Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt
Schwäche erhoben und sie besiegt,
zumindest zeitweise.
»Gib meinem Bruder dein Schwert,
Patrick«, sagte Khalif, ohne den Blick von Ahmed abzuwenden. »Ich will nicht,
daß er mir unbewaffnet gegenübersteht.«
Patrick zögerte nicht, obwohl jede
seiner Gesten sein Widerstreben verriet. Er warf Ahmed das Schwert zu.
Während zwischen den beiden Brüdern
ein Kampf auf Leben und Tod begann, ging Patrick zu Charlotte und schloß sie in
die Arme. Aufatmend spürte sie, wie etwas von seiner Kraft auf sie überging.
»Es wurde langsam Zeit, daß du
zurückkamst, Patrick«, sagte sie vorwurfsvoll, während sie das grausame und
doch anmutige Schauspiel zwischen den beiden kämpfenden Brüdern beobachteten.
»Wie du siehst, war ich hier alles andere als sicher.«
Patrick drückte sie an sich, aber er
sagte nichts; seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Kampf. Charlotte wußte, daß
er bereit war, Khalif zu Hilfe zu eilen, falls es sich als nötig erweisen
sollte.
Doch obwohl der Sultan sehr
geschwächt war, erwies er sich als ebenbürtiger Gegner. Selbst als beide Brüder
bereits aus zahlreichen Wunden bluteten, tobte der Kampf weiter, und Charlotte,
die es nicht mehr mitansehen konnte, verbarg ihr Gesicht an Patricks Brust.
Irgendwann jedoch ertönte der
markerschütternde Schrei eines zu Tode Verwundeten, und Charlotte zwang sich,
wieder hinzuschauen. Ahmed, von der Schwertspitze seines Bruders mitten ins
Herz getroffen, war tot, bevor er zusammenbrach und auf den Boden sank.
Charlotte stöhnte auf vor Entsetzen
und Erleichterung, nahm sich jedoch zusammen, als Patrick sie stehenließ, um
seinem Freund zu Hilfe zu eilen. Khalif schwankte bedrohlich, als er, das
blutige Schwert noch in der Hand, auf seinen Bruder herabstarrte. Seine dunklen
Augen schimmerten vor ungeweinten Tränen.
»Dieser schreckliche Moment stand
uns bevor, seit Ahmed und ich Kinder waren«, sagte er schroff. »Mein Bruder
konnte keinen Frieden zwischen uns ertragen. Er hat mich schon als Kind
gehaßt.«
Patrick nahm ihm sanft das Schwert
ab. »Es ist vorbei«, sagte er. »Ahmed ist tot, und nun wirst du endlich Frieden
haben.«
Khalif nickte, starrte jedoch
weiterhin den reglosen Körper an, der zu seinen Füßen lag. Das Gesicht des
Sultans war grau von Blutverlust und Trauer.
Charlotte hatte sich soweit erholt,
daß sie wieder imstande war, an Praktischeres zu denken. Mit schuldbewußter
Miene wandte sie sich an Patrick. »Die Frauen und Kinder sind noch immer in
ihrem Versteck.«
»Rashad hat sie befreit«, sagte
Khalif, bevor er sich endlich abwandte und auf einem samtbezogenen Diwan
niederließ.
Patrick riß ein Stück Stoff von
einem Bettlaken und verband die tiefe Schnittwunde an Khalifs Oberarm. Dann
richtete er seinen Blick auf Charlotte. »Bist du wohlauf, Göttin?« fragte er
besorgt.
Charlotte nickte. »Wie hast du mich
gefunden?«
Patrick seufzte und nahm sie in die
Arme. »Es muß Gedankenübertragung gewesen sein. Ich hatte keine ruhige Minute
mehr seit unserer Abreise aus Riz, weil ich spürte, daß du in Gefahr warst. Als
ich hier ankam, hatten Rashad, Khalif und die anderen den Palast jedoch schon
zurückerobert, und als Ahmed nirgends zu finden war, führte der Eunuch uns zu
diesen Räumen hier.«
Charlotte lehnte den Kopf an
Patricks Schulter. »Früher habe ich mir ständig Abenteuer gewünscht«, seufzte
sie. »Doch jetzt habe ich bis an mein Lebensende genug davon.«
Patrick lachte und küßte sie. »Hm,
ich weiß nicht — ich habe eher das Gefühl, Mrs. Trevarren, daß unsere Abenteuer
gerade erst begonnen haben. Du ziehst Probleme an wie Honig Bienen!«
Khalif, der Charlotte schon die
ganze Zeit mit verwunderten Blicken musterte, sagte jetzt: »Rashad versicherte
mir, daß Sie mit den anderen Frauen in der geheimen Kammer waren ... bevor er
mich unter Drogen setzte und im Schrank einsperrte. Hat er seine Befugnisse
auch noch durch Lügen überschritten?«
Charlotte schüttelte den Kopf.
»Nein, er hat die Wahrheit gesagt. Ich war wirklich bei Alev und den anderen,
bis ich den Tunnel entdeckte. Und da ich der Ansicht war, daß jemand etwas
unternehmen mußte, bin ich hindurchgekrochen und habe Rashad befreit.«
»Der dann mich befreite«, versetzte
Khalif seufzend. »Ich glaube, ich werde meinem Diener sein eigenwilliges
Handeln vergeben müssen. Es besteht kein Grund, an seiner Treue zu zweifeln.«
»Nicht der geringste«, bestätigte
Charlotte.
Der Eunuch erschien kurz darauf mit
einer Gruppe von
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