Purpurfalter
Saal zur Küche schlenderten. „Wor und Amorgene! Sie versucht erneut, ihn um den Finger zu wickeln.“
„Er ist nur gastfreundlich. Du musst zugeben, dass sie eine Augenweide ist.“
„Sie ist gefährlich.“
„Sie ist nur eine Frau.“
Loreena flog herum. „Nur eine Frau? So denkst du bestimmt auch über mich.“
„So war das nicht gemeint.“ Lomas Lächeln verschwand.
Sie rang nach Luft. Außer sich vor Wut raffte sie den Stoff ihres Kleides und rannte zur Treppe.
„Halte dich vom Nordtrakt fern“, rief Lomas ihr hinterher. „Dort ist die Abordnung Valkenhorsts einquartiert.“
„So ein ungehobelter Kerl“, blaffte sie, als sie die Stufen zu ihrem Gemach hochstieg. „Unser Hoffnungsträger? Ein Jammerlappen scheint er geworden zu sein.“
Oder war er Amorgene ebenfalls verfallen wie jeder andere Mann? Nur Mogall hatte die Vampirin noch keines Blickes gewürdigt. Mogall. Aber er war Loreena auch nicht zu Hilfe gekommen, als Amorgene sie mit Dolchen bewarf und mit Säbeln traktierte. Nicht einmal Schomul hatte sich gegen den Einfluss der Vampirin wehren können. Nur dem Krug, der nicht den Grafen, sondern das Fenster traf und damit frische Nachtluft hineinließ, hatte sie es zu verdanken, dass Schomul aus seiner Trance erwachte.
Schnellen Schrittes ging sie in ihr Gemach und warf die Tür hinter sich ins Schloss. Konnte Amorgenes Macht größer sein als Graf Schomuls? Schreckliches würde auf dem morgigen Ball geschehen. Diese Vorahnung war zu stark, um pure Fantasie zu sein.
Loreena ließ sich aufs Bett fallen und war froh, allein zu sein. Keinen Schritt würde sie vor die Zimmertür machen. Zu viele Vampire schlichen in der Festung Tide umher. Während sie den himmelblauen Baldachin ihres Bettes betrachtete, grübelte sie, welche Ausrede sie vom Ball fernhalten könnte. Um nichts in ganz Krisis wollte sie am Bankett teilnehmen!
~~~
Verschlafen öffnete Loreena die Augen. Finsternis. Lediglich der schwache Schein einiger Fackeln im Hof drang durch das Fenster in ihr Gemach. Wie lange mochte sie geschlafen haben? Schwerfällig richtete sie sich auf und reckte die Arme. Sie fühlte sich gerädert. Zu viel Schlaf. An ihre Träume konnte sie sich nicht erinnern. Tief und fest hatte sie den ganzen Tag geschlummert. Nun war es Nacht und ihr Magen knurrte.
Sie stand auf und schlenderte zur Waschkommode. Gähnend goss sie Wasser aus einem Krug in eine Porzellanschüssel und schöpfte mit den Händen kühles Nass in ihr Gesicht.
„Ah, das ist besser.“ Langsam kehrten ihre Lebensgeister zurück. Kaum hatte sie ihr Gesicht abgetrocknet, fühlte sie sich frisch wie der Morgentau. Ihre Glieder schmerzten weitaus weniger als zuvor. Die Wunden juckten. Ein Zeichen der Heilung. Pati hatte gute Arbeit geleistet.
Loreena ging zum Fenster und linste hinaus. Keine Menschenseele zeigte sich im Hof. Nur die Wachen befanden sich auf ihren Posten. Zwei bullige Männer patrouillierten im Innenhof und schauten in jedes Gebäude. Der Rest stand auf der Mauer, um die Hauptstadt und den Wald Goblin zu beobachten. Es musste schon spät sein. Eine Fledermaus kreiste über der Festung und tauchte in der Finsternis unter.
Loreenas Magen knurrte und sie beschloss die Küche aufzusuchen. Sie schritt zur Tür, öffnete sie ein Stück und lugte durch den Spalt. Der Gang war leer. Auf leisen Sohlen schlich sie hinaus und rannte leichtfüßig die Treppenstufen hinab. An jeder Biegung schaute sie um die Ecke, ob jemand in einem der anderen Gänge stand. Doch sie traf weder auf jemanden aus Valkenhorst, noch aus Ingrimm. In der Küche schnitt sie sich eine Scheibe Kartoffelbrot ab, belegte sie mit Ziegenkäse und verschlang beides hungrig. Bei jedem Laut lauschte sie in die Stille hinein. Sie fühlte sich gefangen in ihrem eigenen Heim.
Nachdem sie das Brot verzehrt hatte, schnitt sie sich ein weiteres Stück Käse ab und machte sich auf den Weg zurück in ihr Gemach. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen, den Käse fest in der Hand. Graf Schomul könnte aus einer finsteren Ecke heraustreten und sie wieder nackt verschnüren. Für Amorgene und die zwei Hünen wäre Loreena eine leichte Beute. Selbst ein zweitess Gespräch mit Lomas hätte sie in dieser Nacht nicht durchgestanden.
Loreena schüttelte den Kopf über sich selbst. Sie benahm sich kindisch. Tide war ihr Zuhause. Niemand würde es wagen, sie in dieser Umgebung anzufallen. Sicherlich schliefen alle - entkräftet von der Reise nach Nebelhorn und dem
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