchzogen von blassen, messingfarbenen Adern. Der Riss klaffte noch weiter auf als zuvor. An den Rändern sammelte sich der Nebel zu dickflüssigem Sirup, löste sich in Fäden und tropfte zu Boden. Hundegeheul scholl über den Fluss.
    »Hier«, sagte Santino. Sie setzten sich auf ein paar Steine, umwuchert von Mohn und kniehohem Gras. Der Magier hob einen Kiesel auf. »Okay, die Grundlagen. Hast du dir gemerkt, was ich dir übers Gewebe erzählt habe?«
    »Dass es die kleinste gemeinsame Grundlage aller Materie bildet, und dass die Gewebemaschen im Kern viel dichter gestrickt sind als in den Dämmerschatten, weswegen Magie hier ein Kinderspiel ist. Man muss nur etwas denken, um das Gewebe zu verändern.«
    Santino hob eine Augenbraue. »Bravo.«
    Ein kindisches Gefühl von Stolz wallte in Ken auf.
    »Um das Gewebe nach deinen Wünschen zu formen, brauchst du Wille und Vision. Je stärker dein Wille, desto dauerhafter die Form. Die Grenzen deiner Fantasie limitieren, was du erschaffst. Wenn du es dir vorstellen kannst, dann kannst du es entstehen lassen. Du musst es nur klar und deutlich vor dir sehen, dann wird es zu einer Schablone, die du dem Gewebe aufzwingst. Klar soweit?«
    »Ähm, ja.« Theoretisch jedenfalls. »Was soll ich jetzt machen?«
    Santino drehte eine Handfläche nach oben. Eine kleine Lavakugel entzündete sich, so groß wie ein Baseball, und schwebte einen Zentimeter über der Haut. Flämmchen leckten über die Oberfläche.
    »Unstete Effekte sind leichter zu bewerkstelligen als eine feste Form.« Santino machte eine Faust, und die Kugel verschwand. »Hast du dich mal gefragt, warum Kampfmagier meistens Tornados und Feuerbälle schleudern? Oder Blitze?«
    Ken rieb sich die Stirn. Was sollte er darauf antworten? Ja klar, ich frag mich andauernd,

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