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Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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erstreckte.
    »Prächtig«, wiederholte er und verzog kurz das Gesicht, als Schmerz in seinen Knien brannte. In der kommenden Nacht mußte er erneut den Fluß überqueren; es blieb ihm gar nichts anderes übrig. Er hatte viel zu lange damit gewartet. Entsetzen vibrierte in ihm, als er sich vorstellte, dem Königreich nicht mehr dienen zu können …
    »Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Dios?« fragte Teppic.
    »Gebieter?«
    »Ich glaube, Sie sind ein wenig blaß.«
    Panik huschte durch das faltige, zerfurchte Gesicht des Hohenpriesters. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf.
    »Seien Sie unbesorgt, Gebieter – ich bin bei bester Gesundheit. Es geht mir ausgezeichnet, Gebieter!«
    »Sie haben es nicht ein wenig übertrieben?«
    Diesmal war der Schrecken noch etwas deutlicher.
    »Übertrieben, Gebieter? Was?«
    »Sie sind ständig beschäftigt, Dios. Sie stehen als erster auf, gehen als letzter zu Bett. Sie sollten es ruhiger angehen.«
    »Ich lebe nur, um zu dienen, Gebieter«, sagte der Hohepriester fest. »Ich lebe nur, um zu dienen.«
    Teppic gesellte sich ihm auf dem Balkon hinzu. Die Sonne neigte sich dem Horizont entgegen und glühte auf eine von Menschen geschaffene Gebirgskette herab. Es handelte sich nur um das Zentralmassiv; die Pyramiden reichten vom Delta bis zum zweiten Katarakt, wo der Djel in den Bergen verschwand. Hinzu kam: Die Pyramiden standen auf dem fruchtbarsten Land, in unmittelbarer Nähe des Stroms. Selbst die Bauern hätten es als einen blasphemischen Frevel empfunden, etwas anderes vorzuschlagen.
    Einige der kleinen Pyramiden bestanden aus grob behauenen Steinblöcken, denen es auf geheimnisvolle Weise gelang, noch älter auszusehen als die Berge am Rande der Wüste. Nun, die Berge existierten seit dem Anbeginn der Zeit – Begriffe wie ›jung‹ und ›alt‹ blieben ohne Bedeutung für sie. Doch die ersten Pyramiden wurden von Menschen errichtet, kleinen Säcken aus denkendem Wasser, zusammengehalten von fragilen Kalzium-Ansammlungen. Sie hatten den Fels in Stücke geschnitten und ihm anschließend eine bessere Form gegeben. Die von ihnen geschaffenen Bauwerke waren alt.
    Im Laufe der Jahrtausende veränderte sich die architektonische Mode. Bei den neueren Pyramiden zog man glatte Außenflächen und hohe Spitzen vor, aber es gab auch abgeflachte Versionen mit Glimmerfliesen. Für einen guten Kletterer boten selbst die steilsten von ihnen nur einen Schwierigkeitsgrad von höchstens 1,0. Einige der Säulen und Tempel im Bereich der Pyramiden – sie wirkten wie Schleppkähne vor den Schlachtschiffen der Ewigkeit – schienen dagegen weitaus interessanter zu sein.
    Schlachtschiffe der Ewigkeit, dachte Teppic. Voller Stolz segeln sie durch den Nebel der Zeit, und alle Personen an Bord reisen in der Ersten Klasse.
    Einige Sterne hatten früher als sonst Ausgang bekommen, und Teppic sah zu ihnen empor. Vielleicht gibt es auch noch woanders Leben, überlegte er. Möglicherweise auf den Sternen. Wenn wirklich Myriaden von Universen existieren, dicht an dicht aneinandergereiht, nur durch die Dicke eines Gedankens voneinander getrennt, so muß es dort oben von den seltsamsten Wesen wimmeln.
    Aber ganz gleich, wo sie sind und welche Mühe sie sich geben, wie sehr sie sich auch anstrengen: Sie können nicht annähernd so hirnverbrannt dumm sein wie wir. Ich meine, in dieser Hinsicht haben wir eine lange Tradition. Man gab uns einen Funken Idiotie, und im Verlauf vieler hunderttausend Jahre entfachten wir ein großes Feuer daraus.
    Er wandte sich an Dios und fühlte sich verpflichtet, ihre Beziehung ein wenig zu verbessern.
    »Man spürt ihr Alter«, sagte er im Plauderton.
    »Gebieter?«
    »Die Pyramiden, Dios. Sie sind alt.«
    Der Hohepriester blickte über den Fluß. »Tatsächlich?« erwiderte er. »Ja, das stimmt vermutlich.«
    »Bekommen Sie ebenfalls eine?« fragte Teppic.
    »Eine Pyramide?« Dios dachte kurz nach. »Es ist bereits alles geregelt, Gebieter. Einer Ihrer Vorfahren war so freundlich, alle notwendigen Vorbereitungen für mich zu treffen.«
    »Das ist sicher eine große Ehre für Sie«, sagte Teppic. Dios nickte würdevoll. Normalerweise waren die Salons der Ewigkeit für die Angehörigen der königlichen Familie reserviert.
    »Natürlich handelt es sich um ein sehr kleines Exemplar. Schlicht und einfach. Aber es genügt mir völlig. Ich stelle keine hohen Ansprüche.«
    »Wirklich nicht?« erwiderte Teppic und gähnte. »Das freut mich für Sie. Nun, wenn Sie nichts dagegen

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