Purpurfalter
allein möchte diese Entscheidung nicht treffen.“ Damit riss er den Vorhang vor Schomuls Bett, sodass dieser vom Rest der Familie getrennt lag.
Die Nacht verging schnell. Schomul wälzte sich hin und her. Er wusste, er konnte den Schmerzen nicht entkommen. Irgendwie würde er sie überstehen und der Wille Rache zu üben gab ihm die Kraft dazu. Fedlor wischte ihm regelmäßig den Schweiß von der Stirn und den Speichel von den Lippen. Doch Schomul entging trotz der betäubenden Schmerzen nicht, dass Fedlor zurückschreckte, wann immer sich Schomul ruckartig bewegte. Seit Kindheitsbeinen waren sie Freunde. Nun zerbrachen alle Bande, die zu Fedlor und zu seiner Familie. Er besaß weder ein Heim noch Verbündete. Aber eines Tages würde er Genugtuung erhalten.
In weiter Ferne hörte er Fedlor Gebete säuseln. „Rappaschumah! Rappaschumah! Ich bin noch keiner deiner Jünger, doch höre die Worte deines Dieners. Hilf und beschütze meinen Freund, den ich ins Unglück gestürzt habe. Fordere deinen Tribut von mir und nicht von ihm. Rappaschumah! Ich flehe dich an, großer, mächtiger…“
„Hör auf!“ Rasend vor Wut fuhr Schomul auf. Er brauchte viel Kraft, um seine Lider zu öffnen. „Du und dein Rappaschumah, ihr habt mir Unheil gebracht. Was hast du nun davon? Du bist immer noch ein Mensch.“
Fedlor zuckte zusammen. „Nicht er war es, sondern ich. Ja, ich bin keinen Schritt weiter als vorher und mindestens genauso unglücklich wie du.“
„Wie ich?“ Schomul wollte nach ihm schlagen, aber er besann sich und krallte seine Finger in die Bettdecke. „Du kannst zurück in dein altes Leben, als wäre nichts geschehen. Mein Dasein dagegen ist zerstört. Für immer!“
Mit Tränen in den Augen kniete sich Fedlor vor das Bett. „Es tut mir schrecklich Leid! Ich wünschte, ich könnte rückgängig machen, was ich verbockt habe. Aber ich kann es nicht. Das zerfrisst mich innerlich! Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um dir zu helfen.“
„Wirst du mir Tiere bringen, die ich aussaugen kann?“ Schomul schnalzte. „Wirst du dich der Gefahr aussetzen, von mir angefallen und blutleer gesaugt zu werden? Und wie wirst du reagieren, wenn Tierblut mir irgendwann nicht mehr reicht?“
Fedlor zögerte. Nervös knetete er seine Unterlippe. „Wir werden eine Lösung finden. Gemeinsam. Wir stehen das durch.“
Plötzlich trat Umus zu ihnen. „Wir haben eine Entscheidung getroffen. Sie ist endgültig. Kein Veto wird akzeptiert. Füge dich oder wir werden dich den Vampiren ausliefern.“
„Er ist dein Sohn, dein eigen Fleisch und Blut.“ Wild gestikulierend stand Fedlor auf.
„Schweig!“ Umus drängte ihn beiseite. „Die Familie hat sich beraten. Akzeptiere oder stirb durch Valkenhorsts Hand.“
Fedlor ließ sich nicht beirren und legte Schomuls Vater besänftigend seine Hand auf die Schulter. „Gib ihm wenigstens die Möglichkeit zur Flucht…“
Schomul unterbrach ihn. „Vielleicht wollen sie mich hinausjagen. Das ist wahrscheinlich ihre Absicht und zwar eine kluge.“
„Was zur Hölle ist daran klug?“ Verzweifelt raufte Fedlor sich die Haare.
Schomul rieb über die geschlossenen Lider. Als er sie öffnete, sah er seine Umgebung jedoch immer noch verschwommen. „Sie haben mich vom Hals und geben mir gleichzeitig die Chance zu Überleben. Das ist immer noch besser, als den sicheren Tod in den Händen der Vampire zu finden. Meine Familie überlässt es mir und der Natur dort draußen, ob ich leben oder sterben werde.“
Umus räusperte sich. „Sinnlose Vermutungen nützen euch nichts. Steckt eure Kraft besser in andere Dinge, denn es kommen schwere Zeiten auf euch zu.“
„Also doch“, hauchte Fedlor entmutigt.
Unbeirrt fuhr Umus fort: „Du warst unser Sohn, Schomul, und bist es bis zur vollkommenen Wandlung immer noch. Wir werden dieses Kreuz mit dir tragen und dich decken. Doch ein Vampir kann nicht unter meinem Dach wohnen. Und so wirst du gehen müssen, wenn du zu Kräften gekommen bist.“
Schomul riss Fedlor den Stofffetzen aus der Hand und wischte sich damit übers Gesicht. „Er muss in kaltes Wasser getaucht werden.“ Keuchend schmiss er ihn Fedlor zu. „Danke.“ Dann drehte sich Schomul von ihnen weg und schloss die Augen.
„Bleib bei ihm“, hörte er Umus sagen. „Wir werden ihn abwechselnd bewachen. Bei Tagesanbruch wirst du den Vampiren auf dem Feld erzählen, dass er wegen des Moloch-Fiebers nicht arbeiten kann und er unter ständiger Beobachtung seiner Familie
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