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Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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heiser.
    Unbeeindruckt fuhr Fedlor fort: „Mein ganzes Denken, mein ganzes Handeln und meine Hingabe gehören Rappaschumah. Ich möchte ihm mein Leben schenken. Immer noch bin ich ein Mensch und weit davon entfernt ihm zu dienen. Bitte, Schomul, du musst mich zu einem Vampir machen. Erst nachdem ich diesen Schritt gemacht habe, bietet sich mir die Möglichkeit, mich seiner Sekte anzuschließen.“
    „... und ein Werwolf zu werden!“, spie Schomul angewidert.
    Fedlor lächelte ihn süßlich an. „Du musst deine Werwolf verachtende Sichtweise endlich ablegen, mein Freund. Die Menschen haben eine beschränkte Auffassung. Sie lehnen alles ab, was anders ist als sie.“
    Schomul unterbrach ihn barsch. „Du hast mir schon versucht zu erklären, dass Werwölfe nicht schlecht sind.“
    „Wenig erfolgreich, wie ich sehe.“ Fedlor schnalzte und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. „Sie sind ein Teil der Natur. Sie leben in Einklang mit ihr und reißen nur Menschen, die sie in Bedrängnis bringen. Wenn die Menschen sie in Ruhe ließen, könnten sie wunderbar nebeneinander leben.“
    Schomul schlug mit der Faust aufs Laken. „Aber du hasst die Vampire genauso wie ich. Wieso willst du freiwillig zu einem werden? Ich verstehe das nicht, Rappaschumah hin oder her.“
    „Es ist ein lästiges Übel, das ich auf mich nehmen muss, um meiner wahren Bestimmung einen Schritt näher zu kommen.“
    „Du weißt verdammt gut, was du willst“, fuhr ihn Schomul an.
    Fedlor straffte die Schultern. „Ja, das erste Mal in meinem Leben bin ich mir ganz und gar sicher. Es ist eine schwere Entscheidung, doch ich trage sie mit allen Konsequenzen.“
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht setzte sich Schomul im Bett auf. „Wie du siehst, gewinne ich an Kraft. Aber sag mir nun - wenn ich dich nicht beiße, wirst du jemand anderen finden? Du wirst nicht ruhen, bis du Rappaschumahs würdig bist. Habe ich Recht?“
    Fedlor nickte.
    „Dann bring mir endlich ein Tier, um meine Zähne in sein Fleisch zu stoßen.“ Nach einer kurzen Pause fügte er leise hinzu: „Und ich werde dir deinen Wunsch erfüllen.“
    Ein zweites Mal nickte Fedlor und verließ die Kate.
    Schomul haderte wie schon beim ersten Versprechen, das er seinem Freund gegeben hatte. Vor ein paar Wochen hatte er zugesagt, den Blondschopf zu einem Vampir zu begleiten, der ihn beißen würde. Der Plan war fehlgeschlagen. Nun musste er etwas viel Schlimmeres für Fedlor tun. Doch er tat dies nicht ohne Eigennutz. Ihm war bewusst, dass er sich nicht nach einem Tierkörper sehnte, um warmes Blut zu trinken, sondern nach einem Menschenkörper. Er wollte diese Gier so weit hinausschieben, bis er kurz davor stand innerlich zu verbrennen.
    Als seine jüngste Schwester Prien in die Kate trat, drehte er sich von ihr fort. Er wollte nicht, dass sie ihn so sah. Außerdem befürchtete er, sie könnte die Sorgen auf seinem Gesicht lesen. Denn Schomul graute sich davor, nie zuvor erlebte Lust zu empfinden, wenn seine Zähne Fedlors Hals durchbohren und er warmes Blut aus dessen pulsierender Halsschlagader schlürfen würde.
    ~~~
    Schomul schreckte aus tiefem Schlaf auf, als ihn eine Hand an der Wange berührte. Das erste Mal seit langem fühlte er sich erholt, ein erstes Anzeichen für die Vollendung der Wandlung. Doch erst seine Kehle hinunterlaufendes Menschenblut würde ihm die Kraft spenden, um Pläne für seine Zukunft zu schmieden. Er hatte kein Ziel, keinen Rückhalt und keine Perspektive.
    Gähnend drehte sich Schomul um und blickte in Priens traurige Augen. Er fühlte den Wunsch aufkommen sie anzuschreien, sie solle fortgehen und ihn in Ruhe lassen. Aber seine Kehle war zu trocken und seine Zuneigung zu ihr zu stark. Prien gehörte bereits seiner Vergangenheit an, obwohl sie vor ihm stand. Bald schon würde er diese Kate und damit auch sie verlassen und nie wieder heimkehren.
    „Geht es dir schlechter?“ Prien legte den Kopf schief und weitete die Augen.
    Schomul erkannte Mitleid in ihnen. Seufzend wandte er seinen Blick gen Decke. „Im Gegenteil. Ich fühle mich besser als zuvor.“
    Prien starrte ihn schweigend an. Nach einer Weile sagte sie: „Aber du hast ganz rote Augen. Und du bist bleich. Wenn ich blass bin, bekomme ich meistens Fieber.“
    „Bei mir ist es anders.“
    „Mutter macht mir dann heiße Ziegenmilch und tropft etwas Rapshonig rein, wenn wir mal welchen haben. Soll ich ihr sagen, dass sie Milch für dich machen soll?“
    Erstaunt antwortete Schomul:

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