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Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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Gefolgschaft!“
    „Kein Gefolge, König.“ Er schmunzelte arglistig. „Sie werden Euer Vorhaben leiten und darauf achten, dass Ihr keine Fehltritte macht.“
    „Vertraut Ihr uns nicht?“ Wor hob das Kinn, um ihm besser in die Augen schauen zu können. „Oder traut Ihr uns den Kampf nicht zu? Soeben haben wir die Heere des Westens und des Nordens geschlagen. Was könnte mehr Beweis sein als Taten?“
    Schomul schaute auf ihn herab, als wäre Wor ein Stallbursche. „Ein Kampf sollte vermieden werden. Gewitzt muss man eine Befreiung angehen, nicht das gesamte Land aufscheuchen. Die Gefängnisse der Hauptstadt Firn sind außergewöhnlich.“
    „Ich werde mitkommen.“ Loreenas Worte klangen zaghaft im Vergleich zu denen des Grafen und ihres Vaters.
    „Nein!“ Schomul und Wor antworteten gleichzeitig.
    Loreena wollte sich verteidigen, doch der Graf fuhr ihr über den Mund. „Wagt es nicht, Tide zu verlassen. Ihr bleibt als Pfand. Macht einen Schritt über die Grenze von Frostlande und ich persönlich werde Euch jagen wie eine Hirschkuh!“
    Schomul wandte sich wieder zum Ausgang, winkte den Vampiren und verschwand so schnell, wie er aufgetaucht war.
    Die Männer klopften Artin auf die Schulter und nahmen Platz. Argwöhnisch blitzten sie ihren König an.
    Loreena flüsterte ihrem Vater zu: „Sie tuscheln hinter vorgehaltener Hand. Sie sind empört und unsicher. Die Entwicklung ist bedenklich.“
    Wor seufzte. „Ich sehe das, gleichwohl kann ich nicht mehr tun, als mich für mein Volk einzusetzen.“
    „Ich hoffe, es sieht das ebenso. Die Nachricht, dass ihr König sich in einen Vampir verwandelt, hat sie getroffen wie der Blitz. Sie fühlen sich, als hättest du die Pest freiwillig ins Reich geholt. Nun befürchten sie, dass die Seuche auf sie überspringt.“
    Sein Blick wurde trüb. „Eines Tages werden sie erkennen, dass ich mich selbst unglücklich gemacht habe, um sie zu retten. Lass sie den ersten Schreck überwinden.“
    „Hoffentlich ist es dann nicht zu spät.“
    „Ich vertraue meinem Volk! Es wird den Glauben an mich nicht verlieren.“
    Loreena legte ihre Hand an Wors glühende Wange. „Ich werde nach Frostlande mitkommen. Mein Platz ist an deiner Seite. Wenn Ingrimm sieht, dass die Tochter zu ihrem Vater steht, selbst wenn er zum Vampir wird, werden sie weiterhin loyal sein.“
    Er riss ihre Hand fort. Fest war sein Griff, starr seine Mimik. „Auf keinen Fall! Ein Mitglied der Königsfamilie muss im Reich bleiben, um die Moral des Volkes aufrecht zu erhalten und Schomul die Stirn zu bieten.“
    „Du brauchst mich. Schwach und mitgenommen bist du. Ich werde die Augen offen halten, deine Stütze sein. Was ist, wenn der Graf plant, dich auf dem Weg nach Frostlande von den Vampiren töten zu lassen?“
    Er rümpfte die Nase. Grob zog er Loreena zu sich heran. „Du wirst es nicht verhindern können. Loreena, ich möchte nicht auch noch meine Tochter verlieren. Vielleicht schlägt die Befreiung fehl, ich gerate in Gefangenschaft oder sterbe gar. Wer weiß, ob Lomas noch lebt? Ingrimm braucht dich. Und ich brauche die Gewissheit, dass du in Sicherheit bist. Sonst werde ich mich nicht auf die Befreiung konzentrieren können.“
    Sie wollte etwas erwidern, doch er fuhr ihr über den Mund: „Kein Wort mehr! Du bleibst hier.“
    Wor wandte sich ab. Eine Magd reichte ihm einen neuen Becher, der bis oben hin mit Rotwein gefüllt war. Seinen Männern zuprostend setzte er sich zu ihnen und begann zu erzählen, wie er als Knabe seinen ersten Goblin-Bären erlegt hatte.
    „Anstatt abzulenken“, dachte Loreena, „solltest du lieber mit ihnen reden.“
    Enttäuscht eilte sie aus dem Saal.
    ~~~
    Erst im spärlich beleuchteten Korridor verlangsamte Loreena ihren Schritt. Ziellos schlenderte sie durch die Festung. Sie fühlte sich ausgegrenzt. Ihr Vater beachtete sie nicht. Nicht einmal bei der Befreiung ihres Bruders wollte er sie an seiner Seite haben. Nutzlos sollte sie in der Festung Tide sitzen und auf die Heimkehr der starken Männer warten. Aber sie war kein Porzellanpüppchen. Als Kind hatte sie mit einem Holzschwert gegen Lomas gekämpft und nicht nur einen Sieg errungen. Mochte sie auch von strategischer Planung keinerlei Ahnung haben, so konnte sie immerhin selbst eine Waffe schwingen und die Gesundheit ihres Vaters im Auge behalten. Schomuls Warnung erzeugte keine Furcht in ihr. Sie wusste, wo ihre Prioritäten lagen.
    Langsam schritt Wors Wandlung voran. Aufgrund von Unkenntnis hatte sie

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