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Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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IIb und genoß das Wort.
    »Es wäre ein wahrer Quantensprung im Bankrott«, stellte IIa fest. »Man müßte eine neue Bezeichnung dafür erfinden.«
    »Wir könnten unseren Rivalen ein Schnippchen schlagen«, sagte IIb. »Denk nur an den enormen Reputationsvorteil.«
    »Repu …« IIa verschluckte sich fast. »Ich wußte gar nicht, daß wir ein Pleite-Wettrennen mit der Konkurrenz veranstalten.«
    »Die Pyramide wäre ein unübersehbares Zeichen architektonischer Kunst! Zahllose Menschen werden sie in den kommenden Jahrtausenden bewundern und ausrufen: ›Was Pyramiden angeht, hatte Ptaclusp echt was auf dem Kasten.‹«
    »Man wird sie ›Ptaclusps Größenwahn‹ nennen!«
    Die beiden Brüder standen auf, und nur wenige Zentimeter trennten ihre Nasen voneinander.
    »Du hast da ein Problem, Brüderchen: Du kennst die Kosten bestimmter Dinge, aber nicht ihren Wert!«
    »Dein Problem besteht darin, daß du davon … keine Ahnung hast!«
    »Es ist die Pflicht der Menschheit, Großes zu schaffen!«
    »Ja, aber auf einer soliden finanziellen Basis, bei Khuft!«
    »Das Streben nach Wissen …«
    »Das Streben nach Redlichkeit …«
    Ptaclusp überließ seine Söhne sich selbst und blickte auf den Hof. Angestellte eilten im unsteten Schein der Fackeln hin und her, machten Bestandsaufnahme.
    Der Architekt hatte ein kleines bescheidenes Unternehmen von seinem Vater übernommen: ein Lager mit Steinblöcken, ein paar Sphingen, Säulen und anderen Dingen. Hinzu kam ein Stapel unbezahlter Rechnungen, die meisten davon an den Palast adressiert: »Bedauerlicherweise haben Sie es bisher versäumt, uns einen seit neunhundert Jahren ausstehenden Betrag zu überweisen. Wir wären Ihnen außerordentlich dankbar, wenn Sie das in den nächsten Tagen nachholen könnten. Hochachtungsvoll …« Trotzdem: Damals hatte die Arbeit ziemlich viel Spaß gemacht. Der Mitarbeiterstab beschränkte sich auf ihn, fünftausend Steinschlepper und Frau Ptaclusp, die sich um die Bücher kümmerte.
    Man mußte Pyramiden bauen, sagte Vater immer. Den eigentlichen Gewinn erzielte man mit Mastabas, kleinen Familiengräbern, Gedenksäulen und Instandhaltungsarbeiten in der Nekropolis. Aber wenn man keine Pyramiden errichtete, war man bald aus dem Geschäft. Selbst der einfachste Knoblauchpflanzer, der nach etwas Dauerhaftem suchte (vielleicht mit preisgünstigen grünen Marmorsplittern), wandte sich nur an einen Architekten, der ordentliche Pyramiden vorweisen konnte.
    Ptaclusp beherzigte den Rat seines Vaters. Er baute gute stabile Pyramiden. Ständig achtete er darauf, daß die Anzahl der Seiten stimmte, daß die Mauern fest genug waren, um nicht während der nächsten fünftausend Jahre vom Sand abgeschabt zu werden. Und tatsächlich: Er bekam auch lohnende Aufträge …
    Die größte Pyramide auf der ganzen Scheibenwelt – was für eine Herausforderung!
    Und sie mußte in drei Monaten fertig sein …
    Wenn nicht, drohten schreckliche Strafen. Dios hatte vergessen darauf hinzuweisen, wie schrecklich die Strafen sein würden, aber Ptaclusp wußte, daß es dem Hohenpriester nicht an Phantasie mangelte. Er dachte an die Krokodile im Fluß – sie erschienen ihm schrecklich genug.
    Ptaclusp sah an den langen Reihen der Statuen entlang, und sein Blick verweilte kurz auf Hut dem Geierköpfigen Gott Unerwarteter Besucher – ein Bildnis, das er vor Jahren beim Ausverkauf eines Konkurrenten erworben hatte. Einer seiner Kunden lehnte es ab, weil er Schnäbel nicht ausstehen konnte, und selbst ein großzügiger Rabatt bewegte ihn nicht dazu, seine Meinung zu ändern. Tja, gewisse Verluste mußte man hinnehmen.
    Die größte Pyramide aller Zeiten …
    Und nachdem man sich abgemüht hatte, um den Majestäten eine Fahrkarte in die Ewigkeit zu geben – bekam man dann die Erlaubnis, die langjährigen Erfahrungen für eigene Zwecke zu verwenden? Für ein hübsches Pyramidchen, in dem sich Herr und Frau Ptaclusp zur vorletzten Ruhe legen konnten, bevor sie in der Unterwelt ein neues Leben begannen? Natürlich nicht. Selbst Vater hatte sich nur eine kleine Mastaba leisten dürfen. Oh, sicher, es war eine der besten am ganzen Fluß; der rote Marmor stammte aus dem fernen Wiewunderland, und viele Leute wünschten sich ein ähnliches Grab. Das Geschäft erlebte dadurch einen neuen Aufschwung, und das lag sicher auch in Vaters Interesse …
    Die größte Pyramide aller Zeiten …
    Und man würde sich überhaupt nicht daran erinnern, wer darin bestattet lag.
    Es spielte keine

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