Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
Vom Netzwerk:
über sich ergehen lassen. Sie hoffte, dass wenigstens Mogall, Klavorn und Lomas fliehen konnten. Für sich sah sie keinen Ausweg.
    „Stell dich nicht so an, Weib!“ Fest presste der schmierige Kerl seine Lenden an ihren Unterleib. Sie spürte seine Erregung. Tränen füllten ihre Augen. Noch immer wehrte sie sich gegen die Anzüglichkeiten, doch ihr Kampf war aussichtslos. Resignierend gab sie auf. Sie schob nicht länger seine Finger von ihrem Busen. Seine Zunge besabberte ungehindert jedes Stück freie Haut. Bis er plötzlich inne hielt. Fest umschloss seine Hand ihren Hintern. Loreenas Kurzschwert klapperte leise gegen die Ringe, die der Wächter trug.
    Seine Wangen glühten vor Wut. „Was ist dein Plan, Weib? Weshalb trägst du ein Schwert?“ Weit holte er aus und schlug ihr brutal ins Gesicht.
    Loreena betastete ihr rechtes Auge. Es tat höllisch weh. Binnen kurzer Zeit schwoll es an. Aus dem Augenwinkel konnte sie schemenhaft erkennen, wie die Vampire gemeinsam mit Lomas den Eisblock über der Durchreiche auf den Boden legten und von dem entstandenen Loch wegschoben.
    „Ich habe dich etwas gefragt, Hure. Antworte oder stirb!“ Ein Dolch tauchte in der Hand des Aufsehers auf. Unbarmherzig drückte er ihr die Klinge an ihre Kehle.
    Sie fürchtete sich vor dem Sprechen, denn das würde die Klinge tiefer ins Fleisch bohren, aber sie musste dieses Spiel weitertreiben. „Ich will Euch nichts Böses. Es ist nur zum eigenen Schutz vor Fremden. Bitte, Herr, glaubt mir. Ich tue nichts Unrechtes.“ Angewidert drehte sie das Gesicht weg. Nie zuvor im Leben hatte sie sich selbst derart erniedrigt gefühlt – nicht einmal vor Graf Schomul. „Ich bringe Euch Vergnügen.“
    Er hob mit dem Dolch ihr Kinn an und zwang sie, ihn anzusehen. Grinsend drückte er seinen Mund auf ihre Lippen. Sofort spürte sie seine Zunge in ihrem Rachen. Loreena wollte sich wehren, wollte ihm ihr Knie in seinen Unterleib rammen, aber der Dolch an ihrem Hals hinderte sie daran.
    Jemand schlug dem Rotwangigen auf den Hinterkopf. Zornig fuhr er herum. „Erst bin ich dran. Dann kannst du sie…“
    Noch bevor er den Satz beendet hatte, schlug Mogall ihm mit dem Zweihänder das Haupt von den Schultern.
    „Wir müssen los.“ Der Vampir riss Loreena mit sich. Überrascht stolperte sie über den zweiten Wächter, der kopflos auf dem Boden lag. „Klavorn kümmert sich um Lomas.“
    Angewidert spuckte sie, denn der Geschmack des Rotwangigen lag ihr auf der Zunge. „Wir müssen meinen Vater holen.“
    Mogall rannte weiter. Er versteckte während des Laufens die Waffe unter dem Pelzmantel und sah sich immer wieder nach Loreena um. Als sie am Ausgang ankamen, schaute er kurz in alle Richtungen und sprintete zu den Häusern. Plötzlich gaben die zwei Wächter auf dem Gefängnistrakt Alarm, indem sie auf einen großen Gong schlugen. Loreena blickte panisch zu Mogall. Er winkte ihr von den Iglus aus zu. Sie sah kurz zu den Wachmännern hinauf und rannte dann um ihr Leben. Pfeile surrten an ihrem Ohr vorbei. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie den Vorplatz überquert hatte. Außer Atem hockte sie sich neben Mogall und schaute zur Außenmauer. Wachen schossen mit Armbrüsten auf sie. Sie durften nicht verweilen. Gemeinsam liefen sie weiter. Von Haus zu Haus schlichen sie, bemüht geduckt zu bleiben. Doch die Pfeile kamen von überall. Der Tumult trieb die Bewohner Firns aus ihren Eishäusern. Binnen kurzer Zeit waren die Wege gefüllt mit Menschen in Pelzmänteln. Chaos brach aus, wodurch die Wachen auf der Außenmauer keine Pfeile mehr schießen konnten, ohne die eigenen Leute zu treffen.
    Loreena und Mogall kamen an der Stelle an, an denen sie König Wor zurückgelassen hatten, aber weder ihn noch sein Opfer fanden sie vor. Lediglich Blutspritzer an der Wand und im Schnee zeugten von einer grausamen Tat. Mogall zog Loreena weiter. Sie eilten durch die Straßen und stießen die Menschen beiseite. Sie ernteten misstrauische Blicke. Manche beschimpften sie. Andere hingegen wichen ängstlich aus. Dann sah Loreena Wor. Sie zwang Mogall stehen zu bleiben. Verwirrt schaute er sie an.
    „Er ist dort.“ Schon tauchte sie in der Menge unter.
    Der Vampir hastete hinterher, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Er bahnte sich eine Schneise durch die Menge und prallte fast auf Loreena, als sie urplötzlich anhielt und sich hinter eine Hauswand hockte.
    Loreena nahm das Haupt ihres Vaters in die Hände. Sanft tätschelte sie seine Wange. Blut triefte

Weitere Kostenlose Bücher