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Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

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treu gedient hatte.
    Der Rest des Tages verging in
nervöser Spannung. Patrick versank mehrmals in einen unruhigen Schlaf, aus dem
er jedoch stets nach kurzer Zeit erwachte. Wenn er wach war, starrte er wie in
Trance zu seinem Schiff hinaus und verschlang es mit seinen Blicken wie eine
bezaubernde, doch für ihn unerreichbare Frau.
    Bei Einbruch der Nacht kleidete er
sich an und schleppte sich auf die Terrasse. Charlotte hielt sich dicht neben
ihm, um zu verhindern, daß er stürzte.
    Den ganzen Tag waren Boote zwischen
Schiff und Küste hin- und hergefahren, um an Land zu bringen, was noch zu retten
war. Nun waren sie zu ihrer letzten Fahrt aufgebrochen, mit Pechfackeln und
Kanistern mit Petroleum beladen.
    Auf Patricks Anweisung hin wurde die Enchantress vom Heck bis zum Bug mit Petroleum übergossen und in Brand
gesetzt. Als die ersten Flammen aufloderten, kletterten die Männer flink in die
Boote, und einige sprangen sogar ins Wasser, als der stolze Klipper in Flammen
aufging. Charlotte schob ihre Hand unter Patricks Arm, als die Flammen am Mast
emporzüngelten, über die Takelage tanzten und das Segel erfaßten.
    Das brennende Schiff bot ein
beeindruckendes Schauspiel vor dem nachtschwarzen Himmel. Im Widerschein der
Flammen sah Charlotte eine Träne über Patricks blasse Wange rollen. »Die
Wikinger pflegten ihre Schiffe zu verbrennen, wenn sie sie nicht mehr
gebrauchen konnten«, sagte er heiser, als das erste große Feuer verlosch und
die Enchantress nur noch ein rauchendes Skelett war.
    Charlotte legte den Kopf an Patricks
Arm und weinte leise. »O Patrick — es ist, als würde man ein geliebtes Wesen
sterben sehen. Was wirst du nur ohne dein Schiff anfangen?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte er
tonlos.
    Die Enchantress brannte fast
die ganze Nacht, und Patrick weigerte sich, ins Haus zu gehen. Erst als das
Schiff sich im letzten Todeskampf nach vorne neigte und versank, stieß er ein
trockenes Schluchzen aus, wandte sich ab und stolperte ins Haus.
    Auf seinem Bett brach er zusammen
und überließ sich dem flüchtigen Trost des Schlafs. Die lange Wache hatte seine
letzte Kraft erschöpft. Behutsam, um ihn nicht zu stören, ließ Charlotte sich
neben ihrem Mann nieder und schloß die Augen.
    Am nächsten Morgen wachte sie in
Gesellschaft eines Fremden auf, der Patrick nur rein äußerlich zu ähneln
schien. Er saß aufgerichtet am Kopfende des Betts und musterte Charlotte so
gleichgültig, als ob er sie noch nie gesehen hätte.
    »Geh«, sagte er kalt.
    Schlaftrunken, verwirrt und bis auf
den Grund ihrer Seele verwundet, schaute Charlotte ihn aus großen Augen an.
»Patrick ...«
    Er maß sie mit ausdruckslosem Blick.
»Ich sagte, geh!«
    Charlotte, die begriff, daß
wenigstens einer von ihnen Vernunft bewahren mußte, stand ruhig auf und hielt
Patricks abweisendem Blick stand. »Ich verstehe, daß du mit deiner Trauer um
die Enchantress allein sein willst«, sagte sie und streckte die Hand
aus, um sein Gesicht zu berühren. Aber er wich ihr aus, und da fügte sie kühl
hinzu: »Sobald du dir darüber im klaren bist, daß du eine richtige Frau
brauchst, eine aus Fleisch und Blut, mit Herz und Verstand, statt einer
hölzernen Geliebten mit Mast und Segeln, werde ich in deiner Nähe sein.«
    Patrick ewiderte nichts, schaute Charlotte nicht einmal an.
    Sie straffte die Schultern und ging
wortlos hinaus.

Siebzehn
    Während Patrick seinen düsteren Gedanken
nachhing, beschloß Charlotte, das Haus und den Garten zu erforschen.
    Das Erdgeschoß war weitläufig und
elegant, sowohl von der Aufteilung wie von der Einrichtung her. Die Räume waren
hell und freundlich, die Fenster boten einen beeindruckenden Ausblick auf
gepflegte Rasenflächen, farbenprächtige Blumenbeete und exotische Sträucher,
hinter denen blau das Meer schimmerte.
    Charlotte war so entzückt, daß sie
das Gefühl hatte, endlich nach Hause gekommen zu sein. Tränen stiegen in ihren
Augen auf. Obwohl sie noch nie auf dieser Insel gewesen war, schien ihre Seele
sich dieses Orts zu erinnern und schon lange nach ihm gesehnt zu haben.
    Sie war fasziniert von Patricks
Arbeitszimmer, das Hunderte ledergebundener Bücher enthielt und mit kostbaren
Perserteppichen und bequemen Ledersesseln ausgestattet war. Ein massiver
Schreibtisch aus feinstem Mahagoni war mit kunstvollen Schnitzereien versehen.
    Der Raum spiegelte auf nahezu
perfekte Weise Patricks Persönlichkeit wider, und die Erkenntnis vermittelte
Charlotte neue Hoffnung. Der Kapitän war stark,

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