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Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Titel: Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt Kostenlos Bücher Online Lesen
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lehnten sich an die steinernen
Mauern. Die Luft in dem geheimen Zimmer wurde immer heißer und stickiger, das
Atmen immer mühseliger. Charlotte wurde von einem dringenden menschlichen
Bedürfnis gequält, und ihre Muskeln begannen sich zu verkrampfen. Sie dachte an
Patrick, an seine sture Entschlossenheit, >sie zu beschützen< — und
begann angesichts der Ironie all dessen hysterisch zu kichern.
    Alev schaute sie befremdet an, und
einige andere Frauen auch.
    Charlotte hielt es für wichtig,
ihnen klarzumachen, daß sie nicht den Verstand verloren hatte. »Ich dachte
gerade nur, wie komisch es ist, daß Patrick mich in Riz zurückließ, weil er
mich hier in Sicherheit glaubte.«
    Ihre Freundin schien nichts
Humorvolles daran zu finden.
    Eine weitere Stunde verging, dann
noch eine, und das Licht, das durch die Ritzen in der Decke fiel, wurde
schwächer. Schließlich wurde es ganz dunkel, die Frauen entzündeten mitgebrachte
Kerzen, und die Kinder begannen ein vielstimmiges Schrei- und Heulkonzert.
    Charlotte hielt das Warten nicht
mehr aus, sie stand auf und verkündete: »Wir werden jetzt die Lage selbst in
die Hand nehmen.«
    Alev erhob sich, nachdem sie ihr
Kind einer anderen Frau in den Arm gedrückt hatte, und stemmte ärgerlich die
Hände in die Hüften. »Was hast du denn jetzt schon wieder vor?« fuhr sie
Charlotte an. »Es gibt kein besseres Versteck für uns — nicht einmal die Türken
haben diesen Raum gefunden, als sie während der Herrschaft von Khalifs
Großvater Riz eroberten!«
    »Wir brauchen Nahrung und Wasser«,
gab Charlotte nüchtern zu bedenken. »Außerdem waren gar nicht mehr so viele
Piraten übrig, nachdem die Soldaten des Sultans ihr Schiff und mehrere der
Beiboote versenkt hatten. Es ist gut möglich, daß der Angriff zurückgeschlagen
ist und Rashad und die anderen uns hier drinnen vergessen haben.«
    Doch auch dagegen hatte Alev ein
Argument bereit. »Es ist auch gut möglich, Mrs. Trevarren, daß du dich irrst!
Und die Tatsache, daß einer das Versteck verläßt, könnte alle anderen in Gefahr
bringen, entdeckt zu werden!«
    Charlotte seufzte und schaute sich
in dem düsteren Raum um. »Es muß noch einen anderen Ausgang geben«, sagte sie
nachdenklich. »Wir müssen wissen, was draußen vorgeht, und außerdem könnte ich
etwas zu essen und Wasser mitbringen, wenn ich zurückkomme.«
    In fließendem Arabisch verhandelte Alev
leise mit der ältesten Ehefrau, die sich von Anfang an mit hochmütiger Miene
von den anderen entfernt gehalten hatte. Und dann, endlich, deutete die Kadin grollend auf eine Stelle im Fußboden, wo die Platten zerbrochen waren.
    Nach kurzer Untersuchung stellte
Charlotte fest, daß sich unter den Steinplatten eine Holzbohle befand, die
einen schmalen Tunnel verbarg.
    »Wohin führt er?« fragte sie, schon
fest entschlossen, den Tunnel zu benutzen.
    Eine weitere kurze Verhandlung mit
der Kadin, dann erwiderte Alev schaudernd: »Auf den Gang hinter den
Verliesen.« Ihr Gesicht war aschgrau im schwachen Kerzenschein. »Aber bitte,
Charlotte, tu es n icht — bleib hier bei uns und warte!«
    Angesichts der Ratten und anderen
Kreaturen, die sie in dem dunklen Tunnel erwarten mochten, begann Charlottes
Entschluß zu schwanken. Doch als sie die möglichen Gefahren gegen die Aussicht
abwog, tatenlos herumzusitzen und zu warten, bis sie befreit wurden, zögerte
sie nicht länger.
    »Ich komme zurück, sobald ich kann.«
Sie legte sich flach auf den Bauch und spähte in das Loch. Das Beste würde
sein, sich mit dem Kopf voran hinabzulassen und sich dann langsam in die
Freiheit vorzutasten. Sie schaute Alev an. »Falls der Palast frei von Feinden
ist, werden Rashad oder ich die geheime Tür in der Wand öffnen. Wenn nicht,
kehre ich durch den Tunnel zurück. Was immer jedoch geschehen mag, ihr könnt
sicher sein, daß ich außer dem Eunuchen niemandem verraten werde, wo ihr seid.«
    Alev mußte erkannt haben, daß
Charlotte keinen weiteren Argumenten mehr zugänglich war, denn sie nickte
grimmig und umarmte ihre Freundin.
    Der Tunnel war dunkel, feucht und an
einigen Stellen so schmal, daß Charlotte Schwierigkeiten hatte, sich hindurchzuzwängen.
Mehr als einmal wurde sie von einer lähmenden Angst erfaßt und stellte sich
vor, daß sie in der schmalen Röhre steckenblieb und unter den Grundmauern des
uralten Palastes verhungerte und verdurstete. Einmal begegnete ihr eine Ratte,
Charlotte erkannte sie an ihren in der Dunkelheit rotglühenden Augen und spürte
ihren

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