Purpurfalter
Bettkante zu setzen. Angst spiegelte sich in seinem Blick.
„Ich verstehe dich nur zu gut. Du kannst mir nicht länger trauen. Blutdurst wird mich überkommen und ich werde über die nächstbeste Kreatur herfallen, um meine Lust zu stillen. Ich spüre bereits die Gier in mir, obwohl nicht einmal der Tag angebrochen ist. Ich bin nun ein Tier, das seinen Instinkten folgt und nicht seiner Willenskraft.“
„Unsinn!“, unterbrach Fedlor ihn. „Die Vampire Valkenhorsts können sich unter Kontrolle halten. Dann schaffst du das auch.“
Schomul lachte bösartig. „Sie haben es gelernt. Ich dagegen bin auf mich allein gestellt. Keine Hilfe. Keine Unterstützung. Niemand, der mir den Weg weist oder mir sagt, wie ich den Instinkt bezwingen kann.“
Ungläubig starrte Fedlor ihn an. „Ich bin immer für dich da. Du bist mein Freund. Außerdem habe ich dich in diese Lage gebracht.“
„Du kannst mir nicht helfen“, zischte Schomul aufbrausend. „Du bist nur ein Mensch.“
Fedlor wich erschrocken zurück. Kreidebleich schaute er auf seinen Freund hinunter, den der nächste Krampf schüttelte.
„Was ist hier los?“ Plötzlich stand Umus, Schomuls Vater, vor ihnen.
Schomul sah sich im einzigen Raum der Kate um. Seine Mutter und auch seine Geschwister lugten hinter den Vorhängen hervor, die die Betten vom Wohnbereich trennten, aber sie wagten nicht, näher zu kommen. Furcht einflößend musste das Szenario auf sie wirken, als wäre der Teufel persönlich in ihre Kate eingezogen.
Fedlor brach als Erster das Schweigen. „Ihm geht es nicht gut. Er hat etwas Schlechtes gegessen.“
„Unsinn!“, grollte Schomul. „Bleib bei der Wahrheit, denn sie kommt eh ans Tageslicht.“
„Was ist geschehen?“ Mit ernster Miene trat Umus auf Fedlor zu. „Was ist meinem Sohn zugestoßen?“
Der Blondschopf strich sich mehrmals durch die Haare, bevor er antwortete. „Er…er…Schomul wurde gebissen.“
„Von einem Tier?“ Umus’ Stimme klang hart.
Ängstlich wich Fedlor zurück. „Nein, von einem…einem Vampir.“
Deutlich hörte Schomul, wie seine Mutter und seine Geschwister vor Schreck hörbar Luft einsogen. Während sein kleiner Bruder sich hinter dem Vorhang versteckte, wischte die Mutter sich die Tränen mit dem Vorhangstoff vom Gesicht.
Schomul versuchte sich aufzurichten, doch die starken Schmerzen zwangen ihn nieder. „In der nächsten Nacht werde ich fortgehen. Es liegt mir fern, euch in Gefahr zu bringen.“
„Nein, du bist zu schwach.“ Zitternd ließ Fedlor sich vor dem Bett auf das linke Knie nieder.
„Es ist zu gefährlich, hier zu bleiben, für euch und für mich.“ Eine Hustenattacke quälte Schomul. Als er wieder durchatmen konnte, öffnete er die Handflächen und entdeckte Blut darin.
Heftig schüttelte Fedlor das Haupt. „Du kannst dort draußen nicht alleine überleben. Die Wälder sind tückisch.“
Schomul lachte leise. „Ich dachte, Vampire sind zäh wie Leder.“
„Aber du bist noch keiner“, flüsterte Fedlor und brachte das Lachen seines Freundes zum Verstummen.
Schweigend blickten sie sich in die Augen. Schomul wusste, dass er keinen Freund mehr vor sich hatte, sondern nur einen Schuldigen, der versuchte, seine Tat wieder gut zu machen. Dann sah er zu Umus auf.
Sein Vater rümpfte die Nase und wandte sich an Fedlor. „Er hat Recht. Unter keinen Umständen kann er in dieser Kate, nicht einmal in dieser Siedlung bleiben. Er gefährdet meine Familie.“
„Aber er gehört zu deiner Familie.“ Flehend faltete Fedlor die Hände.
„Ein Vampir ist nicht Teil unserer kleinen Gemeinschaft. Man würde ihn über kurz oder lang entdecken.“
Das Schluchzen seiner Mutter zerriss Schomuls Herz. Doch was geschehen war, war geschehen und konnte nicht rückgängig gemacht werden. Fedlor hatte ihn in diese Situation gebracht und er musste innerlich kämpfen, seinem Freund nicht die Schuld an dem Unglück anzukreiden. Es war seine eigene Schuld. Er hätte Fedlor bei seinem Vorhaben nicht unterstützen sollen. Nun war es zu spät und Schomuls Untergang hatte begonnen.
Fedlor erhob sich wütend und stellte sich breitbeinig zwischen Umus und seinen Freund. „Soll ich ihn zum Wald schleppen und ihn dort liegen lassen? Er ist zu schwach, um allein zu gehen. Oder bringst du, Umus, deinen eigenen Sohn zum Medusen Meer und schmeißt ihn in die Fluten?“
Irritiert sah Umus ihn an. Sein Blick fiel auf Schomuls schweißbedecktes Gesicht. „Wir werden einen Familienrat einberufen. Ich
Weitere Kostenlose Bücher