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Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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Haaren hinunter zu den durchlöcherten Socken und wieder hinauf zu den Essensresten in seinem Bart. „Offensichtlich war Ihre Reise von Erfolg gekrönt.“
    „Mehr als das. Ingrimms Heer erblühte zu neuer Pracht.“
    Spöttisch schnaubte Schomul: „Eine solche Phrase ist wohl eher ein Hohn, betrachtet man Euren Aufzug, edler König und ruhmreicher Feldherr.“
    Loreenas Gesicht verfinsterte sich. Wie konnte dieser dahergelaufene Recke, noch dazu ein Vampir, sich eine derartige Frechheit erlauben? Und weshalb nahm ihr Vater dies hin, anstatt ihm das Fürchten zu lehren?
    Die versammelte Gesellschaft schwieg. Wor und Schomul starrten einander hasserfüllt an.
    Loreena war dies nicht genug. Wütend nahm sie einen Schluck Rotwein. Sie wankte auf den Grafen zu, um ihm ins Gesicht zu spucken und gehörig die Meinung zu geigen. Niemand beleidigte ihren Vater. Er war ein starker Charakter, hatte viel erlebt und durchgemacht. Wor verdiente es, mehr als jeder andere, respektvoll behandelt zu werden. Missmutig bemerkte sie den Alkohol in ihren Adern, der bereits ihre Sinne zu vernebeln begann. Ihre Schritte waren unsicher. Die Bilder vor ihren Augen verschwammen bei jeder noch so sachten Bewegung. Schwer lag der Becher in ihrer Hand, als wäre er ein Steinbrocken.
    Sie steuerte weiterhin Schomul an. Plötzlich geriet sie ins Wanken. Ihr war schwindelig. „Wagt es ja nicht...“ Sie brach abrupt ab, denn ihr Fuß verfing sich im Kleidersaum. Ihre Arme schnellten nach vorne, um den Fall abzufangen. Der Boden näherte sich. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck. Aus der Ferne hörte sie Aufschreie. Der Graf stand unmittelbar vor ihr und fing sie instinktiv auf. Der Becher, den sie immer noch in der Hand hielt, stieß gegen seine Schulter. Als sich der Rotwein über Schomuls Wange und Samtkragen ergoss, zog Loreena erschrocken die Luft ein. Die rote Flüssigkeit sah wie verwässertes Blut auf seiner Porzellanhaut aus. Noch immer hielt der Saum ihren Fuß gefangen und so fiel sie mit der Stirn gegen Schomuls Brustkorb. Als sie zum Grafen hochsah, musste sie wie in einem Alptraum mit ansehen, wie der Becher über ihr kippte. Der Wein floss über ihren Hals und ihre Haare. Endlich ließ sie den Holzbecher los. Er fiel auf Schomuls Stiefelspitze, rollte ab und blieb davor liegen. Loreena befreite hastig ihren Fuß aus dem Saum und fand ihre Balance zurück.
    „Entschuldigung.“ Sie wollte rückwärts ausweichen, doch der Graf hielt sie fest.
    Seine Miene war frostig wie der Wald Goblin im tiefsten Winter. Eine blaue Ader trat auf seiner bleichen Stirn hervor. Wie ein Adler, der seine Beute mit den Krallen sicherte, sah er auf sie hinab. Loreena erschauderte.
    Diener hechteten herbei und boten Schomul Tücher an, um sich zu reinigen. Aber er ignorierte sie. Starr schaute er Loreena an. Jede Minute, die verstrich, steigerte ihre Furcht vor dem, was als Strafe folgen könnte. Sie verfluchte den Alkohol und schimpfte über ihre eigene Ungeschicktheit. Ihr Übermut hatte sie dazu bewegt, Wor verteidigen zu wollen - und die Situation verschlimmert.
    Wahrhaftig bin ich nicht in der Lage ein Land zu regieren, schimpfte sie innerlich.
    Sie wich erschrocken mit dem Gesicht aus, als Schomul sich unerwartet zu ihr hinunterbeugte. Nicht in der Lage sich zu wehren oder fortzulaufen, konnte sie lediglich mit aufgerissenen Augen verfolgen, wie sein Mund sich ihrem Hals näherte. Sie fühlte seine Lippen auf ihrer Haut. Ängstlich reckte sie sich fort von der gefährlichsten Waffe des Vampirs. Doch ein Entkommen war unmöglich. Sie spürte seine Eckzähne an ihrer Kehle. Die Zahnspitzen stachen gegen ihre Haut, bereit, ihr tödliches Werk zu vollbringen.
    Verdammt, weshalb hilft mir denn niemand, schrie Loreena in Gedanken, unfähig auch nur ein einziges Wort hervorzubringen. Gleich würden sich Schomuls Zähne durch die Haut bohren, sich tief in ihr Fleisch pressen, um das Blut aus ihrem Körper zu saugen. Der König und das Heer ihres Heimatlandes wären Zeugen. Es würde innerhalb der eigenen Mauern geschehen. Sie wünschte sich noch mehr Alkohol getrunken zu haben, um ihren eigenen Tod nicht so intensiv miterleben zu müssen.
    Heftig schrak sie zusammen, als seine Zunge über ihre Haut glitt, warm, feucht und sinnlich. Sie erschauderte wohlig. Schomul lachte leise, ohne von ihr abzulassen. Noch immer spürte sie die Zahnspitzen, aber auf seltsame Weise erregte sie die Gefahr. Lüstern leckte er den Rotwein ab, zog mit den Lippen an den

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