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Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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dagegen ankämpfte. Aber diesen Kampf verlor sie, wie sie auch den gegen den Grafen verlieren würde. Was konnte sie sagen, um ihn milde zu stimmen? Was konnte sie tun? Es gab keine Ausflüchte! Sie hatte sich ihm widersetzt. Das war eine Tatsache.
    Nach langer Zeit des Wartens auf eine Reaktion von ihr, winkte Schomul jemanden heran. Einer der vermummten Vampire trat hervor. Er löste den Mundschutz und nahm die Kapuze ab. Loreena erstarrte! Eine Frau. Abfällig musterte sie Loreena von oben bis unten. Die Vampirin rümpfte die Nase. Loreena war schmerzlich erstaunt über die Schönheit der Unbekannten, die zahlreiche Halsketten, handgroße Kreolen und an jedem Finger einen Ring aus glänzendem Silber trug. Hervorstehende Wangen! Rosèfarbene Augen! Pechschwarze Locken bis zur Hüfte! Eine Wespentaille, die zwei Männerhände zu umfassen in der Lage waren! Und der gleiche erhabene Blick wie bei Schomul!
    „Amorgene, bitte.“ Fast zärtlich sprach er die Vampirin an, doch er nahm seinen Blick nicht von Loreena. Amorgene reichte dem Grafen ihren Dolch und grinste. Ohne zu zögern legte Schomul die Klinge an Loreenas Kehle. „Euer Schweigen steigert meinen Zorn.“
    Verzweifelt suchte Loreena nach den richtigen Worten, aber egal was sie sagen würde, es wäre falsch. Sie befand sich in einer auswegslosen Situation. Flehend sah sie Graf Schomul an. Erinnerte er sich nicht an ihre Küsse? Bedeutete es ihm gar nichts, dass er sie als erster Mann geliebt hatte? Sie suchte nach einem Flackern in seinen Augen, einem kurzen Entgleisen seines kalten Blickes. Nichts!
    „Ohne sie hätten wir Lomas nicht befreien können“, sagte Mogall. Loreena schaute den blonden Vampir mit dem Spitzbart an. Ihre Blicke trafen sich. Schomul bemerkte das Knistern zwischen ihnen. Demütig senkte Mogall das Haupt. Der Graf sah Loreena misstrauisch und herausfordernd an, als ahnte er, dass etwas zwischen ihr und Mogall vorgefallen war; etwas, das nicht sein durfte, nicht nur, weil sich Ingrimm Valkenhorst unterwarf. Loreena bemerkte Gamtam in der Menge. Die Erinnerungen an ihre Worte nahmen ihr den restlichen Mut - Schomuls Zuneigung zu ihr war die letzte Hoffnung für Ingrimm. Doch so wütend wie er war, gehörte seine Gunst bestimmt schon der Vergangenheit an. Und wer war die Vampirin, die ihm so hilfreich zur Seite stand? Böse blinzelte sie Loreena an. Es war nur eine Ahnung, weibliche Intuition – diese Frau verhieß nichts Gutes.
    Wor trat vor. „Mogall spricht die Wahrheit. Ohne meine Tochter hätten wir Lomas nicht zurückgebracht. Die Reise wäre umsonst gewesen.“
    „Das wäre mir und Valkenhorst recht gewesen.“ Kaum sprach Graf Schomul diese Worte aus, tobten die Krieger. Nie hatte er bisher seine Abneigungen so direkt und öffentlich ausgesprochen. Dies ließ Fürchterliches vermuten. Was hatten er und Amorgene ausgeheckt, während die Königsfamilie fort war?
    Wütend trat Lomas neben Loreena. „Nehmt den Dolch runter! Meine Schwester hat Großes vollbracht und gekämpft wie ein Mann.“
    „So sieht sie auch aus“, murmelte Amorgene und rümpfte die Nase.
    Schomul nahm den Dolch von ihrem Hals, bereit, ihn zwischen Lomas’ Rippen zu stoßen. Zwei Hitzköpfe, die sich gegenüberstanden.
    Schützend stellte sich Loreena vor ihren Bruder. Sie faltete ihre Hände und biss auf die Finger. „Bitte.“ Kaum merklich schüttelte sie das Haupt. „Lomas muss sich erst an die befremdliche Situation gewöhnen wie wir alle. Ja, ich habe Euren Befehl missachtet. Ich beuge mich Eurer Strafe.“
    Sie hatte Barmherzigkeit erwartet, aber Schomul legte die Klinge unter ihr Kinn und hob es an. „Ob Ihr Euch beugt oder nicht spielt keine Rolle. Ihr werdet Eure Strafe auf der Wolfsburg erhalten.“
    „Sie wird auf keinen Fall nach Wölfing reiten!“ Lomas umfasste ihre Hüften von hinten. „Meine Schwester hat ihr Leben für mich aufs Spiel gesetzt. Ihr gebührt Anerkennung.“
    Aufbrausend keifte Amorgene: „Ihr gebühren Peitschenhiebe für jeden Tag, den sie abwesend war.“
    „Graf Schomul, bitte bedenkt Eure Entscheidung“, brummte König Wor. „Ich fühle mich verantwortlich, da sie einen Fehltritt von mir wieder in Ordnung gebracht hat. Das gesamte Heer Ingrimms steht hinter ihr.“
    „Und die Armee Valkenhorsts“, fügte Mogall mit einer Todesverachtung hinzu.
    Loreena hielt die Luft an. Erneut schauten sich Schomul und Mogall tief in die Augen und es hatte den Anschein, als wollten sie sich jeden Moment gegenseitig an die

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