Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Boden zersplitterten. Und überall lagen erfrorene Vögel.
    Ein Schatten kroch heran. Der Pharao hob den Kopf, und durch einen dichten Tränenschleier beobachtete er den leeren Horizont. Eine königliche Kinnlade klappte voller Grauen herunter.
    Teppicymon stand auf, warf die Decke beiseite und hob beschwörend beide Arme. Doch die Sonne kehrte nicht zurück. Ich bin ein Gott, dachte er. Dies ist mein Job. Es ist meine Aufgabe, die Nacht rechtzeitig zu beenden. Und jetzt habe ich versagt. O Gott!
    Er hörte bereits die zornigen Stimmen seines Volkes, ein Donnern, das ihm entgegenflutete, immer lauter wurde und kurz darauf einen vertrauten Rhythmus bekam. Schließlich übte es keinen Druck mehr aus, sondern zog ihn mit sich, in Richtung einer nassen blauen Wüste, über der immer die Sonne schien. Schlanke Leiber kreisten am Himmel und krächzten leise.
    Teppicymon stieg auf die Zehenspitzen, neigte den Kopf zurück, breitete die Schwingen aus und sprang.
    Als er durch die Luft sauste, hörte er ein Pochen hinter sich. Und die Sonne glitt hinter Wolken hervor.
    Später hatte der Pharao ausreichend Gelegenheit, verlegen zu sein.
     
    Die drei frischgebackenen Assassinen taumelten langsam durch die Straße, liefen dabei mehrmals Gefahr, das Gleichgewicht zu verlieren und zu fallen. Aber die Schwerkraft drückte immer wieder ein Auge zu. Sie versuchten, das Lied ›Des Zauberers Stab hat einen Knauf‹ zu singen, gaben jedoch nach der zweiten Strophe auf – der Text schien viel zu kompliziert zu sein.
    »Es is’ groß un’ rund und wiecht drei …«, begann Schelter. »He, worauf bin ich gerade getre’n?«
    »Hat jemand eine Ahnung, wo wir sind?« fragte Arthur. Seine Stimme klang erstaunlich klar.
    »Wir … wir wollten zum Gildenhaus zurück«, sagte Teppic. »Aber dies ist die falsche Richtung. Vor uns fließt der Fluß. Ich meine, der Strom strömt … Ich kann ihn riechen.«
    Vorsicht klopfte an die vom Alkohol verriegelte Tür hinter Arthurs Stirn.
    »Um diese Tageszeit …«, begann er. »Äh, um diese Nachtzeit könnten sich hier gefährliche L-l … Loi … Leute herumtreiben.«
    »Ja«, brummte Schelter zufrieden. »Wir. Es schteht auf dem Zertifikat. Esch ischt mit Schnörkel und Siegel bestätigt. Beschtimmt wagt esch niemand, unsch zu beläschtigen.«
    »Genau«, pflichtete ihm Teppic bei und lehnte sich an eine nahe Wand. »Wenn uns jemand zu nahe tritt, machen wir ihn fix und fertig, und dann kriegt er noch ‘n Tritt obendrein.«
    »Genau!«
    Sie torkelten über die Messingbrücke.
    In den dunklen Schatten der Nacht trieben sich tatsächlich gefährliche Leute herum, und derzeit befanden sie sich knapp zwanzig Schritte hinter Teppic und seinen beiden Gefährten.
    Das komplexe System der Verbrecher-Gilden hat keineswegs dazu beigetragen, Ankh-Morporks Sicherheitsprobleme zu lösen. Die Gefahren sind nur wirkungsvoller gestaltet und auf ein Niveau zuverlässiger Regelmäßigkeit gehoben worden. Im Vergleich mit der alten Garde haben die wichtigsten Gilden weitaus mehr Erfolg damit, in der Stadt Ordnung zu schaffen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Wenn die Diebesgilde einen freischaffenden Dieb ohne gültige Lizenz findet, so nimmt sie ihn in Gewahrsam, beauftragt einen Sozialarbeiter mit einer genauen Milieu-Analyse und nagelt dem Verhafteten die Knie zusammen, damit es ihm während der Wartezeit nicht zu langweilig wird. 9 Es gibt immer einige abenteuerlustige Gemüter, die ein ereignis- und abwechslungsreiches Leben außerhalb des Gesetzlosen vorziehen, und fünf Männer, die dieser Beschreibung genügten, näherten sich dem Trio. Sie wollten Teppic und seinen Freunden ein schlichtes Angebot unterbreiten, das aus drei Punkten bestand: a) durchgeschnittene Kehle, b) entleerte Taschen und c) ein formloses Flußbegräbnis im Schlamm nach Wahl.
    Normalerweise hielten sich andere Leute von Assassinen fern, weil sie instinktiv spürten, daß jemand, der für sehr viel Geld mordet, nicht das Wohlwollen der Götter genießt (die es meistens vorziehen, Seelen für sehr wenig Geld oder gratis zu bekommen). Sie glaubten, so etwas zöge unweigerlich Hybris nach sich, göttlichen Zorn. Nun, die Götter sind große Befürworter der Gerechtigkeit, soweit sie Menschen betrifft; sie gehen damit so großzügig und geradezu verschwenderisch um, daß sich manchmal selbst meilenweit entfernte Personen in Salzsäulen verwandeln.
    Es sei jedoch darauf hingewiesen, daß Assassinen-Schwarz nicht immer abschreckende Wirkung

Weitere Kostenlose Bücher