Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt
des
Mannes erkannte, Ahmed lachte.
»Ich werde die Sonne morgen nicht
mehr aufgehen sehen«, sagte er, und Wahnsinn flackerte in seinen schwarzen
Augen wie der Schein seiner Laterne in der Finsternis. »Doch Allah in seiner
unendlichen Güte hat mir ein letztes Vergnügen
beschert.«
Charlotte wich entsetzt zurück.
»Rühren Sie mich nicht an!«
Ahmed packte ihren Arm, bevor sie
die Flucht ergreifen konnte. »Schade, daß ich keine Zeit hatte, Sie vorher zu
erziehen«, flüsterte er rauh. »Aber deine widerspenstige Natur stellt eine
nicht minder köstliche Herausforderung für mich dar. Komm, dann zeige ich dir,
wozu eine Frau geschaffen ist.«
Charlotte umklammerte mit einer Hand
das Zellengitter, aber Ahmed war stärker, riß sie los und stieß sie auf die Tür
zu, die aus dem Gewölbe führte.
Vierzehn
Ahmed zerrte Charlotte an den Haaren
weiter, und da er nur selten benutzte Gänge einschlug, begegneten sie keinem
von Khalifs Männern. Obwohl Charlotte wußte, daß aus dieser Richtung keine
Hilfe zu erwarten war, gab sie sich jedoch noch nicht geschlagen. Sie war fest
entschlossen, die Waffe, die Rashad ihr gegeben hatte, zu benutzen, falls es
sich als nötig erweisen sollte, und würde nicht zögern, Ahmed zu erschießen,
so wie ihr Vater und ihr Onkel vor Jahren bei einem Ausbruch von Tollwut kranke
Hunde und infizierte Ratten erschossen hatten.
Nachdem sie eine endlose Reihe von
Korridoren und verstaubten Räumen durchquert hatten, stieß Ahmed Charlotte
durch den bogenförmigen Eingang eines großen Gemachs.
Hier war es erstaunlich sauber, und
parfümierter Rauch stieg aus mehreren kupfernen Kohlebecken auf. Ein männlicher
Sklave spielte gesenkten Blicks und mit vor Anspannung zitternden Gliedern auf
einem Instrument, das einer Leier ähnelte. Eine riesige Couch dominierte den
Raunt, mit Kissen aller Formen und Farben bedeckt und verblichene
Wandteppiche, die Hunderte von Jahren alt sein mußten, zierten die Wände.
Wenn Charlotte nicht so besorgt
gewesen wäre, hätte sie mit Freuden die neue Umgebung erforscht. Aber so konzentrierte
sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf Ahmeds Bewegungen.
»Niemand wird uns hier suchen«,
klärte er sie lächelnd auf. »Zumindest eine Weile nicht.« Der Blick seiner
dunklen Augen glitt mißbilligend über ihre schmutzige, zerfetzte Robe. »Du siehst
aus wie eine Straßendirne«, stellte er angewidert fest. »Du brauchst ein Bad,
bevor wir uns der Liebe widmen.«
»Liebe?« versetzte Charlotte,und es klang
viel tapferer, als sie sich fühlte. »Wenn ich heute etwas gegessen hätte, würde
ich mich jetzt erbrechen!«
Ahmed lachte. »Ah, Charlotte, meine
süße Charlotte! Du bist ein richtiger >Wildfang<, wie die Europäer sagen.
Es wird
eine interessante Erfahrung sein,
dich zu zähmen.« Darauf klatschte er in die Hände und sagte etwas in Arabisch
zu dem Sklaven.
»Das bedeutet doch wohl nicht, daß
wir jetzt verheiratet sind?« bemerkte Charlotte steif und bezog sich damit auf
das Händeklatschen. »Ich habe schon einen Mann — obwohl das einen Skunk wie Sie
wohl kaum belasten dürfte.«
»Skunk?« wiederholte Ahmed
nachdenklich. »Das ist eine Beleidigung, vermute ich.«
»Worauf Sie sich verlassen können!«
versetzte Charlotte. »Ein Skunk ist ein Stinktier.«
Der Blick, mit dem Ahmed sie
bedachte, verriet das ganze Ausmaß seines Hasses. »Deine Dreistigkeit ist
ermüdend, Mrs. Trevarren. Sei lieber still, wenn du nicht willst, daß ich dich
die Peitsche spüren lasse.«
Obwohl Charlotte entschlossen war,
sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen, erblaßte sie vor Schreck, und Ahmed
war anzusehen, daß er ihre Furcht genoß. »Lassen Sie mich gehen«, sagte sie
nach langem Schweigen. »Ich habe Ihnen nichts getan.«
Ahmed verdrehte die Augen. »Es ist
keine Frage der Rache«, erwiderte er ungeduldig. »Ich begehre dich und nehme
mir deshalb das Recht, dich zu besitzen.«
Der Sklave hatte eine kupferne
Sitzbadewanne mit heißem Wasser gefüllt. Auf ein Nicken von Ahmed hin nahm er
wieder sein Spiel an der Leier auf.
»Und meine Gefühle sind dabei völlig
nebensächlich?« fragte Charlotte spitz, obwohl sie wußte, wie sinnlos ein
solcher Einwand war.
»Absolut«, bestätigte Ahmed flach.
»Und jetzt zieh dich aus und bade. Sorg dafür, daß auch dein Haar sauber wird.«
Charlotte verschränkte die Arme.
»Von mir aus können Sie zum Teufel gehen!«
Ahmed seufzte und schlug Charlotte
so hart ins Gesicht, daß sie taumelte und ihre Hand
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