Purpurfalter
dieser gegen den Tisch. Sofort setzte Schomul nach. Seine Hand umfasste den Hinterkopf des Vampirs und fasste dessen Haar. Mit großer Wucht schlug er die Stirn des Untersetzten auf die Tischplatte. Immer und immer wieder. Hart und ohne Erbarmen. Violettes Blut besprenkelte den Tisch. Plötzlich traf ein Tritt Schomuls Unterleib. Die Luft blieb ihm weg. Er sank auf die Knie, die Hände fest auf seine Männlichkeit gepresst. Betäubt vor Schmerz schloss er die Lider.
Brutal wurde sein Kopf nach hinten gerissen. Schomul blickte in das wächserne Gesicht des Bullen, der hinter ihm stand. „Nicht schlecht für eine beschissene kleine Missgestalt, aber lange nicht gut genug.“ Mit den wulstigen Fingern kramte der Vampir eine Ampulle aus der Innentasche hervor. Er schlug das obere Ende an der Tischkante ab und hielt das andere an Schomuls Hals.
Die Glasspitzen bohrten sich in Schomuls Haut. Blut floss warm seinen Nacken hinunter. Er sah seine Felle davonschwimmen.
„Das ist Weihwasser, Aussätziger.“ Das Gesicht des Vampirs verzog sich zur Fratze. „Eine Bewegung und ich gieße es über dich. Es mag nicht viel sein. Sterben wirst du nicht, aber außer Gefecht gesetzt und bereit für die Exekution. Also trink es lieber freiwillig.“
„Ich soll was?“, fragte Schomul ungläubig.
Die tellergroßen Hände mit der Ampulle zwischen den wulstigen Fingern hielten ihm die Öffnung des Gefäßes an die Lippen. „Trink, um deine Qualen zu lindern.“
Was sollte Schomul machen? Unzählige Gedanken durchzuckten wie Blitze sein Gehirn. Es tobte ein wahres Gewitter zwischen Herz und Vernunft. Ein Leben als Vampir hatte er nie gewollt. Dies war eine Möglichkeit, dem verhassten Dasein für immer zu entkommen. Keine Ernährung von Blut. Kein Ausbeuten oder gar Töten von Menschen. Aber sein Herz verlangte nach Vergeltung. Es erinnerte ihn an das Versprechen, das er Fedlor gegeben hatte. Sein Ziel durfte er aufgrund von Gefahr nicht aus den Augen verlieren. Pure Feigheit wäre es, in den Tod zu flüchten. Doch was konnte er in dieser Situation tun? Ein Augenzucken und der korpulente Vampir würde ihm das Weihwasser in den Rachen kippen. Alles wäre aus.
„Nein“, schrie Schomul aus tiefster Seele. Mit der Schnelligkeit eines Wiesels schlug er dem Vampir die Ampulle aus der Hand. Noch während sich die Flüssigkeit wie Säure in den Handrücken des Bullen brannte, drehte sich Schomul um. Er faltete die Hände zur Faust und hieb sie dem Alten in die Weichteile. Der Vampir brach zusammen und wandte sich wie ein Wurm vor Schomul, der nur eine Hand breit von ihm entfernt kniete. Wie von Sinnen würgte ihn Schomul. Sein rechtes Knie drückte er mit aller Kraft, die er aufzubringen vermochte, auf den Unterleib des Gegners.
„Du wirst dich ergeben.“ Er verstärkte seinen Druck, indem er sein Gewicht auf das rechte Knie verlagerte. „Du wirst mich in Wölfing als deinen Zögling einführen.“
„Niemals.“
„Du wirst mir dienen und…“
„Einen Dreck werde ich, verfluchter Bastard.“ Der Vampir versuchte sich zu befreien, indem er unkontrolliert herumzappelte. Doch dies erhöhte nur den Druck auf seine Geschlechtsteile.
Schomul keuchte vor Anstrengung. „Tust du es nicht, werde ich preisgeben, dass du dich hast gehen lassen und einen Menschen ohne Erlaubnis gebissen hast. Grausame Strafen stehen auf dieses Vergehen. Forderst du mich immer noch heraus?“
„Diesem Handel werde ich mich nie und nimmer unterwerfen.“ Der Vampir rang nach Luft.
Schomul lachte gequält. „Du erinnerst dich an den Menschen, den du eigentlich hättest aussaugen müssen? Erinnerst dich an den blonden Knaben, den ich zu dir begleitete? Ihn habe ich gebissen und nun ist er ebenfalls ein Vampir. Ein Blutsauger...“ Er machte eine Pause und fuhr lauter fort: „... mein Zeuge!“
Der Vampir hustete. „Er ist genauso eine verdammte Missgeburt wie du. Kein Vampir wird ihm glauben.“
Hämisch grinsend sagte Schomul: „Aber zwei Bastarde sind bereits zwei zu viel. Steckt nicht in jeder Anschuldigung ein Fünkchen Wahrheit? Du wärst ein Tor, wenn du ernsthaft glaubst, ungeschoren aus diesem Dilemma herauszukommen. Sie werden dich verhören. Mit allen Mitteln werden sie versuchen aus dir herauszukitzeln, ob nicht doch etwas an den Aussagen von gleich ,2 Missgeburten’ etwas dran ist. Willst du dein Schicksal herausfordern?“
Der Vampir verschluckte sich an seiner eigenen Spucke. Er hustete und würgte. Eine violette Ader trat auf
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