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Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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sein muss.“
    „Vielleicht wäre es eine faire Geste, ohne Waffe gegen den Knaben anzutreten“, prustete Mogall.
    Schomul wollte gerade etwas erwidern, als Artin zum nächsten Angriff ansetzte. Er hatte das Florett aus dem Schinken gezogen, umfasste es nun mit beiden Händen und stürmte auf den Kontrahenten zu. Kreischend versuchte er einen Hieb zu platzieren, aber der Graf wich rasch zur Seite und stellte ihm ein Bein. Artin fiel hart auf den Steinboden und vergrub seine Klinge unter dem Körper. Als er aufstand, betrachtete er das Blut, das aus seiner Handfläche quoll.
    Loreena hielt die Luft an. Inbrünstig betete sie, dass die Wunde den Durst der Vampire nicht weckte. Sie knetete mit der Hand das Tuch, mit dem sie den Wein von den Haaren getupft hatte und biss sich auf die Unterlippe, bis diese aufplatzte. Angewidert schluckte sie das Blut.
    Artin schimpfte wie ein Rohrspatz. Provozierend deutete er mit der Florettspitze auf den Grafen.
    „Schluss mit dem Spiel.“ Schomul schmiss seinen Degen in die Luft und fing ihn am Griff auf. „Sowohl meine Lust auf ein wenig Spaß, als auch meine Geduld mit einem aufmüpfigen Knaben ist verflogen.“
    Er ließ die Klinge durch die Luft zischen. Dann stürmte er auf Artin los. Immer wieder schlug der Degen erbarmungslos nach dem Jungen. Artin wich rückwärts aus und wäre fast über die Sitzbank gefallen. Er ruderte mit den Armen wie ein Käfer, der hilflos auf dem Rücken lag. Im letzten Moment fand er sein Gleichgewicht wieder. Doch der Kampf mit sich selbst hinderte ihn daran, die Attacken Schomuls abzuwehren. Die Klinge des Grafen teilte den Unterrock und hinterließ eine lange Wunde auf dem Oberkörper des Widersachers. Fassungslos blickte Artin an sich hinunter. Schomul jedoch gönnte ihm keine Verschnaufpause. Der Vampir legte die Degenspitze an Artins Kehle und...
    „Nein!“ Loreena raffte ihren Rock. Verzweifelt wollte sie zum Grafen hasten und ihm die Waffe aus der Hand schlagen.
    Aber Wor umfasste ihren Oberarm und hielt sie zurück. „Er ist noch ein Knabe. Zeigt Erbarmen!“
    „Ist Ingrimm nicht der Meinung, Vampire wären gnadenlos?“, knurrte Schomul. „Wie könnt ihr eine derartige Bitte an mich stellen?“
    „Vorurteile!“ Loreenas Stimme klang brüchig. „Wir lernen die Bewohner Valkenhorsts erst jetzt richtig kennen. Zeigt uns Eure wahre Natur.“
    Der Graf senkte die Klinge. Es herrschte Totenstille im Saal. Loreena war irritiert. Sie vermisste Schomuls spöttisches Lachen. Warum sprach er nicht? Sie schaute ihren Vater an, der sichtlich erleichtert war. Vielleicht quälte sie nur der Alkohol und sie fühlte sich deshalb verunsichert.
    „Ich werde Euch nicht zumuten, seinen Tod mit anzusehen.“ Schomul steckte den Degen zurück in den Gehstock. „Der König Ingrimms scheint zu sanftmütig zu sein. Da ich jedoch ein Anrecht auf das Leben des Knaben habe, wird er mir nach Wölfing folgen.“
    Die Männer schrien auf. Entsetzt biss Loreena in das mit Rotwein getränkte Tuch.
    Wor gab ihren Oberarm frei und hob die Hand, um das Heer zum Schweigen zu bringen. „Das könnt Ihr nicht tun.“
    „Kann ich nicht?“ Schomul hob die Augenbrauen. „In Valkenhorst hat ein Gewinner das Recht auf seinen Gewinn. In Eurem Reich scheint dem Jäger seine Beute aberkannt zu werden.“
    Wors Blick war eindringlich und dennoch flehend. „Bedenkt, Artin ist noch jung. Er hat seine Lektion gelernt. Belasst es dabei.“
    Der Graf wandte sich zum Ausgang und deutete seiner Gefolgschaft an zu gehen. „Er wird mir folgen!“
    Zwei der Vampire näherten sich Artin. In diesem Augenblick stand das gesamte Heer auf, die Hände zu Fäusten geballt. Einige Männer stellten sich hinter den Jungen. Niemand sprach. Nur ihre Gestik und Mimik machte deutlich, sie würden nicht tatenlos zusehen, falls die Vampire Hand an den Knaben legten.
    Wütend flog der Graf zu König Wor herum. Er erstarrte in seiner Bewegung wie eine Skulptur aus Wachs und Ebenholz.
    Wor schnippte eine imaginäre Staubflocke von seiner Schulter. „In drei Tagen werden wir gen Frostlande reiten und Lomas zurück in seine Heimat holen.“ Obwohl Schomul warnend seinen Gehstock anhob, fuhr Wor unbeeindruckt fort. „Selbst ein Vampir wird verstehen, dass ein Vater seinen Sohn nicht in der Hand des Feindes lassen möchte.“
    Schomul stapfte auf ihn zu. Ihre Nasen berührten sich fast, als er an den König herantrat. „Eine Delegation aus Valkenhorst wird Euch begleiten.“
    „Wir brauchen keine

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