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Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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Fest auf der Wolfsburg.
    Sie blieb stehen, atmete tief aus und entspannte sich. Lächelnd betrachtete sie den Ziegenkäse in ihrer Hand. Sie roch den würzigen Duft. Verführerisch! Schon führte sie das Stück zum Mund - da wurde es plötzlich finster. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, was geschah. Jemand stülpte ihre eine Kapuze über das Haupt, presste eine Hand auf ihren Mund und legte seinen Arm um ihre Hüfte. Krampfhaft hielt sie den Käse fest. Sie hatte Angst zu ersticken. Die Luft zum Atmen war gering. Panisch trommelte Loreena mit den Fäusten gegen die Arme des Angreifers. Dieser schleifte sie mit sich, einige Stufen hinunter und durch unendlich lange Gänge. Dann hielt er an. Ängstlich lauschte Loreena. Rechts von ihr rückte jemand einen Stuhl. Links stellte jemand einen Becher ab. Geflüster aus allen Richtungen. Loreena bekam eine Gänsehaut. Man beobachtete sie. Sie spürte die Blicke auf ihrem Körper. Mit einem Mal wurde sie sich des Ziegenkäses in ihrer Hand bewusst. Schnell stopfte sie das Stück in die Tasche ihres Baumwollkleides. Der Angreifer musste das beobachtet haben, denn er fesselte ihre Hände mit einem Strick hinter ihrem Rücken. Loreena fürchtete sich. Wer hatte sie entführt? In welcher Zwangslage war sie nun schon wieder?
    Als Loreenas Angreifer ihr die Kapuze vom Haupt nahm, kniff sie geblendet die Augen zusammen. Gerade noch konnte sie einen Blick auf den Tisch vor ihr werfen. Eine schwarze Kerze mit großer Flamme stand darauf. Schwarz war die Farbe Valkenhorsts. Loreena biss sich auf die Unterlippe. Sie blinzelte immer wieder, bis sich ihre Augen schließlich an den Kerzenschein gewöhnt hatten. Die Kerze vor ihr war die einzige Lichtquelle. Unsicher schaute sie sich um. Loreena machte in der Finsternis Schemen in der Ecke aus. Neun Männer, vermutete sie. Ihre Gesichter konnte sie nicht erkennen. Würde jeden Augenblick einer der Hünen vortreten und ihr ins Gesicht schlagen, begleitet von Amorgenes verächtlichem Lachen? Würde der Graf sich ihrer bemächtigen als ersten Schlag gegen Ingrimm?
    Ein Mann trat aus der Finsternis. Er war schmächtig, ging jedoch aufrecht. Krause hellblonde Locken umspielten sein Antlitz. Knabenhaft waren seine Gesichtszüge, aber seine Augen funkelten aggressiv.
    „Wir bedauern diese Maßnahme treffen zu müssen. Die Zeiten sind heikel. Die Gesinnung vieler ist wie eine Fahne im Wind. Obwohl wir bei Euch guter Hoffnung sind. Sonst wärt Ihr nicht hier. Entschuldigt! Unsere Einladung war nicht standesgemäß.“
    „Artin“, hauchte Loreena erstaunt. War er zu den Vampiren übergelaufen?
    Er straffte die Schultern und stolzierte zum anderen Ende des Tisches. Durch den Kerzenschein wirkte sein heroisches Grinsen finster.
    Artin räusperte sich. „Das Fest auf der Wolfsburg war unserer unwürdig. Das morgige Bankett auf Tide ist eine Farce. Mensch und Vampir dürfen keine Beziehung miteinander eingehen, egal welcher Natur diese Beziehung ist.“
    Eindringlich musterte er sie. Sie atmete schwer. Spielte er auf sie und den Grafen oder Mogall an? Natürlich war niemandem entgangen, dass es zwischen ihr und Schomul knisterte. Auch Mogalls Tanz mit ihr hatte für genügend Gerüchte gesorgt.
    „Ich stehe auf Ingrimms Seite“, verteidigte sie sich.

„Das haben wir ersehnt.“ Er nickte. „Sonst hätten wir es nicht gewagt, uns Euch zu offenbaren. Ihr habt Fürsprecher unter uns. Wenn es nach mir gegangen wäre, hättet Ihr nichts von uns erfahren.“
    „Uns?“
    Artin schlenderte um den Tisch herum und lehnte sich seitlich gegen die Tischplatte.
    „Wir hätten verhindern müssen, dass die Vampire nach Küstenmark kommen. Mit aller Macht hätten wir sie bekämpfen müssen. Stattdessen luden wir sie sogar ein, mit uns zu feiern.“
    Sie schüttelte so heftig das Haupt, dass ihr Haarband sich löste und die sandblonden Strähnen ihr ins Gesicht fielen. „Graf Schomul hat bestimmt, dass ein Ball stattfinden wird.“
    „Wir duldeten es“, zischte er. Wütend hieb er mit der Faust auf die Tischplatte. „Graf Schomul wird für seine Unverschämtheit büßen. Schomul wird vernichtet werden!“
    Sie wehrte sich gegen den Gedanken. Ihr wurde übel. Hätte sie nur nichts gegessen! „Wollt Ihr die Vampire nicht nur in ihre Grenzen verweisen?“
    „Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht!“
    Am Liebsten hätte Loreena ihm eine Ohrfeige für seine Überheblichkeit gegeben. Schließlich war sie die Tochter des Königs. Er maßte

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