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Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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sie sich mit Graf Schomul aus seinem Gemach entfernt, durchsuchen wir es beide. Haben wir die Purpurne Schriftrolle gefunden, geben wir dir, Loreena, ein Zeichen.“ Er nickte verschwörerisch.
    Loreenas Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie wusste, wie gefährlich der Graf war und sie fürchtete seine Macht. Dennoch war sie bereit, ihren Teil zur Befreiung Ingrimms beizusteuern. Auch deswegen, um Artin zu beweisen, dass sie kein Überläufer war. Ihre Beine zitterten vor Angst. Oder war dies freudige Aufregung auf ein Wiedersehen mit Schomul? Beschämt über ihre unkeuschen Gedanken drehte sie sich auf dem Absatz um und stolzierte aus dem Gewölbe.
    ~~~
    Der Geheimbund folgte Loreena unauffällig. Die Männer versteckten sich hinter massiven Kirschholzkommoden und Schränken, die in den Korridoren standen und allerlei Plunder beinhalteten. Geduckt schlichen sie von Schatten zu Schatten. Vier Männer liefen in den Gang, der in den südlichen Teil Tides führte, um den Osttrakt von der Südseite zu betreten.
    Loreena schritt die Stufen empor, dicht gefolgt von Lomas und Artin. Als sie den Korridor betrat, in dem sich die Gemächer der Vampire befanden, bemerkte sie, dass nur wenige Fackeln leuchteten. Deutlich finsterer war es hier. Sie wunderte sich, dass keine Wachen ihr den Weg versperrten. Zögernd schritt sie an den Gemächern vorüber. Es fröstelte sie. Sie fühlte sich, als würde sie auf Feindesland wandeln, obwohl sie zu Hause war.
    „Dort“, flüsterte Lomas, der neben einer riesigen Porzellanvase kauerte.
    Loreena folgte Lomas Fingerzeig mit ihrem Blick. Die Holztür mit der starken Maserung und den Eisenbeschlägen musste in Schomuls Zimmer führen. Loreena schloss für einen kurzen Moment die Augen. Sie konzentrierte sich auf ihren Herzschlag, versuchte den Rhythmus zu verlangsamen, damit er sich nicht überschlug. Was sollte sie zum Grafen sagen? Nicht einmal eine Erklärung für die nächtliche Störung hatte sie sich überlegt. Alles ging so schnell. Die Ereignisse überschlugen sich. Tagsüber hatte sie noch gedacht, Lomas wäre ein Jammerlappen geworden, und nachts erfuhr sie, dass er Mitglied des neuen Geheimbundes war. An Wor kam Loreena kaum noch heran. Stets umgaben ihn Vampire. Amorgene kümmerte sich auffällig um ihn. Langsam entglitt er Ingrimm.
    Aufgewühlt ging sie zur Tür. Kaum hatte sie die Hand gehoben, um zu klopfen, hielt sie inne. Wurde nicht soeben eine Schranktür in Schomuls Gemach geschlossen? Schlief er nicht? Loreena ärgerte sich über ihr Zögern. Schließlich mochten die Vampire die Nacht. Sie pflegten andere Gepflogenheiten als die Menschen.
    Loreena atmete schwer und klopfte. Nichts. Auch wenn der Graf nicht gestört werden wollte, würde sie beharrlich bleiben. Erneut klopfte sie. Nichts. Nicht einmal empörtes Schreien, sie möge sich fortscheren. Aber sie hatte ihn doch eben gehört, wie er den Schrank schloss?
    Unsicher spähte sie zu Lomas, dessen Gesicht neben der Vase auftauchte. Er gab ihr Zeichen, dass sie ungestümer sein sollte.
    Loreena fasste sich ein Herz und klopfte so lange an der Holztür, bis sie in Gedanken bis zwanzig gezählt hatte. Keine Reaktion. Ernüchterung. Graf Schomul schien nicht in seinem Gemach zu sein. Unmöglich konnte er so fest schlafen. Aber was war mit dem Geräusch, dass Loreena gehört hatte? Ohne weiter zu grübeln streckte sie den Arm aus. Ihre Finger legten sich um den Metallknauf, der das Wappen Ingrimms zeigte, drehten ihn und stieß die Tür auf. Finsternis. Erstaunt über ihre Furchtlosigkeit lugte sie in den dunklen Eingang und schritt vorwärts.
    „Graf Schomul?“ Sie wollte flüstern, aber ihre Stimme war mehr ein Krächzen. „Seid Ihr da? Sagt etwas.“
    Sie blieb im Türrahmen stehen. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. Die Vorhänge waren nicht zugezogen. Das Licht der Fackeln im Hof drang durch die Fenster. Schemenhaft erkannte Loreena das Mobiliar. Unmittelbar vor ihr stand das Bett. Leer. Unbenutzt. Links davon, vor dem Fenster, beleuchtete das Licht von draußen einen Schreibtisch und eine Truhe. Loreenas Blick schweifte umher. Rechts vom Bett befanden sich ein kleiner Waschzuber und ein Schrank. Hatte sie sich das Schließen der Schranktür, das sie gehört hatte, nur eingebildet oder kam das Geräusch aus dem Nachbarzimmer?
    Loreena linste in den Gang hinaus. „Er ist nicht da.“
    Zögernd traten Lomas und Artin aus ihren Verstecken hervor. Sie schauten sich fragend an. Loreena zuckte mit den

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