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Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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was für Personen seit einiger Zeit in der Nekropolis umherwanderten. Allerdings war es nur ein kurzes Schaudern, denn das Denken fiel ihm nicht leicht. Irgend etwas schien ihn am Kopf getroffen zu haben …
    »Bist du das, Junge?« fragte er vorsichtig.
    »Bist du das, Vater?«
    »Ja«, sagte Ptaclusp.
    »Ich bin’s, Vater.«
    »Ich bin froh, daß du es bist, Sohn.«
    »Kannst du was sehen?«
    »Nein. Es ist alles neblig und dunstig. Irgendwie verschwommen. Und so.«
    »Dem Himmel sei Dank. Ich dachte schon, es läge an mir.«
    »Du bist es doch, oder? Ich meine, bist du wirklich du? Eben hast du’s behauptet?«
    »Ja, Vater. Ich bin ich.«
    »Wie geht’s deinem Bruder?«
    »Gut. Glaube ich. Ich habe ihn mir in die Tasche gesteckt, Vater.«
    »In Ordnung. Freut mich, daß ihm nichts passiert ist.«
    Sie gingen behutsam weiter, kletterten über Trümmerstücke, die sie kaum sehen konnten.
    »Irgend etwas ist explodiert, Vater«, sagte IIb langsam. »Vermutlich die Große Pyramide.«
    Ptaclusp rieb sich den Kopf an einer ganz bestimmten Stelle – zwei Tonnen fliegender Fels hatten ihn dort um genau eins Komma zwei Millimeter verfehlt. Der Baumeister wußte nun, wie weit die Unterwelt vom Diesseits entfernt war …»Bestimmt liegt’s an dem Zement, den uns der Epheber Merco verkauft hat …«
    »Ich glaube, diesmal geht es um mehr als nur schlechte Stukkaturarbeiten, Vater«, sagte IIb. »Ich fürchte, es ist weitaus schlimmer.«
    »Ich meine, der Zement war ein bißchen Dingsbums, ein bißchen zu sandig …«
    »Du solltest irgendwo Platz nehmen, Vater«, schlug IIb so freundlich wie möglich vor. »Hier, gib auf Zwei-Ah acht.«
    Er setzte den Weg allein fort und schob sich an etwas vorbei, das schwarzem Marmor verdächtig ähnlich sah. IIb suchte einen Priester. Unter gewöhnlichen Umständen konnte er nicht viel mit Priestern anfangen, aber derzeit waren die Umstände alles andere als gewöhnlich. Deshalb hielt er nach einem Priester Ausschau. Vielleicht erhoffte er sich Trost und Zuspruch – oder die Gelegenheit, einen priesterlichen Hals umzudrehen.
    Er fand jemanden, der auf Händen und Knien umherkroch und hingebungsvoll hustete. IIb half ihm – die Person war eindeutig ein Er; einige Sekunden lang hatte er befürchtet, sie könne ein Es sein – zu einem anderen Steinblock. Ja, schwarzer Marmor, kein Zweifel.
    »Sind Sie ein Priester?« fragte der Sohn des Baumeisters.
    »Ich bin Dil, Oberster Einbalsamierer«, antwortete der Mann.
    »Ptaclusp IIb, parakosmischer Archi …«, begann IIb und unterbrach sich. Vielleicht sind Architekten derzeit nicht besonders beliebt, dachte er und berichtigte sich schnell. »Ich bin Ingenieur«, sagte er. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
    »Weiß nicht genau. Was ist geschehen?«
    »Eine Explosion«, erklärte IIb. »Die Große Pyramide, nehme ich an.«
    »Sind wir tot?«
    »Vermutlich nicht. Sie sprechen, und ich kann mich nach wie vor bewegen.«
    Dil schauderte. »Das hat nichts zu bedeuten, glauben Sie mir. Was tut ein Ingenieur?«
    »Oh, er baut Aquädukte«, sagte IIb hastig. »Wissen Sie, die Dinger kommen bald ganz groß in Mode.«
    Dil stand ein wenig unsicher auf und schwankte. »Ich brauche was zu trinken«, murmelte er, »Lassen Sie uns zum Fluß gehen.«
    Unterwegs trafen sie Teppic.
    Der junge Pharao klammerte sich an einem stumpfem Pyramidensegment fest, das einen großen Krater im Boden hinterlassen hatte.
    »Ich kenne ihn«, sagte IIb. »Er ist der Junge von der Großen Pyramide. Hockte ganz oben. Ich frage mich, wie er so etwas überleben konnte.«
    »Warum wächst Korn um ihn herum?« fragte Dil.
    »Ich meine, vielleicht gibt’s irgendeinen Effekt, wenn man sich in der Mitte des Entladungsblitzes befindet«, überlegte IIb laut. »Eine Art Ruhezone, so wie im Auge eines Strudels …« Aus einem Reflex heraus griff er nach seiner Wachstafel, ließ die Hand dann aber wieder sinken. Es geziemte sich nicht für den Menschen, über Dinge Bescheid zu wissen, die er durcheinanderbrachte. »Ist er tot?« fragte er.
    »Keine Ahnung«, entgegnete Dil und trat zurück. Er ging eine mentale Liste möglicher neuer Berufe durch. Die Polsterei erschien ihm attraktiv. Stühle standen wenigstens nicht auf und folgten einem, nachdem man Stroh hineingestopft hatte.
    IIb beugte sich über den reglosen Körper.
    »Er hält etwas in der Hand«, sagte er, griff nach dem Objekt und strich vorsichtig die schlaffen Finger des Jungen beiseite. »Geschmolzenes und dann wieder

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