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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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reagiert?«
    Anastasia schob Titus eine Tasse hin. »Er will dich sehen, und zwar sofort. Du weißt, wo du ihn findest?«
    Der Alptraum, den Brodka und Juliette seit geraumer Zeit durchlebten, wurde durch die Enttarnung des Codenamens Asmodeus noch bedrohlicher. Zwar blieb ihnen der Inhalt der Tonbandkassetten noch immer verborgen; aber allein die Tatsache, daß Kardinalstaatssekretär Smolenski einer der Drahtzieher der Verschwörung war, vielleicht sogar ihr Kopf, beunruhigte sie zutiefst.
    Immerhin hatten sie jetzt die Bestätigung, daß Arnolfo Carracci sie nicht betrügen wollte und daß die Kassetten von unschätzbarer Bedeutung und somit ihr Geld wert waren. Und vermutlich würden diese Kassetten auch das einzige Pfand sein, das es ihnen ermöglichte, sämtliche Fragen um ihr eigenes Schicksal zu klären.
    Zwei volle Tage und einen Teil der Nächte hatten Brodka und Juliette damit verbracht, die zwanzig Bandaufnahmen abzuschreiben und zu übersetzen. Als die Arbeit endlich abgeschlossen war, plagte Brodka die Furcht, die Kassetten könnten aus ihrem Zimmer in der Pension entwendet werden.
    Brodka fühlte sich beobachtet. Er mißtraute der freundlichen Besitzerin des Albergo Waterloo, insbesondere den ständig wechselnden Nachtportiers. Wohin also mit den Kassetten?
    Am Ende der Straße, in der sich die Pension befand, gab es eine Filiale der Banco di Napoli. Dort mietete Brodka tags darauf ein Schließfach mit Kennwort und brachte die Kassetten fürs erste in Sicherheit.
    Daß diese Vorsichtsmaßnahme von Nutzen war, sollte sich schon am nächsten Tag erweisen.
    Brodka und Juliette saßen im Frühstücksraum der Pension, dessen kahle Wände und rotbrauner Fliesenboden jedes Wort ihrer Unterhaltung widerhallen ließen, und beratschlagten ihr weiteres Vorgehen, als eine junge Frau den Kopf durch die Glastür steckte.
    »Das ist doch …« Juliette setzte ihre Teetasse ab und raunte Brodka zu: »Ich müßte mich sehr täuschen, wenn das nicht die Frau von Arnolfos Neffen ist.«
    Brodka nickte. Es war Adriana Cornaro.
    Diese trat vor sie hin, wünschte einen guten Morgen und fragte, ob sie einen Augenblick Platz nehmen dürfe.
    »Selbstverständlich«, meinte Brodka verblüfft und schob ihr einen Stuhl hin. »Ich bin ziemlich erstaunt, Sie hier zu sehen«, meinte er dann und warf Juliette einen Blick zu, der besagte: Du sicher auch.
    Juliette nickte. »Wissen Sie«, wandte sie sich dann an Adriana, »nach allem, was vorgefallen ist, haben wir eigentlich erwartet, Sie und Baldassare würden sich nie mehr blicken lassen. Und jetzt tauchen Sie plötzlich hier auf und setzen sich an unseren Frühstückstisch.«
    Adriana ließ den Blick durchs Zimmer schweifen, als wollte sie sich vergewissern, daß es keine Zeugen gab; dann stellte sie ihre Handtasche auf den Tisch, eine Art Lederbeutel mit Schulterriemen, und holte einen dicken braunen Umschlag hervor. Den legte sie vor Brodkas Teetasse.
    »Was ist das?« erkundigte sich Brodka.
    »Fünfzig Millionen Lire, Signore. Die Hälfte unserer gesamten Ersparnisse.«
    »Wie bitte?« Juliette streckte die Hand aus und öffnete den Falz, mit dem der Umschlag verschlossen war.
    Brodka starrte auf die gebündelten Banknoten; dann schaute er Adriana an. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Baldassare schickt mich. Er möchte das Paket mit den Kassetten zurückkaufen.«
    »Von uns?« rief Brodka wütend. »Ausgerechnet von uns, denen er den Schlüssel eines leeren Schließfachs verkauft hat?«
    »Ich weiß«, erwiderte Adriana kleinlaut. »Ich war von Anfang an dagegen, aus Carraccis Tod ein Geschäft zu machen. Aber Baldassare sagte, eine solche Gelegenheit biete sich nur einmal im Leben, und man müsse sie beim Schopf packen. Hätte er nur auf mich gehört!«
    »Allerdings.« Brodka betrachtete den Umschlag und überlegte, ob er nicht zehn Millionen abzählen sollte, jene Summe, für die er von Baldassare nichts erhalten hatte. Doch angesichts der Tatsache, daß die Kassetten nun doch in seinem Besitz waren, beließ er es dabei. Statt dessen sagte er: »Signora, Baldassare hat die Kassetten an einen Fotografen verkauft. Er heißt Walter Keyserling und lebt in Gaeta.«
    »Ich weiß Bescheid. Sie müssen mir nichts vormachen. Bei Keyserling war ich bereits. Er hat mir alles erzählt … daß ein normaler Mensch nichts mit den Kassetten anfangen kann und daß er sie an Sie weitergegeben hat.«
    Juliette fixierte Adriana mit finsterem Blick. »Aber warum geben Sie dann ein Vermögen

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