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Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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man ihm langsam das Fleisch von den Knochen. Er gewann den recht unangenehmen Eindruck, so wichtig zu sein wie eine Eintagsfliege. Er war eine notwendige Eintagsfliege, sicher, eine Eintagsfliege, der gewisser Respekt gebührte – aber trotzdem ein Insekt mit allen entsprechenden Rechten. In Dios’ starrem brennenden Blick blieb ihm so viel freier Willen wie unbeschwerten Papyrusrollen während eines heulenden Orkans.
    »Es ist der erklärte Wille des Pharaos, in einer Pyramide bestattet zu werden«, sagte Dios. Der Schöpfer mußte einen ähnlichen Tonfall benutzt haben, als er den Mond und die Sterne plante.
    »Äh«, machte Teppic.
    »Dem Pharao steht die beste aller Pyramiden zu«, sagte der Hohepriester.
    Teppic gab auf.
    »Oh«, erwiderte er. »Ja. Gut. In Ordnung. Die beste der besten. Völlig klar.«
    Ptaclusp lächelte erleichtert, schwang eine Wachstafel herum, griff in die Tasche des staubigen Umhangs und holte einen Stift hervor. Es kam darauf an, das Geschäft so schnell wie möglich abzuschließen. Wenn man in einer solchen Situation zögerte, saß man plötzlich auf eins Komma fünf Millionen Tonnen reserviertem Kalkstein fest.
    »Wir nehmen also das Standardmodell, o Wasser in der Wüste?«
    Teppic sah Dios an, der ins Nichts starrte, die Bulldoggen der Entropie allein mit Willenskraft zum Gehorsam zwang.
    »Wie wär’s mit einer größeren Version?« schlug der Sohn des verstorbenen Teppicymons hilflos vor.
    »Die Ausführung Superluxus Läßt Keine Wünsche Offen«, sagte Ptaclusp. »Ein ausgesprochen exklusives Modell, o Fundament des Universums. Überdauert mindestens zwei Ewigkeiten. In diesem Äon bieten wir auch verschiedene Formen von parakosmischer Bedeutung, die der Struktur ohne zusätzliche Kosten hinzugefügt werden. Gratis sozusagen.«
    Er hob erwartungsvoll den Kopf, hielt unwillkürlich den Atem an.
    »Ja«, sagte Teppic. »Ja, klingt gut.«
    Dios holte tief Luft. »Der Pharao verlangt mehr als nur das«, verkündete er.
    »Tatsächlich?« fragte Teppic skeptisch.
    »Ja, Gebieter«, bestätigte Dios glatt. »Es ist Ihr Wunsch, daß man ein besonders großes Monument für Ihren Vater errichtet.« Ein Wettkampf, dachte Teppic. Die Regeln sind mir unbekannt. Ich weiß nicht einmal, worum es geht. Himmel, ich werde verlieren.
    »Sind Sie ganz sicher? Oh. Ja. Äh. Vermutlich haben Sie recht. Ja.«
    »Eine Pyramide, wie man sie an den Ufern des Djel noch nie zuvor gesehen hat«, sagte Dios. »So lautet der königliche Befehl. Es ist nur recht und billig.«
    Billig wohl kaum, dachte Teppic.
    »Ja, ja, etwas in der Art«, erwiderte er. »Äh. Zweimal die normale Größe«, fügte er verzweifelt hinzu und stellte zufrieden fest, daß er Dios für den Bruchteil einer Sekunde aus der Fassung brachte.
    »Gebieter?«
    »Es ist nur recht und billig«, sagte Teppic.
    Der Hohepriester setzte zu einem Einwand an, bemerkte Teppics Gesichtsausdruck und klappte den Mund wieder zu.
    Ptaclusp schrieb eifrig, und sein Adamsapfel hüpfte auf und ab. Eine solche Chance bekam man nur einmal in seinem Berufsleben.
    »Ich schlage eine hübsche schwarze Marmorfassade vor«, murmelte er, ohne aufzusehen. »Für die Außenseite. Vielleicht haben wir im Steinbruch gerade genug Material. O König der Himmelsaugen«, sagte er rasch.
    »Gute Idee«, antwortete Teppic.
    Ptaclusp griff nach einer zweiten Wachstafel. »Soll der Schlußstein aus Elektrum bestehen? Es ist billiger, ihn gleich von Anfang an einzuplanen. Manche Kunden entscheiden sich zuerst für Silber, und später sagen sie dann: Ach, hätte ich doch nur …«
    »Elektrum, ja.«
    »Und die üblichen Büroräume.«
    »Wie bitte?«
    »Die Grabkammer und das Vorzimmer. Ich empfehle das Modell Memphis. Es genügt selbst den höchsten Ansprüchen und berücksichtigt auch einen Raum, in dem man diverse Schätze unterbringen kann. Sie wissen schon: all die kostbaren Dinge, die man nicht zurücklassen möchte.« Ptaclusp drehte die Tafel um und nahm sich die andere Seite vor. »Außerdem natürlich eine ähnliche Suite für die Königin, nehme ich an? O Pharao, der niemals stirbt.«
    »Äh? O ja«, sagte Teppic und warf Dios einen kurzen Blick zu. »Ja, genau. Das ganze Drum und Dran.«
    »Und dann das Labyrinth«, fuhr Ptaclusp fort und versuchte, seine Stimme möglichst ruhig klingen zu lassen. »Sehr beliebt in dieser Epoche. Und auch wichtig. Ich meine, es hat keinen Sinn, ein Labyrinth hinzuzufügen, nachdem die Grabräuber ihre Säcke gefüllt haben.

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