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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Titel: Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
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würden
seine Freunde ihn nicht erkennen. Mir ist er wahrscheinlich auch nur aufgefallen,
weil ich alle Dorfbewohner kenne.«
    »Ich frage mich, was er vorhat«,
sagte Annie nachdenklich.
    Mr. Barrett lächelndes Gesicht war
ernst geworden, und er nahm einen großen Schluck aus der Weinflasche. »Was
immer Ihr Vater beabsichtigen mag, Miss Trevarren, ich kann nur hoffen, daß es
ein brillanter Plan ist. Rafaels Leben könnte davon abhängen.«
    Annies Kehle wurde eng vor Tränen,
aber sie ließ ihnen keinen freien Lauf. »Ja«, meinte sie und fügte ein stummes
Stoßgebet hinzu, daß Rafael nicht an seinem Fieber starb, bevor er gerettet
werden konnte.
    Als sie gegessen hatten, ging Mr.
Barrett wieder hinaus, vermutlich, um einen Weg in die Burg zu suchen. Annie
widerstrebte es, den Schuppen zu verlassen, nicht, weil sie die Rebellen
fürchtete — obwohl es natürlich so war —, sondern weil sie nicht riskieren
wollte, ihrem Vater zu begegnen.
    Sie wartete mehrere Stunden, wurde
immer rastloser und ungeduldiger dabei, bis sie es nicht mehr aushielt und den
Schuppen verließ, um einer dringenden Angelegenheit in den Büschen nachzugehen.
Danach stieg sie wieder in den Tunnel hinunter, weil sie Rafael nahe sein
wollte, selbst wenn sie nicht an ihn herankam, aber sie hatte erst knapp etwas
über die Hälfte des langen Ganges hinter sich zurückgelegt, als er vor ihr
einstürzte.
    Sie erstarrte in jäher Panik,
während nur wenige Schritte von ihr entfernt jemand fluchte und sagte: »Diese
verdammten Tunnel. Wenn's nach mir ginge, würde ich die ganze Burg
niederbrennen.«
    Du Barbar, dachte Annie und wagte nicht einmal
zu atmen.
    Als jedoch Erde auf sie
herniederprasselte und sie sich vorstellte, lebendig begraben zu werden, zwang
Annie sich, umzukehren. Im Schuppen schlief sie wieder eine Weile, und als sie
erwachte, geschah es mit einem grauenerregend intensiven Gefühl der
Dringlichkeit.
    Die Nacht wich langsam zurück, und
Rafael sollte beim ersten Tageslicht gehängt werden.
    Vielleicht, dachte Rafael in seinem Fieberwahn, als er auf die
Beine gerissen und halb aus seiner Zelle getragen, halb herausgezerrt wurde, wäre
es gar nicht so schlecht, zu sterben. Er war ohnehin fast tot, soweit er
das beurteilen konnte, und obwohl er zutiefst bedauerte, Annie verlassen zu
müssen, war keine Angst in ihm.
    Annie. Er lächelte, ein wenig verzerrt
vielleicht, und wehrte sich nicht, als seine Hände hinter seinen Rücken gezogen
und an den Gelenken zusammengebunden wurden. Ein- oder zweimal hatte er
geglaubt, Annie seinen Namen rufen zu hören. Es war natürlich nur ein Traum
gewesen, weil sie inzwischen weit, weit fort war — Gott sei es gedankt.
    Sie passierten irgendwie die
unterirdischen Gängen, stiegen eine Treppe hinauf, und dann waren sie im
Burghof. Fackeln loderten im frühmorgendlichen Dämmerlicht, und es waren
überraschend wenige Zuschauer zu sehen. Rafael wußte nicht, ob er darüber
erfreut oder gekränkt sein sollte.
    Jetzt, wo die Burg eingenommen war,
vermutete er, würden die aufständischen Truppen irgendwo anders im Einsatz
sein.
    Ein Mädchen, das er als Annies Zofe
Kathleen erkannte, näherte sich ihm mit blassem Gesicht und einem Becher
Wasser. Sie hob ihn sanft an seine Lippen, und er nippte an dem kühlen Naß.
    »Gott sei mit Euch, Hoheit«,
wisperte sie, bevor seine Wächter ihn die erste Stufe zum Schafott
hinaufstießen.
    Der Galgen ragte hoch über ihm auf,
doch Rafael setzte unerbittlich einen Fuß vor den anderen. Er erinnerte sich an
Bruchstücke eines Liedchens, das seine Gouvernante ihn als Kind gelehrt hatte,
irgend etwas über Jakobs Leiter, die es zu besteigen galt.
    Am Fuß des Galgens wartete ein
Priester, aber er war nicht derselbe Mann, der Rafael und Annie getraut hatte.
Tatsächlich hatte Rafael diesen untersetzten, stiernackigen Kerl noch nie
gesehen. Er runzelte schon die Stirn, um seinen Namen zu erfragen, doch ein
warnender Blick des Priesters hielt ihn davon ab.
    Rafael zuckte die Schultern und
begann zu summen. Wir besteigen ... Jakobs Leiter ...
    Ein Klappern auf den hölzernen
Stufen hinter ihm lenkte ihn einen Moment lang ab, und als Rafael sich
umdrehte, ebenso wie der Henker und der Priester, sah er Annie auf sich
zustürzen, von Kopf bis Fuß mit Schmutz und Staub bedeckt.
    Er sagte sich, es müsse eine
Halluzination sein, doch sie umarmte ihn schluchzend, und da begriff er, daß
sie Wirklichkeit war. Annie in Sicherheit zu wissen war sein einziger Trost
gewesen,

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