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Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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Kehle springen. Der spitzbärtige Vampir gefährdete seine Stellung.
    Doch anstatt den Befehl zu erteilen, Küstenmark in Schutt und Asche zu legen, lachte der Graf amüsiert. Er ließ seinen Blick über die Gesichter der Anwesenden schweifen. Provozierend hielt er Loreena den Dolch vor die Augen und drehte ihn. „Anscheinend habt Ihr viele Freunde auf der Reise nach Nebelhorn gewonnen.“ Sein Lachen erstarb. „Die Armee Valkenhorsts wird Euch nach Wölfing geleiten.“
    Loreena nickte. Nur durch ihren Gehorsam konnte sie die Ausweitung des Konfliktes verhindern. Lomas war wichtiger als sie. Er durfte nicht in Gefahr geraten. Sie wollte zu den Pferden gehen, aber ihr Bruder hielt ihre Taille fest umschlungen. Als sie sah, dass Schomuls Miene sich verfinsterte, legte sie Lomas besänftigend die Hand an die Wange. Sie brauchte keine Worte, damit er verstand. Er las ihre Gedanken, sah die Tränen in ihren Augen und ließ sie los. Zitternd nahm sie seine Hand und küsste sie. Dann atmete sie tief durch und schritt zu Wolweer, um hinter ihm aufzusitzen und nach Wölfing zu reiten. Innerlich lächelte Loreena. Es war ihr nicht nur wichtig Lomas ihre Stärke zu zeigen und Graf Schomul die Stirn zu bieten – wenn auch nur zaghaft - sondern ein Zeichen für das Heer Ingrimms zu setzen.
    Die Vampire sprangen auf ihre Rappen und verließen mit Graf Schomul und Amorgene an der Spitze und Mogall und Klavorn als Nachhut Küstenmark, gefolgt von den Blicken der Stadtbewohner. Als der Tross die Grenze Valkenhorsts überquerte, stürmte es bereits wieder. Frischer Wind blies vom Medusen Meer ins Landesinnere. Über der Wölfing hingen schwere, dunkle Wolken. Loreena ritt mit Wolweer durch das Tor auf die von steinernen Werwölfen bewachte Burg zu. Ein beklemmendes Gefühl breitete sich in ihr aus. Die hohen Mauern raubten ihr die Luft zum Atmen. Die Wolfsfiguren jagten ihr mehr Angst ein als zuvor, nun da sie reale Werwölfe mit eigenen Augen gesehen hatte. Mogall kam auf Loreena zu, um ihr beim Absteigen zu helfen. Doch als der Graf ihm in den Weg trat, schlug er eine andere Richtung ein. Loreena stieg ab und sah Schomul offen ins Gesicht. Ein fülliger Vampir, der eine mit Glöckchen verzierte rote Samtrobe trug, hastete die Treppen hinunter, immer wieder verstimmt zum Himmel schauend. Loreena erkannte ihn wieder. Er hatte sie bei ihrem ersten Besuch auf der Wolfsburg zum Grafen geführt. Würde er sie dieses Mal in den Kerker bringen?
    „Du weißt Bescheid, Bortlam.“ Hart klang Schomuls Stimme. Hinter ihm tauchte Amorgene auf. Spöttisch zog sie eine Augenbraue hoch und sah Loreena nach, als Bortlam sie die Treppen nach oben führte.
    Die Wolfsburg war kalt. Wie schon beim ersten Besuch brannten wenige Fackeln. Ein seltsamer Geruch lag in der Luft, ähnlich dem in einer Räucherstube. Grob umfasste Bortlam ihren Arm und zog sie die Treppen hinauf. Sie hetzten durch zahlreiche Gänge und Korridore. Loreena verlor die Orientierung. Sie wusste nur, dass sie sich in irgendeinem der Türme befanden.
    Dann schob der untersetzte Vampir sie in einen Raum, trat ein und schloss die Tür. „Man wird Euch ein heißes Bad richten, damit Ihr keine Lungenentzündung bekommt und dadurch Graf Schomuls Bestrafung entgeht.“
    „Weshalb schmeißt er mich nicht in den Kerker?“
    „Dort vegetieren nur Menschen vor sich hin, die er vergessen möchte.“ Bortlam verzog keine Miene. „Mit Euch hat er noch Großes vor.“
    „Oh ja, Großes“, spottete Loreena und konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten. Sie drehte dem Vampir den Rücken zu, schleppte sich zum Fenster und nahm erschöpft auf der Fensterbank Platz. Entmutigt sah sie auf den Graupel Wald.
    Bortlam räusperte sich. Langsam ging er auf sie zu. „Lasst nicht zu, dass Furcht Euch überwältigt. Morgen schon findet eine Feier auf der Wolfsburg statt, zu dem auch Euer Vater und Euer Bruder geladen sind.“
    „Ein Fest?“ Verdutzt runzelte sie die Stirn.
    „Man feiert die Einverleibung Ingrimms erst auf der Wolfsburg und in ein paar Tagen auf der Festung Tide, um beiden Völkern die neue Situation vor Augen zu führen.“ Bortlam nahm neben ihr auf der Fensterbank Platz und legte die Hände in den Schoß. „Amorgene wird mit ihrem Wandervolk einige Attraktionen bieten. Das wird die Gemüter abkühlen.“
    Loreena wurde hellhörig. „Amorgene? Wer ist sie? Was macht sie hier? Sie sieht aus wie eine Hexe.“
    Empört schüttelte Bortlam das Haupt. „Ihr solltet nicht so

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