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Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Pförtnerhäuschen fiel auf blondes, lockiges Haar.
    »Ihr habt’s also geschafft«, sagte Arthur und seufzte erleichtert.
    Während der vergangenen sieben Jahre hatte er sich erheblich verändert. Da der Große Orm durch Abwesenheit glänzte und nicht darauf bestand, organischen Tribut für Mangel an Frömmigkeit zu verlangen, gab Arthur schließlich die Angewohnheit auf, sich dauernd seinen Mantel über den Kopf zu ziehen. Seine zierliche Gestalt gab ihm einige berufliche Vorteile in engen Nischen und schmalen Passagen. Die angeborene Tendenz zu kanalisierter Gewalt offenbarte sich, als es Fliemoe ›Achduschreck‹ und einige seiner Kumpel für lustig hielten, die neuen Schüler in einen großen Sack zu stopfen. Sie wollten mit Arthur beginnen. Es erforderte die Kraft aller Jungen im Schlafsaal, den kleinen Knaben zu bändigen und ihm die Reste eines zerschmetterten Stuhls aus den Händen zu ziehen. Später munkelte man, Arthur sei ein Nachkomme Johann Ludorums, der als bester Assassine in der ganzen Gildengeschichte galt. Söhne toter Assassinen bekamen ein Stipendium – extra zu diesem Zweck gab es einen Sozialfonds.
    Von Anfang an hatte niemand daran gezweifelt, daß Arthur die Abschlußprüfung bestehen würde. Er brauchte keinen Nachhilfeunterricht, und man gestattete ihm den Umgang mit exotischen Giften. Vielleicht blieb er im Gildenhaus, um nach seinem Studium wissenschaftliche Arbeit zu leisten.
    Die drei jungen Männer warteten, bis die Gongs in der Stadt zweimal schlugen. Das heißt: Jeder einzelne Gong schlug zweimal und schien darauf zu warten, daß die Reihe an ihn kam. Was Uhrwerke betraf, fehlte es der Technologie in Ankh-Morpork an der notwendigen Präzision. Außerdem: Viele Bürger der Stadt stellten sich unter ›Stunden‹ etwas vor, das mit dem Kreditwesen in Zusammenhang stand.
    Das Bong-bong dauerte eine Zeitlang, und schließlich einigten sich alle Viertel der Metropole darauf, daß es mindestens fünf Minuten nach zwei war. Teppic und seine beiden Begleiter blickten stumm auf ihre Schuhe herab.
    »Tja, das wär’s«, sagte Schelter.
    »Armer Käseweiß«, murmelte Arthur. »Eine tragische Sache, wenn man genauer darüber nachdenkt.«
    »In der Tat«, bestätigte Schelter. »Er schuldet mir noch einen AM-Dollar. Nun, wir sollten jetzt aufbrechen. Ich habe eine Überraschung für uns vorbereitet.«
     
    Pharao Teppicymon XXVII. kletterte aus dem Bett und preßte sich die Hände auf die Ohren, um das Rauschen des Meeres nicht mehr zu hören. In dieser Nacht war es lauter als sonst.
    Das Donnern der Brandung nahm immer zu, wenn er die Gedanken treiben ließ. Er brauchte irgend etwas, um sich abzulenken. Eine Zeitlang überlegte er, ob er Ptraci rufen sollte, sein Lieblings-Dienstmädchen. Sie stellte wirklich etwas Besonderes dar. Ihr Gesang stimmte den Pharao immer fröhlich. Wenn sie verstummte, schien die ganze Welt heiterer zu sein.
    Oder der Sonnenaufgang. Er bot immer einen angenehmen Anblick. Teppicymon saß gern auf dem höchsten aller Palastdächer, in eine warme Decke gehüllt. Von dort aus beobachtete er, wie sich der Nebel über dem Fluß lichtete und goldener Glanz über die Landschaft strömte. Dann hatte er immer das angenehme Gefühl, erneut gute Arbeit geleistet zu haben. Obgleich er noch immer nicht genau wußte, worauf es bei einem ordentlichen Sonnenaufgang ankam …
    Seine Majestät trat in die Pantoffeln, verließ das königliche Schlafzimmer und stapfte durch den breiten Flur, der zur hohen Wendeltreppe führte. Der Schein einiger aus Binsen und Talg hergestellter Kerzen fiel auf die Statuen anderen lokalen Götter. Die Bildnisse an den Wänden zeigten Gestalten mit Hundeköpfen, Fischleibern und Spinnenarmen. Sie boten Teppicymon einen vertrauten Anblick. Ohne die entsetzlichen Darstellungen wären die Alpträume seiner Kindheit nicht annähernd so lebhaft gewesen.
    Das Meer. Er hatte es nur einmal gesehen, als Knabe. Er erinnerte sich nicht an Einzelheiten, nur an die Größe. Und das Rauschen. Und die Möwen.
    Die Möwen ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Sie schienen es weitaus besser zu haben als Menschen. Teppicymon hoffte, eines Tages als Möwe aus dem Jenseits zurückzukehren, aber solche Optionen standen einem Pharao leider nicht offen. Pharaonen kehrten nie zurück, und dafür gab es einen guten Grund: Sie gingen erst gar nicht. Sie blieben hier.
     
    »Was ist das?« fragte Teppic skeptisch.
    »Probier’s mal«, erwiderte Schelter. »Schieb’s einfach in

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