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Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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Visier von Grafen Schomul gebracht. Brachte es sie nun um Kopf und Kragen?
    „Ich meine, also…“, stammelte sie. „Es stimmt doch. Rappaschumahs Jünger genießen Freiheiten in Valkenhorst, die nur durch das Abkommen zwischen dem Grafen der Vampire und dem Oberhaupt der Werwölfe ermöglicht wurde. Wenn… wenn ihr dagegen verstoßt, werdet ihr euresgleichen nicht nur in Verruf bringen, sondern auch Rappaschumah… nun ja, erzürnen.“
    Sie umfasste die Zügel so fest, dass sich die Lederriemen in ihre Handflächen drückten. Loreena spürte die Kälte nicht mehr, nur den eisigen Griff des Todes. Ängstlich spähte sie zur Siedlung Markscheid, die friedlich in der Ferne lag und nichts von ihrer misslichen Situation ahnte. Würde doch nur eine Wache sie zufällig bemerken oder Reisende diesen Weg entlang kommen. Konnte das Schicksal ihr nicht einmal seine Gunst erweisen?
    „Anhänger Rappaschumahs retteten mir vor einigen Tagen im Gallen Forst das Leben, als ich mit der Armee Valkenhorsts Seite an Seite kämpfte.“ Ihr Herz raste. „Es wäre nicht gerecht, wenn Werwölfe mich nun töten würden.“
    Noch immer bewegten sich die Kreaturen nicht, die weder Mensch, Tier noch Vampir waren. Schließlich rannte der erste Werwolf zurück in den Graupel Wald. Als das Geheul des Anführers aus dem Wald erklang, liefen die anderen zu ihm. Die Finsternis verschluckte die Werwölfe.
    Loreena schloss für einen Moment die Augen und dankte Bortlam dafür, dass er ihr Graf Schomuls Geschichte erzählt hatte. Konzentriert lauschte sie ihrem Atem, der das Säuseln des Windes übertönte. Sie beruhigte sich nur langsam.
    „In den nächsten Tagen werde ich mich aus allem raushalten“, ermahnte sie sich selbst. „Keine verbalen Attacken gegen Graf Schomul. Lomas und Wor werde ich aus dem Weg gehen. Zu tief haben sie mich verletzt. Ich werde mich an Gamtams Schulter lehnen - wie damals als Kind - und ihre Umarmung genießen.“
    Sie trieb ihren Gaul an. Artig trabte er los. Als sie die Siedlung Markscheid passierten, fand Loreena nur ein schlafendes Dorf vor. Keine Menschen. Keine Vampire. Nur eine dösende Wache, die nicht einmal die Huflaute auf dem Sandweg vernahm. Ohne anzuhalten ritt sie weiter, bis Küstenmark in der Ferne auftauchte. Kaum lenkte sie ihr Pferd durch die Straßen ihrer Heimatstadt, fiel Loreena ein Stein vom Herzen. Sie war zu Hause. Jetzt würde alles besser werden.
    ~~~
    Loreena stand am Treppenabsatz und reckte sich. Gähnend rieb sie sich die Augen. Sie hatte lange geschlafen, aber die vergangenen Wochen waren auch eine Tortur gewesen. Traurig strich sie mit der Hand über ihren schulterlangen Zopf. Ihre Kammerzofe Pati hatte die angesengten Haarspitzen abschneiden müssen. Nun war er ein gutes Stück kürzer.
    Scheppern, Poltern und Geschrei drang aus dem Erdgeschoss zu ihr. Geschäftigkeit? Sie hatte vermutet, dass sie Tide nach den Festivitäten auf der Wolfsburg alleine für sich hatte.
    Neugierig geworden raffte Loreena den Stoff ihres burgunderfarbenen Baumwollkleids und schritt die Stufen hinab. Sie gluckste. Welch ein seltsames Gefühl, nach einer derart langen Zeit wieder ein Kleid zu tragen! Lieber wäre sie in eine Hose geschlüpft, empfand sie diese doch als weitaus bequemer.
    Loreena kam an einem Fenster vorbei. Sie lugte in den Innenhof der Festung und beobachtete erstaunt die zahlreichen Mägde und Diener, die zügig ihre Arbeit verrichteten. Zwei Köche mit blutverschmierten Schürzen luden frisch erlegte Wildschweine und Hirsche von einem Wagen auf ihre Schultern und trugen sie in die Küche. Drei Knaben schleppten ein Weinfass aus den Katakomben hoch. Während der Blonde von ihnen es zum Festsaal rollte, rannte die zwei Dunkelhaarigen gleich wieder die Treppe hinunter. Ein Bursche mit rosigen Wangen fegte den Eingang des Pferdestalls. Sogar die Messingbeschläge des Tores polierte eine Magd. Was ging auf Tide vor?
    Eilig lief Loreena die restlichen Stufen hinab. Jede Bewegung schmerzte. Obwohl Pati Kräuterverbände auf die Wunden gelegt hatte, taten sie immer noch weh.
    Loreena entdeckte die Köchin, die sich mit einem Stock den Weg in die Küche ertastete. „Gamtam!“ Freudestrahlend ging sie zu der fülligen Alten, die ihr schönes schwarzes Haar mit den grauen Strähnen hochgesteckt hatte.
    „Loreena, mein Kind. Weshalb so aufgeregt?“
    „Was geschieht auf der Festung? Ich dachte, die Männer schlafen den ganzen Tag ihren Rausch aus.“
    Gamtam schaute mit ihren milchigen

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