Purpurfalter
Aknenarben und sagte ohne sich umzudrehen: „In Ordnung.“
Von nun an brachte Fedlor Schomul täglich Tierblut. Zuerst heimlich – bis Umus und seine Familie Wind davon bekamen. Aus Angst, ihn durch den Entzug in den Wahnsinn zu treiben, gestatten sie Schomul weiterhin, einmal am Tag Blut zu trinken.
Aber bald genügte es ihm nicht mehr, kaltes verklumptes Blut herunterzuschlingen.
„Ich möchte meine Zähne selbst in das Fleisch hauen.“ Schomul hasste es, seinen Freund um einen weiteren Gefallen zu bitten, doch die Sucht wuchs wie ein Geschwür, das sich langsam im ganzen Körper ausbreitete.
Fedlor blickte ihn böse an. Die Furchen in seinem Gesicht verliehen ihm in diesem Augenblick ein beinhartes Aussehen. „Muss das sein? Erst wolltest du Blut, jetzt einen Tierkörper und bald schon sehnst du dich nach einem Menschen.“
Flehend streckte Schomul die Hand nach seinem Freund aus. „Ich brauche es. Bitte. Wenn ich es nicht bekomme, habe ich Angst, mich eines Nachts hinauszuschleichen und auf die Jagd zu gehen.“
Fedlor ignorierte Schomuls Hand. „Ich werde das nicht zulassen.“
„Und ich werde einen Weg finden!“ Mit Nachdruck brachte Schomul diese Worte heraus und nahm seine Hand runter. Er musste Druck auf seinen Freund ausüben, damit er bekam, was er verlangte. In der Tat breitete sich Angst in ihm aus, eines Tages Föhn unsicher zu machen oder gar über seine eigene Familie herzufallen. Ihn widerte allein der Gedanke an, wie ein tollwütiger Hund durch die Gassen zu streifen und eine Beute zu suchen.
Fedlors starrer Blick verwirrte Schomul. Anstatt daran zu zerbrechen, einen sich verwandelnden Menschen zu bewachen, wuchs der junge Mann an der Aufgabe. Fedlor wirkte stärker und selbstbewusster denn je. Er schien innerhalb der letzten Wochen zu einem Mann gereift zu sein. Schomul konnte nicht umhin, ihn zu bewundern. Gleichzeitig befürchtete er, Fedlor könnte seiner Bitte standhalten und ihm seinen Wunsch nicht erfüllen. Gewiss war er in der mächtigeren Position. Aber war er sich dessen auch bewusst?
Fedlor reichte seinem Freund einen Holzbecher mit Wasser. „Trink! Du brauchst viel Flüssigkeit.“
„Wasser ist nur ein minderwertiger Ersatz.“ Schomul leerte den Becher mit einem Schluck und stellte ihn auf die Kommode neben dem Bett.
Seufzend nickte Fedlor. „Ich weiß. Bald wird dir kein Ersatz mehr genügen. Du wirst die Lust nach warmen Menschenblut nicht unterdrücken können.“
„Dann ist es Zeit zu gehen.“
Lange sahen sich Schomul und Fedlor an, als könnten sie die Gedanken des anderen lesen. Es war fast wie in alten Tagen; Zwei beste Freunde, die den anderen genauso gut kannten wie sich selbst. Sie waren sich einig darüber, dass Schomul schon bald die Kate und auch die Siedlung verlassen musste. Denn so war der Wille Umus‘, und auch Schomul wusste über die Notwendigkeit, um niemanden zu gefährden. Wussten erst Fremde von seiner Veränderung, würden sowohl Menschen als auch Vampire ihn jagen.
„Meinst du, die Vampire werden mich nach dem Wandel als einer der ihren akzeptieren?“
Schomuls Frage kam unerwartet und so wurde Fedlor kreidebleich. „Willst du bei ihnen bleiben?“
Schomul sah seinen Freund lange schweigend an. Schließlich sagte er: „Ich weiß es nicht. Aber wo soll ich denn hin? Hier sind meine Wurzeln.“
Fedlor schüttelte das Haupt, sodass seine blonden Haare umher flogen. „Sie haben deine Veränderung nicht bewusst herbeigeführt. Zufallsvampire töten sie wie lästige Fliegen. Nur Auserwählte dürfen ihre Reihen ergänzen.“
Schomul seufzte laut. „Alles, was mir lieb und teuer ist, wurde mir genommen. Ich kann nicht bei meiner Familie leben, ja, noch nicht einmal in dieser Siedlung bleiben. Und unsere Freundschaft...“ Er beendete den Satz nicht, sondern schluckte hörbar.
„Sie bleibt bestehen. Wie oft muss ich dir das noch sagen?“ Besänftigend legte Fedlor seine Hand auf Schomul. „Auch wenn ich nicht Schuld an deiner Misere wäre, würde ich an deiner Seite bleiben. Was auch immer du entscheidest zu tun, ich werde für dich da sein.“
„Danke.“ Mehr brachte Schomul nicht heraus.
Plötzlich zog Fedlor seine Hand fort. „Aber es gibt auch etwas, das du für mich tun könntest.“ Er machte eine Pause und fuhr dann mit zittriger Stimme fort: „Ich wage es nicht auszusprechen, doch in meiner Brust lodert eine Flamme. Es gibt etwas, das ich mir sehnlichst wünsche.“
„Nein, Fedlor“, flüsterte Schomul
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