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Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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Härchen in ihrem Nacken und züngelte über ihre Kehle. Er saugte an ihrem Kinn, unbeirrt von den Zuschauern.
    Schließlich leckte er über ihre Ohrmuschel und wisperte: „Wenn Ihr mir das nächste Mal Wein zur Begrüßung anbieten wollt, reicht mir einfach einen Kelch. Diese Art der Verköstigung regt meinen Appetit nach Eurem köstlichen Nektar an.“
    Graf Schomul ließ von ihr ab. Er riss einem Diener mit Hakennase ein Tuch aus der Hand und wischte sich den Wein von Wange und Kragen.
    Loreena taumelte rückwärts. Erst Wors Arme, die sich um ihre Hüfte schlangen, fingen sie auf. Sie fühlte sich elend. Der Alkohol gärte in ihrem Magen. Kopfschmerzen pochten gegen ihre Schläfen und sie wünschte kaltes Wasser herbei, mit dem sie auch das Feuer in ihrem Unterleib löschen wollte.
    Der Graf warf das schmutzige Tuch auf den Boden, wo es auf ein paar Knochen liegen blieb. „Jetzt, da Ihr wieder im Lande seid, müssen wir uns über die Zukunft Ingrimms unterhalten.“
    Wor schob Loreena beiseite und trat an Schomul heran. Mit seinen breiten Schultern baute er sich vor ihm auf. Er stützte die Hände in die Hüften und hob sein Kinn. „Eine andere Sache hat Vorrang. Ich werde mit meinem Heer in genau drei Tagen ausziehen, um meinen Sohn Lomas zu befreien.“
    Grimmig schnaubte der Vampir: „Das werde ich erst noch entscheiden.“
    Wor schlenderte so nah auf ihn zu, dass sein Wanst den Samtmantel berührte. „Der Aufbruch wird bereits vorbereitet.“
    „Ihr werdet ohne meine Zustimmung nicht ausreiten“, knurrte Schomul.
    Loreena war froh, nicht länger im Mittelpunkt zu stehen. Nachwirkungen des hastig getrunkenen Weins quälten sie. Sie setzte sich auf die Tischkante, um die fehlende Stütze ihres Vaters zu ersetzen. Dankend nahm sie das Tuch an, das der Diener mit der Hakennase ihr reichte, ohne sie anzuschauen, und tupfte damit über ihr Haar. Sie spürte deutlich die Anspannung im Saal. Die Vampire blickten argwöhnisch auf die Menschen herab, während die Menschen sich zügeln mussten, die Vampire nicht anzuspucken.
    Schließlich hielt es ein junger Mann mit krausem schulterlangem Haar nicht mehr aus und sprang auf. „Ihr habt dem König Ingrimms überhaupt nichts vorzuschreiben. Schert Euch zurück nach Valkenhorst. Wir wollen Euch nicht in unserem Land.“
    Schomul fuhr herum. Auch seine Begleiter wandten sich dem Jungen zu, ihre Gehstöcke aus Ebenholz als Drohgebärde erhoben. Draußen hämmerten kräftige Regengüsse gegen das Fenster.
    „Setz dich, Artin!“ Wors Befehl durchschnitt die Luft, die nach Wein, Essen und Ausdünstungen roch.
    Der Graf zischte durch fast geschlossene Zähne. „Weshalb versucht ständig jemand für den König zu reden? Ist er nicht selbst in der Lage dazu?“
    Loreena stockte der Atem, denn Artin war noch nicht fertig.
    „Der König versucht diplomatisch zu sein, um sein Volk nicht zu gefährden.“ Drohend ballte er seine Fäuste. „Ihr dagegen regiert mit Gewalt und Furcht.“
    „Es reicht!“ Wor trat gegen den Becher, den Loreena hatte fallen lassen. Scheppernd rollte der Becher über den Steinboden, bis er gegen ein Tischbein stieß, zurückprallte und liegen blieb.
    Der Graf zog einen Degen aus seinem Gehstock heraus. „Knabe, du denkst, wir Vampire sind nicht in der Lage mit euren Waffen zu kämpfen. Jetzt werde ich dir das Gegenteil beweisen und dir die dreiste Zunge aus dem Mund schneiden.“ Er wandte sich an einen Begleiter, der links hinter ihm stand. „Gebt ihm Euer Florett, Mogall!“
    Der Vampir mit blonden Haaren und einem Kinnbart zauberte eine Waffe aus dem Stock und warf sie Artin zu.
    „Kämpfe um dein Leben, denn sollte ich triumphieren, gehörst du mir.“ Leichtfüßig sprang Schomul auf den Jungen zu. Er schwang den Degen provozierend vor der Nase des Knaben, glitt mit der Klinge unter dessen Unterrock und schnitt den Saum ein. Artin kochte vor Wut. Seine Wangen schimmerten rot. Wie zwei glühende Kohlen funkelten seine Augen. Er tänzelte vor dem Grafen, als wollte er den Kohleschaffel, den beliebtesten Volkstanz der südlichen Krisis, aufführen. Plötzlich schlug er nach dem Degen seines Widersachers, doch Schomul hob seine Waffe behende an. Das Florett glitt Artin aus der Hand und landete in einem Schinkenstück. Abfällig lachten die Vampire.
    Schomul kratzte sich mit dem Ebenholzgriff an der Schläfe. „Wenn alle Krieger Ingrimms so kämpfen wie er, frage ich mich, wie schlecht ausgebildet das Heer von Wahnstein und Frostlande erst

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