Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
dein Verhalten kaum etwas Göttliches.«
    »Ach? Nun. Äh.« Teppic entwickelte das Zögern allmählich zu einer Kunst. Ptraci neigte dazu, alles wortwörtlich zu verstehen, und angesichts einer derartigen Haltung mußte er gründlich über seine Sätze nachdenken, bevor er sie der Welt anvertraute.
    »Ich bin ziemlich begabt, wenn es darum geht, die Sonne über den Horizont steigen zu lassen«, sagte er. »Obwohl ich nicht genau weiß, wie man es anstellt. Und Flüsse. Wenn du möchtest, daß irgendwelche Flüsse über die Ufer treten, kannst du dich getrost an mich wenden. Wir, äh, Götter verstehen unser Handwerk.«
    Er unterbrach sich, als ihm etwas einfiel.
    »Ich frage mich, was dort drin ohne meine Gegenwart geschieht«, murmelte er.
    Ptraci stand auf und ging zur Schlucht.
    »Wohin willst du?«
    Die junge Frau drehte sich um. »Nun, Herr König, Gott, Assassine oder was auch immer: Kannst du Wasser beschwören?«
    »Hier?«
    »Ich meine Wasser zum Trinken. Selbst wenn der schmale Riß einen breiten Fluß enthält – wir kommen nicht an ihn heran, oder? Also müssen wir versuchen, unseren Durst woanders zu stillen. Ich glaube, sogar Pharaonen können eine so einfache Logik verstehen.«
    Teppic folgte Ptraci hastig und näherte sich dem Gebüsch, hinter dem Du Mistvieh lag. Das Kamel preßte Hals und Kopf an den Boden, vertrieb sich die Zeit damit, seine Ohren in der Hitze hin und her zu neigen. Gleichzeitig verwendete es die von Du Hinterhältiger Treter entwickelten semistabilen Integralsätze, um einige interessante zissoide Zahlen zu berechnen. Ptraci gab dem Tier einen ärgerlichen Tritt.
    »Weißt du, wo wir Wasser finden können?« fragte Teppic.
    … e/27. Elf Meilen …
    Ptracis Augen funkelten über antimonschwarzen Ringen. »Soll das heißen, du weißt es nicht? Du wolltest mich in die Wüste bringen, ohne eine Ahnung zu haben, wo sich Wasser befindet?«
    »Nun, ich hoffte eigentlich, vorher Gelegenheit zu bekommen, einige Schläuche und Beutel zu füllen.«
    »Du hast nicht einmal daran gedacht!«
    »Hör mal, wie sprichst du eigentlich mit mir? Ich bin der Pharao.« Teppic klappte den Mund zu.
    Kurz darauf öffnete er ihn wieder. »Du hast völlig recht«, gestand er ein. »Ich habe wirklich nicht daran gedacht. In meiner Heimat … Ich meine, in meiner anderen Heimat regnet’s jeden Tag. Tut mir leid.«
    Ptraci runzelte die Stirn. »Wer regnet jeden Tag?« fragte sie argwöhnisch.
    »Der Regen. Du weißt schon. Tropfenförmiges Wasser, das vom Himmel fällt. Und so.«
    »Welch komische Vorstellung! Außerdem habe ich noch nie jemanden kennengelernt, der zwei Heimaten hat.«
    Teppic schnitt eine Grimasse. »Ich komme von Ankh-Morpork. Und ich bin hier geboren. Ich meine, nicht direkt hier, sondern in dem Riß dort drüben.« Er ächzte leise. »Im Djel-Tal, meine ich. Im Palast, um ganz genau zu sein. Als Sohn des Pharaos.« Er gab es auf, drehte den Kopf und hielt nach der haarfeinen Spalte im Fels Ausschau. Man konnte sie recht deutlich erkennen, wenn man genau wußte, wonach es Ausschau zu halten galt. Sie reichte zu beiden Seiten an der Schlucht empor, ein vertikaler Riß, so breit wie eine Linie. Zufälligerweise enthielt er ein komplettes Fluß-Königreich und siebentausend Jahre Geschichte.
    Teppic haßte jede Sekunde, die er dort verbracht hatte. Und nun war er ausgeschlossen. Seltsam: Weil er nicht zurückkehren konnte, wollte er zurück. Soviel zur Logik menschlicher Wünsche.
    Er trat darauf zu und hob die Hand vor ein Auge. Wenn man anschließend den Kopf ein wenig zur Seite drehte …
    Djelibeby zuckte vorbei und verschwand wieder. Teppic versuchte es noch einige Male, aber sein Reich versteckte sich vor ihm.
    Und wenn er die Felsen wegräumte? Nein, dachte er. Das nützt nichts. Es handelt sich um eine Linie. Linien haben weder Breite noch Dicke. Das ist eine allgemein bekannte Tatsache der Geometrie.
    Er hörte, wie Ptraci von hinten an ihn herantrat, und einen Sekundenbruchteil später spürte er ihre Hände am Hals. Teppic fragte sich kurz, ob sie den Kartharitischen Todesgriff kannte, doch die Finger der jungen Frau beschränkten sich darauf, Muskeln zu massieren. Ihr Geschick sorgte dafür, daß die Anspannung ebenso rasch schmolz wie Fett in einer heißen Pfanne. Teppic schauderte wohlig.
    »Das tut gut«, murmelte er.
    »Wir Dienstmädchen haben eine entsprechende Ausbildung hinter uns«, sagte Ptraci. »Meine Güte, die Knoten in deinen Sehnen sind so groß wie

Weitere Kostenlose Bücher