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Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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sie aufmerksam geworden. Starr verharrte er mit weit aufgerissenen Augen auf seinem Platz. Um Loreena zu signalisieren, dass er sie erkannt und ihre Absichten durchschaut hatte, gab er ihr unauffällig Handzeichen.
    Loreena nickte. Der Streit der Wachen verstummte auf einmal. Der Mann mit den roten Wangen steckte etwas in seine Hosentasche, bereit, die Nische zu verlassen. Loreena sah keine andere Möglichkeit. Ohne zu warten löste sie sich von Mogall. Sie schlich an ihm vorbei. Doch er erkannte ihre Absicht und hielt sie am Arm fest. Flehend sah sie ihm in die Augen. Sie versuchte sich loszureißen, aber Mogall ließ sie nicht gehen. Unruhig schaute sie zum Wachmann. Der war kurz davor sich umzudrehen. Alles wäre verloren. Es würde kein Entkommen aus der Stadt geben, wenn Firn die Eindringlinge erst bemerkt hätte.
    „Bitte“, formte sie mit den Lippen, ohne das Wort auszusprechen. Erneut versuchte sie sich aus seinem Griff zu befreien. Klavorn legte Mogall eine Hand auf die Schulter. Diesmal konnte Loreena sich von ihm lösen.
    Die Aufseher drehten sich um. Loreena sah direkt in ihre Gesichter, nur getrennt durch einen Eisblock. Mit einem Mal riss sie den Pelzmantel auf und öffnete auch den Ledermantel darunter. Ein hastiger Schritt und sie trat um die Ecke. Betörend lächelte sie die Wachen an. Sie streckte lasziv ihr Bein nach vorne und stemmte die Hände in die Hüften, bemüht ihr Kurzschwert hinter dem Rücken zu halten. Noch bevor die erstaunten Wachen etwas sagen konnten, legte sie den Zeigefinger an die Lippen. Loreena lachte verführerisch. Sie drehte sich einmal um sich selbst, warf ihre langen sandfarbenen Haare über die Schulter. Mochte sie auch keine schlanke Schönheit sein, so wusste sie doch, auf welche Reize Männer reagieren. Sie huschte an ihnen vorbei, damit die Wachen mit dem Rücken zu Mogall und Klavorn standen. Kaum drehten sich die Männer um, begannen die Vampire den Eisblock über der Durchreiche mit den Klingen zu bearbeiten. Erschrocken erstarrte Loreena in ihrer Bewegung, als die Klingen über das Eis schabten. Sie musste die Geräusche übertünchen.
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Müsst Ihr die ganze Nacht hier alleine sitzen und über Gefangene wachen, die eh nicht flüchten können?“ Die Männer antworteten nicht. Überrumpelt standen sie vor ihr und gafften sie gierig an. Loreena fürchtete sich vor ihnen, doch sie hatte keine Wahl. Das begonnene Spiel musste zu Ende geführt werden. Da die Männer nichts entgegneten, war sie gezwungen weiter zu sprechen. „Welch verantwortungsvolle Position für zwei starke Männer!“ Sie tänzelte auf den Rotwangigen zu und befingerte seine Oberarme. Er griff nach ihr. Schnell zog sie sich zurück. Seufzend und heftig atmend lehnte sie sich gegen die Wand. Ihr Blick streifte Mogall und Klavorn, die gut vorankamen. Aber noch löste sich der Eisblock nicht.
    Loreena nahm eine Haarsträhne und kaute darauf herum. „Der König muss Euch eigens ausgewählt haben. Nicht jedem traut er eine Position wie diese zu. Was…“
    „Hör auf zu schwatzen, Weib!“ Der Rotwangige stiefelte auf sie zu, während der andere sich grölend auf die Oberschenkel schlug. Der Wachmann stützte sich mit den Händen neben Loreenas Haupt ab. Eindringlich betrachtete er sie. Ihr Magen drehte sich um. Der Kerl war eklig! Essensreste klebten in seinem verfilzten Bart und er stank aus dem Mund wie eine Kloake. „Hat der König dich geschickt, um uns aufzumuntern? Oder bist du eine Belohnung, weil wir dem ingrimm’schen Bastard seit drei Tagen nichts zu Essen gegeben haben?“ Er beugte sich zu ihr und schnupperte an ihrem Hals.
    Lächelnd stieß sie ihn ein Stück weg, obwohl sie dem Kerl lieber ihr Schwert zwischen die Rippen gestoßen hätte. „Ihr habt es verdient. Die Nacht ist lang. Hochkonzentriert müsst Ihr Euren Dienst verrichten.“
    „Wie wahr.“ Er rülpste. Plump näherte er sich ihr wieder. Mit einem Mal umschlang er ihre Taille und küsste sabbernd ihren Hals. Angewidert versuchte sie ihn fortzudrücken, aber seine Kraft war immens. Seine Hand lag kurz über ihrem Schwert.
    Der zweite Wachmann feuerte den Rotwangigen an: „Zeig’s der Hure!“ Gehässig lachend hieb er auf den Esstisch. „Beeil dich. Danach bin ich dran.“
    Loreena würgte. Der Griff des Mannes war grob. Ihre Hüften schmerzten. Sie hatte gehofft, die Männer eine Weile beschäftigen und dann das Weite suchen zu können. Wie naiv! Jetzt musste sie alles

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